Duisburg. Zum 40. Rhein-Ruhr-Marathon haben 800 Läuferinnen und Läufer mehr gemeldet als zum gleichen Zeitpunkt 2022. Familie Wehr sorgt für Highlight.
Christoph Heesen kam vor einem Jahr aus dem Nichts. Und ist auch dahin wieder verschwunden. „Ich finde ihn in keinen Läuferlisten“, schüttelt Jörg Bunert, Mitorganisator des Rhein-Ruhr-Marathons und Duisburgs Vorzeigelaufsportler, über den Sieger von 2022 den Kopf. Doch in der Starterliste für den 40. Lauf quer durch Duisburg, da taucht Heesen wieder auf: „Also gehe ich mal davon aus, dass er wieder ganz vorne landen wird.“ Ob es erneut zum Sieg reicht, wenn am Sonntag um 8.30 Uhr der Startschuss für die Läuferinnen und Läufer ertönt, die die vollen 42,195 Kilometer unter die Fußsohlen nehmen, wird sich zeigen. Da in Duisburg nach wie vor kein Startgeld für Spitzenläufer gezahlt wird, ist oft unklar, wer aus dem Spitzenbereich dennoch an den Start geht.
„Ja“, ruft Uwe Busch, der Geschäftsführer des Stadtsportbundes, kurz nach dem Pressegespräch am Dienstagnachmittag. „Er hat gemeldet.“ „Er“ ist Maciek Miereczko, gebürtiger Pole – und aktueller Sieger des Madeira-Marathons. „Das ist beeindruckend. Dort ist es extrem hügelig, ein anspruchsvoller Lauf“, nickt Bunert, als Busch davon berichtete, dass der 43-Jährige sich gemeldet und gefragt habe, ob er noch starten könne. Wirklich weit ist auch sein Weg nicht. Der Mann, der 2017 den Kassel-Marathon als erster Nicht-Afrikaner gewann – was auch daran lag, dass fünf afrikanische Sportler disqualifiziert worden waren – lebt in Erftstadt und hat inzwischen auch einen deutschen Pass.
Das besondere Vater-Tochter-Team
Ob Steffen Schlegel und vielleicht auch der Niederländer Johan van der Dennen eine Chance auf einen Platz ganz vorne haben? „Das kann ich wirklich nicht sagen“, erklärt Jörg Bunert. Bei den Frauen ist die Favoritenlage etwas klarer: Katharina Wehr vom ASV Duisburg, die im Vorjahr gewann, ist erneut Favoritin. Inwieweit ihr die Chinesin Yusheng Ni gefährlich werden kann, lässt sich im Vorfeld nicht sagen. Ohnehin ist die Familie Wehr die große Geschichte des Jubiläumsmarathons. Als am 18. September 1981 der Lauf in Duisburg – der heutzutage mit Frankfurt und Berlin der älteste Citymarathon Deutschlands ist – erstmals über die Bühne ging, war Katharina Wehrs Vater Matthias am Start und kam nach 2:53 Stunden ins Ziel. Nun bei der 40. Auflage hat sich der inzwischen 64-Jährige erneut bereit erklärt, die „antike Strecke“ bewältigen zu wollen. Sein aktuelles Ziel: unter vier Stunden zu bleiben. Und am besten dann seiner Tochter zum Sieg zu gratulieren.
Wie schon vor einem Jahr traut Bunert der Titelverteidigerin bei den Frauen sogar den Gesamtsieg zu. Heißt: Schneller zu sein als alle Männer, die in Duisburg an den Start gehen. Wie wahrscheinlich das sein wird bei Temperaturen von in der Spitze von bis zu 30 Grad am Sonntag, sei mal dahingestellt. „Katharina geht die Läufe zudem immer sehr vorsichtig an. Ich würde es ihr aber zutrauen“, schwärmt Bunert von der Duisburgerin.
Handbiker-Elite fehlt
Eine Sache ist neu: Wenn um 8 Uhr der erste Startschuss ertönt, werden es nicht Deutschlands beste Handbiker sein, die das Rennen eröffnen. Also jene meist querschnittsgelähmten Ausnahmesportlerinnen und -sportler, die in speziellen Liegefahrräder über die Strecke düsen. „Es war schon im vergangenen Jahr klar, dass die Elite nicht mehr nach Duisburg kommt, weil es zu viele andere Rennen gibt, in denen es auch um Qualifikationen geht“, sagt Busch. So sind zwar Handbiker dabei; sie werden aber erst kurz nach den Inline-Skatern starten. Hier richtet sich eine Bitte an die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer an der Strecke: „Bitte die Läuferduschen erst einschalten, wenn die schnellsten Inliner durch sind. Sonst wird das zu gefährlich“, sagt Busch.
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Apropos Helfer: Neben den 2000 „offiziellen“ Helferinnen und Helfern erwartet der Stadtsportbund wie eh und je viele engagierte Duisburgerinnen und Duisburger an der Strecke, die versuchen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur zu unterstützen, sondern auch mit kühlem Nass zu versorgen. „Auf die Duisburger ist Verlass“, sagt auch Bunert. Denn die Versorgung in Duisburg gilt als vorbildlich in der Läuferszene.
Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum die Teilnehmerzahlen ein Jahr früher als erwartet auf das Niveau von 2019 und damit von „vor Corona“ zurückgekehrt sind. Bis Dienstag hatten – einschließlich der bereits am heutigen Mittwoch stattfindenden Schülerläufe – 4954 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeldet. Das sind knapp 800 mehr als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Beim klassischen Marathon sind es aktuell 927 (statt 747 vor einem Jahr). „Es gibt aber schon ein paar Ummeldungsanträge zum Halbmarathon“, sagt Busch.
30 Grad sind eben doch eine ganze Menge.