Duisburg. Im Spiel zwischen Genc Osman und Fichte Lintfort war alles geboten. Der Trainer wusste am Ende nicht, wie er den Ausgang verarbeiten sollte.
Ilyas Basol stand nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen an der Oberhauser Allee und war von den zuvor erlebten 95 Minuten gezeichnet. Mehrfach fasste sich der Trainer des Fußball-Landesligisten SV Genc Osman an den Kopf, ehe er sich halbwegs gesammelt hatte und Worte fand. „Was soll ich jetzt mit diesem Ergebnis machen?“, fragte er sich dann. Eine Antwort darauf fiel nicht einfach, denn seine Mannschaft hatte ihm beim 4:4 (0:2)-Unentschieden gegen Fichte Lintfort eine wahre Achterbahn der Gefühle beschert, mit dem er sich wohl für den Rest der Woche zu befassen hat.
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Eine Stunde lang hatte es nach dem nächsten bitteren Tiefschlag im Kampf gegen den Abstieg aus der Landesliga ausgesehen. Erst vor zwei Wochen hatte das so namhaft besetzte Genc-Team gegen einen spielerisch limitierten Gegner wie die SV Hönnepel-Niedermörmter eine peinliche 0:6-Klatsche kassiert, nun waren die Hausherren wieder auf dem besten – oder eher schlechtesten Weg – dorthin. Mit 3:0 führten die Gäste vom linken Niederrhein da schon und wussten womöglich gar nicht so recht selber, warum.
Fichte Lintfort trifft nach 16 Sekunden
Das vermeintliche Fiasko nahm nach nur 16 Sekunden seinen Anfang. Es sah völlig harmlos aus: Anstoß, ein bisschen hinten herum spielen, Rückgabe zu Steffen Herzog, der mit dem Kopf zurück zu Muhammed Sadiklar . . . aber wo kam da auf einmal der Lintforter Robin von Radecke her, der vor dem Genc-Schlussmann in die Flugbahn des Balles spritzte und diesen zur allgemeinen Verblüffung ins Netz beförderte? Das war schon ein bitterer Start, den Genc Osman sich da mal wieder selber produziert hatte.
Immerhin war der Wille da, die Sache zu drehen. Die Basol-Elf erspielte sich Chancen, richtig gute teilweise. Die beste davon ließ Kapitän Haluk Türkeri aus, der die Kugel aus acht Metern unter die Latte knallte, von wo sie aber vor der Linie wieder aufprallte (37.). Dann war die erste Hälfte fast vorüber, als eine vermeintlich harmlose Flanke in den Strafraum flog, Mo Sadiklar und Innenverteidiger Hussein Alameddine sich aber gegenseitig behinderten und Fichtes Marvin Ehis ins leere Tor schieben konnte.
Als Gäste-Mittelstürmer Florian Ortstadt in der 57. Minute nach langem Pass erst Keeper Sadiklar und dann Alameddine austanzte und das 3:0 erzielte, war auch für Ilyas Basol „die Messe gelesen“. Erstaunlicherweise waren es nun aber die Gäste, die plötzlich alles falsch machten. Erst köpfte Julian Thiel nach einer Kücükarslan-Ecke ins eigene Tor (64.), dann schlief die ganze Abwehr bei einem Freistoß, was Emre Onur den Anschluss ermöglichte (75.). Ein sofort zurückprallender Abstoß vom Fichte-Tor landete dann bei Mert Yagci, der trocken zum Ausgleich einschoss (82.). Als dann Samet Sadiklar in der 86. Minute das 4:3 köpfte, schien es doch noch ein großer Genc-Tag zu werden. Drei Minuten später klatschte jedoch Deniz Zarifoglu im eigenen Strafraum den Ball mit der Hand weg – Elfmeter für die eigentlich so gut wie geschlagenen Lintforter. Alen Brajic verwandelte souverän und schickte Ilyas Basol zurück auf die Gefühlsachterbahn.
Die Statistik
Genc: Muhammed Sadiklar – Herzog (66. Bukvasevic), Bayram, Alameddine, Zarifoglu – Kücükarslan, Özkul, Onur, Yagci – Samet Sadiklar, Türkeri.
Fichte: Hüpen – Kapuscinski, Ehis, Vizuete Mora, Sonnabend (46. Rume) – von Radecke (76. Appiah), Karaca (86. Kastner), Thiel, Derikx – Pin (61. Brajic), Ortstadt (69. Öztürk).
Schiedsrichter: Schuffelen (Viersen).
Tore: 0:1 von Radecke (1.), 0:2 Ehis (45.), 0:3 Ortstadt (58.), 1:3 Thiel (64., Eigentor), 2:3 Onur (75.), 3:3 Yagci (82.), 4:3 Samet Sadiklar (86.), 4:4 Brajic (89., Handelfmeter).
Gelbe Karten: Türkeri, Zarifoglu – Sonnabend, Ehis, Thiel.
Zuschauer: 120.