Duisburg. Hamborn 07 steigt durch einen 3:1-Sieg in Wanheimerort in die Oberliga auf. Die 1900er hoffen noch auf Rang elf – und auf eine FVN-Entscheidung.

Und plötzlich rief jemand: „In Remscheid ist Schluss! 0:0! Wir sind aufgestiegen.“ Verfolger Rellinghausen hatte gepatzt. Da hatte sich schon eine Hambornerin auf den Weg zum Auto gemacht, kam freudestrahlend mit einem Paket zurück. Drin steckten die Aufstiegs-T-Shirts – eines hatte sie selbst übergestreift: „Hamborn 07 – Aufstieg Oberliga 2021/22“ war darauf zu lesen. Wenige Sekunden später pfiff Schiedsrichter Stefan van Wickeren die Partie an der Düsseldorfer Straße in Wanheimerort ab. Und während die Löwen einen Jubeltanz aufführten, ihren Trainer Julian Berg mit Bier übergossen, sanken die Spieler des Duisburger SV 1900 nach der 1:3 (0:2)-Niederlage gegen den Neu-Oberligisten aus der Nachbarschaft auf den Kunstrasen nieder. Nach 16 Jahren in der Landesliga sind die Schwarz-Roten in die Bezirksliga abgestiegen. Zumindest vorerst.

„Wir halten die Spannung im Training hoch“, sagte Volker Hohmann, der seine erste Niederlage als DSV-Trainer einstecken musste. Denn nach wie vor ist nicht klar, ob durch den Rückzug des TV Jahn Hiesfeld Platz elf noch zum Klassenerhalt oder zu einer wie auch immer gearteten Relegation reichen könnte. Die 1900er warten auf eine Entscheidung des Fußball-Verbands Niederrhein – und müssten freilich am letzten Spieltag in einem direkten Duell um diesen Rang beim VfB Frohnhausen gewinnen, um die Essener von diesem Platz zu verdrängen. Der VfB hat zwar in Überruhr gewonnen, ist nun drei Punkte besser, doch mit einem Sieg am kommenden Wochenende würde der DSV 1900 gleichziehen und dank des dann auch gewonnenen direkten Vergleichs vor Frohnhausen landen.

Golley: „Habe immer an die Mannschaft geglaubt“

Yasin Sahin (Mitte) sprang in personeller Not für den DSV 1900 ein, der sich Hamborn allerdings 1:3 geschlagen geben musste.
Yasin Sahin (Mitte) sprang in personeller Not für den DSV 1900 ein, der sich Hamborn allerdings 1:3 geschlagen geben musste. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auf der anderen Seite herrschte ebenfalls Fassungslosigkeit. Allerdings der positiven Art. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte 07-Trainer Julian Berg, der vor drei Spieltagen den Job am Holtkamp vorzeitig übernommen hatte, nachdem sich die Löwen vorzeitig von Stefan Janßen getrennt hatten. Inzwischen nach der obligatorischen Bierdusche pitschnass, sagte Berg: „Ich hatte nie das Gefühl, dass die Mannschaft unserem Weg nicht folgen würde.“ Heraus kamen drei Siege in drei Spielen für Berg. „Natürlich haben wir Rückschläge erlebt“, sagte Hamborns Ex-Profi Timm Golley. Auch nach dem 0:5 gegen Klosterhardt „habe ich an die Mannschaft geglaubt. Dass wir es heute schon schaffen würden, hätte ich nicht gedacht, weil wir nun einmal nur auf uns gucken und nicht beeinflussen können, was Rellinghausen macht.“ Dass der Ex-Saarbrücker schon zu Saisonbeginn mit dem Aufstieg geliebäugelt hat, ist klar: „Du willst doch immer das Maximum“, sagt Golley.

DSV-Coach Volker Hohmann hatte noch einmal alle Register gezogen, hatte Yasin Sahin reaktiviert – das war die versprochene personelle Überraschung. „Aber letztlich haben Hamborns Qualitätsspieler wie Spors, Menke und Golley den Unterschied gemacht. Hamborn hat hier verdient gewonnen“, so der DSV-Trainer.

Hoffen auf den FVN

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Als Hamborn 07 nach Toren von Kevin Menke (35.) und Timm Golley (38., 56.) schon mit 3:0 geführt hatte, kam der DSV fünf Minuten vor dem Ende zum 1:3 durch Moreno Mandel – schön eingeleitet vom vor dem Spiel verabschiedeten Kapitän Pierre Kanzen und weitergeleitet von Teddy Nkamanyi. Wenige Minuten später hatten Emre Camdali und Nkamanyi sogar den Anschluss auf dem Fuß – doch zu diesem Zeitpunkt packten die Löwen bereits die erwähnten Aufstiegs-T-Shirts aus.

„Heute zunächst einmal nach 16 Jahren abgestiegen zu sein, ist extrem bitter“, sagt Guido Becker, der 2. Vorsitzende des DSV 1900. „Wir müssen nun aber die Entscheidung des FVN abwarten und dann noch in Frohnhausen gewinnen, um eventuell noch eine Chance zu haben, in der Liga zu bleiben.“ Die Kampfansage gab es aber schon jetzt: „Sollten wir absteigen müssen, wollen wir gleich wieder hoch. Es muss unser Anspruch sein, in der Landesliga zu spielen.“