Duisburg. Der Vorstand von Hamborn 07 reagiert auf die Negativserie in der Landesliga mit dem sofortigen Rauswurf von Trainer Stefan Janßen.
Manchmal geht es im Leben sehr schnell. Am vergangenen Donnerstag gegen 20.30 Uhr am Abend war Stefan Janßen noch guter Dinge, sein einjähriges Gastspiel als Trainer von Hamborn 07 mit dem Aufstieg in die Fußball-Oberliga Niederrhein krönen zu können. Acht Gegentore und etwas mehr als fünf Tage später wurde er von seinen Aufgaben beim Immer-noch-Spitzenreiter der Landesliga entbunden – die Benachrichtigung kam per E-Mail.
Am Mittwochvormittag wurde Janßen vom 07-Vorsitzenden Helmut Wille per elektronischer Post darüber informiert, dass er an den letzten fünf Saisonspieltagen nicht mehr auf der Hamborner Bank sitzen wird. „Ich bin traurig und enttäuscht“, erklärte Janßen gegenüber der Sportredaktion. Die Verantwortlichen hatten ihn am Dienstag gebeten, zu einem Gespräch am Mittwochnachmittag in den Holtkamp zu kommen. Dies konnte Janßen allerdings aus privaten Gründen nicht einrichten. So erhielt er schriftlich mitgeteilt, was ansonsten wohl mündlich hätte kommuniziert werden sollen.
In der offiziellen Pressemitteilung des Vereins heißt es nun: „Die zuletzt gezeigte Entwicklung mit drei Niederlagen in Folge, die nicht nur einen komfortablen Vorsprung hat schmelzen lassen, sondern auch den Verlust der Tabellenführung bedeutete, hat (...) den Eindruck erweckt, dass – neben der angespannten Personallage im Kader – der Trainer, dessen Arbeit wir sehr schätzen, die Mannschaft nicht mehr erreichen konnte.“ Eine Diskussionsgrundlage über andere Maßnahmen zur Beilegung der sportlichen Krise gab es also scheinbar nicht mehr.
Gut möglich, dass die am Dienstagabend erfolgte Bekanntgabe von Janßens Wechsel zum VfB Homberg in der Sommerpause den Vorgang noch beschleunigt hat. Jedenfalls heißt es in der Pressemitteilung: „Wir hoffen, hiermit den wachsenden Druck auch von der Person Stefan Janßens nehmen zu können, und dass er sich nun in Ruhe auf seine künftige Aufgabe vorbereiten kann.“
Corvers ist neuer Co-Trainer der Hamborner
Ironie des Schicksals: Eine ähnlich formulierte Begründung sorgt dafür, dass der Mann, der Janßen eigentlich erst ab der kommenden Saison ablösen sollte, nun sofort als Nachfolger zur Verfügung steht. Julian Berg, der noch als Co-Trainer bei Oberligist TV Jahn Hiesfeld fungierte, als die Löwen ihn als künftigen Coach präsentierten, bekam bei den Dinslakenern danach sofort den Stuhl vor die Tür gesetzt.
Nun springt Berg früher als geplant in die Lücke und kann alles dafür tun, in der kommenden Spielzeit eine Klasse höher anzutreten. In der Pressemitteilung ist der Anspruch so formuliert: „Das vorhandene Potenzial des verbleibenden einsatzfähigen Kaders bestmöglich heben zu können.“ Unterstützen wird ihn dabei Kevin Corvers: Der frühere Hiesfelder und Speldorfer Oberligakicker arbeitete schon bei der SpVgg Sterkrade-Nord als Bergs Co-Trainer. Für diese Position wird in Hamborn folglich Fabian Schmidtke nicht mehr benötigt.
„Es tut mir für alle Ehrenamtlichen und alle Anhänger leid, dass ich das große Ziel, mit diesem Traditionsverein aufzusteigen, nicht mehr erreichen kann. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass wir das noch geschafft hätten“, kommentiert Janßen seine Freistellung. Aus eigener Kraft kann Hamborn die Oberliga definitiv nicht mehr erreichen: Die Mannschaft steht zwar auf Platz eins der Gruppe 3, doch greift der direkte Vergleich, der bei Punktgleichheit den Ausschlag gibt, erst in der Abschlusstabelle – und da stünde momentan der ESC Rellinghausen besser da. Allerdings können in der engen Spitzengruppe mindestens noch zwei weitere Mannschaften vom Aufstieg träumen. Hamborn hatte die gute Position zuletzt durch das 3:4 gegen Rellinghausen und das 0:5 gegen Arminia Klosterhardt aus der Hand gegeben.