Duisburg. Der MSV Duisburg legt bei der 3:4-Niederlage gegen den 1. FC Saarbrücken eine spektakuläre Aufholjagd hin. Trainer Hagen Schmidt lobt die Moral.
Aziz Bouhaddouz brachte das Spektakel in die Duisburger Arena, beinahe hätte der Stürmer des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg gegen den 1. FC Saarbrücken auch noch für eine sensationelle Wende gesorgt. Doch der 35-jährige vergab in der Nachspielzeit noch zwei hochkarätige Chancen, nachdem er nach seiner Einwechslung in der 65. Minute zwei Treffer und eine Vorarbeit erzielt hatte. Doch so standen die Zebras nach der 3:4 (0:1)-Niederlage gegen die Saarländer mit leeren Händen da.
„Das ist sehr, sehr bitter. Ein Punkt wäre noch möglich gewesen“, ärgerte sich ein abgekämpfter Aziz Bouhaddouz nach der Partie. Der Marokkaner hatte im Zuge einer starken Erkältung den Jahresauftakt beim TSV Havelse verpasst, gegen Saarbrücken saß er nun zunächst nur auf der Bank.
Die spektakuläre Aufholjagd in der Schlussphase soll dem Team nun Schwung für die nächsten Aufgaben geben. Schon am Mittwoch geht es daheim gegen Spitzenreiter 1. FC Magdeburg weiter. Trainer Hagen Schmidt lobte nach der Partie die Moral seiner Mannschaft, betonte, dass sie das Zeug dazu habe, in der Liga zu bestehen, und stellte ihr ein gutes Zeugnis aus. „Das war eine gute Leistung. Wer was anderes behauptet, hat keine Ahnung vom Fußball“, sagte der 51-Jährige, um das allerdings gleich zu relativieren: Offensiv sei die Vorstellung gut gewesen, defensiv hingegen nur Durchschnitt.
Einmal mehr brach die hohe Fehlerquote im Abwehrbereich den Zebras das Genick. Zu einfach kam Saarbrücken in der zwölften Minute zur Führung. Ex-Zebra Lukas Boeder schlug einen langen Ball vom eigenen Strafraum aus die Duisburger Abwehrzone. Leroy Kwadwo fand kein Mittel einzugreifen. Sebastian Jacob profitierte vom fehlgesteuerten GPS des MSV-Außenspielers Leroy Kwadwo und schloss trocken zum 0:1 ab. Schmidt stellte in der Defensive von der Dreier- auf die Viererkette um – das gab den Zebras zunächst mehr Sicherheit.
Im Offensivspiel brillierte Startelf-Debütant John Yeboah, der auf dem rechten Flügel den Nachweis erbrachte, eine signifikante Verstärkung zu sein. Nur: Zwingende Chancen blieben im ersten Durchgang Mangelware. Erst in der Nachspielzeit verbuchte Orhan Ademi mit einem Schuss aus dem spitzen Winkel die erste Duisburger Tormöglichkeit aus dem Spiel heraus.
Nach dem Seitenwechsel machten es die Duisburger besser. Im Spiel nach vorne war mehr Zug drin. Die Zebras erspielten sich gute Chancen. Orhan Ademi lief allein auf FCS-Keeper Daniel Batz zu, der aber mit einer starken Parade zur Stelle war. Es war der Auftakt einer starken Performance des Torhüters, die nach der Partie dazu führte, dass die Saarbrücker ihn mit Gesängen in der Kabine feierten.
Erst Debakel, dann Spektakel
Als Hagen Schmidt die Einwechslung von Aziz Bouhaddouz vorbereitete, erhöhte Robin Scheu, nachdem er erst an MSV-Torhüter Leo Weinkauf gescheitert war, aus spitzem Winkel auf 0:2 (64.). Vier Minuten später erhöhte Adriano Grimaldi auf 0:3. Es sah nun eher nach einem Debakel als nach einem Spektakel für den MSV Duisburg aus.
Auf Zuspiel von Kolja Pusch schaffte Aziz Bouhaddouz in der 74. Minute den Anschluss, doch Grimaldi stellte nur vier Minuten später auf 1:4. Nun begann die wilde Fahrt, mit der Gästetrainer Uwe Koschinat nicht mehr gerechnet hatte. Der Coach wollte die Schlussphase nutzen, um gelbgefährdete Spieler im Hinblick auf die nächste Partie zu schonen. Stattdessen musste Koschinat noch um den Sieg bangen.
Aziz Bouhaddouz verkürzte in der 80. Minute nach einem schönen Zuspiel von Orhan Ademi auf 2:4. In der 88. Minute setzte der Marokkaner seinen Sturmpartner in Szene, und Ademi markierte mit seinem elften Saisontreffer das 3:4. Die nur 750 zugelassenen Zuschauer verwandelten die Arena nun in ein Tollhaus. Der eingewechselte Julian Hettwer hatte gleich zweimal innerhalb weniger Sekunden das 4:4 auf dem Fuß. Ebenso erging es Aziz Bouhaddouz, dessen dritten Treffer Torwart Daniel Batz bravourös verhinderte.
„Wir stehen jetzt mit leeren Händen da“, brachte es Hagen Schmidt nach dem Match auf den Punkt. Er wolle sich die Partie am Abend noch einmal anschauen, kündigte der Coach an. Vor laufender Fernsehkamera ließ er sich bezüglich der Defensivleistung zu einem Kraftausdruck hinreißen. Später in der Pressekonferenz sprach er von „Anwandlungen“, die er wohl bekommen werde.