Duisburg. Der junge Torhüter des EV Duisburg, Linus Schwarte, begann seine Laufbahn in den Vereinigten Arabischen Emiraten – weil seine Eltern dort leben.
Als Linus Schwarte im Spiel gegen den TuS Wiehl am vergangenen Wochenende einen Alleingang stoppte, brandete Jubel unter den Fans der Füchse auf. Torhütern, das ist im Eishockey nichts Ungewöhnliches, wird die besondere Zuneigung der Anhänger zuteil. Wenn es ein junger Goalie ist, der unten auf dem Eis überzeugt, dann ist das erst recht so. Und jung ist Linus Schwarte wahrlich. 19 Jahre ist er alt – in wenigen Tagen wird er 20 – und kam erst im Laufe der Vorbereitung zum Regionalligisten EV Duisburg. Die Verletztenlage bei den Torhütern machte eine zusätzliche Verpflichtung nötig. Und weil er im Training und den Testspielen überzeugte, machte Dirk Schmitz, der Sportliche Leiter, klar: „Es wäre unklug, Linus wieder gehen zu lassen.“
Das Vertrauen zahlte der junge Mann, der in Dinslaken geboren wurde, nun zurück und durfte sich bei seinem Ligaspieldebüt gegen Wiehl gleich über einen Shutout, also ein Spiel ohne Gegentor, freuen. „Ich bin sehr froh, dass man mich beim EVD wahrgenommen hat“, sagte Schwarte schon vor einigen Tagen. Was er meint: Die Füchse schauten sich nicht nach älteren, erfahrenen Torhütern um, sondern nach jungen Schlussmännern aus der Umgebung.
Eine sportliche Familie
Wäre „Umgebung“ allerdings das Ausschlusskriterium für den Verein gewesen, bei dem Linus Schwarte mit dem Eishockey begonnen hatte, dann hätte er in diesem Punkt passen müssen. „Ich habe bei den Abu Dhabi Storms mit dem Eishockey angefangen“, sagt der 19-Jährige mit einem Lächeln. Damit dürfte der Torhüter einen vergleichsweise einzigartigen Eintrag in seiner Eishockey-Vita haben. Der Hintergrund ist einfach: Seine Eltern Andreas und Sabine leben und arbeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Vater als Projektmanager, die Mutter als Tennislehrerin. Letzteres liegt nahe, in Dinslaken war sie eine gute Tennisspielerin, was übrigens auch auf Linus‘ Schwester Emelie zutrifft, die an einer Tennis-Akademie in Maseik (Belgien) war und aktuell an der Universität von Missouri studiert und spielt. In diesem Jahr hat sie sogar die Meisterschaft der National Junior College Athletics Association gewonnen.
Bei den Jungs der Familie ist allerdings Eishockey höher im Kurs. So spielte Till Schwarte bereits für die U-20-Mannschaft der Jungfüchse und auch Linus hat schon einige Male in Duisburg mittrainiert. Tatsächlich sind Linus und seine Geschwister deutschsprachig aufgewachsen. „An der Schule dort gab es viele deutsche Kinder“, berichtet der EVD-Torhüter. Und wie schaut es mit Arabisch aus? „Einige Worte verstehe ich, aber einem Gespräch könnte ich nicht folgen.“ Vielleicht würde er hellhörig, wenn er den Begriff Hwky Aljalid hören würde – denn das heißt Eishockey.
In der dortigen Liga gibt es Teams aus den Emiraten in Abu Dhabi, Dubai und Al-Ain, dazu eine Mannschaft aus Saudi-Arabien und eine aus Doha in Katar. In Dubai gibt es eine Eisfläche tatsächlich mitten in einer Mall, also in einem Einkaufszentrum. „Die Eishalle in Abu Dhabi ist sogar recht groß“, so Schwarte. In der Liga spielen vornehmlich ausländische Spieler, „aber auch einige Einheimische“.
Ein Zimmer mit Eisflächenblick
Mit 13 Jahren ging Linus Schwarte dann auf große Reise – und er landete in St. Pölten in Österreich. Dort ist die Okanagan Eishockey-Schule mit ihrem europäischen Sitz beheimatet. Die ursprünglich aus Kanada stammende Schule spielt mit einem eigenen U-20-Team in der Young Stars League, die mit der hiesigen Deutschen Nachwuchsliga vergleichbar ist. Natürlich gibt es auch ein Team in der U-18-Liga. „Die U-16-Mannschaft hat in einer slowakischen Liga mitgespielt. Unsere Heimspiele fanden in Piestany statt“, berichtet der Goalie. In St. Pölten besuchte Schwarte auch das Internat und schloss die Schule mit der Matura, dem österreichischen Äquivalent zum Abitur, ab. „Von meinem Zimmer aus konnte ich die Eisfläche sehen“, erzählt Schwarte.
2019 kehrte Linus Schwarte nach Deutschland zurück und schloss sich dem DNL-Team der Düsseldorfer EG an, bei dem er bis zur vergangenen Saison blieb. Nun wohnt er in Dinslaken und freut sich über sein Engagement beim EVD. Seine Ziele dabei? „Ich will mich so gut wie möglich beim Training empfehlen. Was dabei herauskommt, werden wir dann sehen“, sagt Schwarte. Ein Shutout ist jedenfalls schon einmal dabei herausgekommen.