Duisburg. Nach dem Entschluss, sich von Trainer Thomas Gerstner zu trennen, stellt sich die Frage nach der künftigen Ausrichtung. Ein Kommentar.

Damit es keine Missverständnisse gibt: Natürlich hat ein Verein das Recht, nach einer Saison, die womöglich ohne einen einzigen Punktspielsieg enden wird, den Trainer auszutauschen. Anderswo finden solche Personalwechsel im Verlauf einer Spielzeit sogar mehrfach statt. Allein die Vorgehensweise des MSV in der Causa Gerstner irritiert. Offenbar waren die Signale klar gewesen, dass der Coach sein Amt auch in der 2. Bundesliga weiter würde ausüben dürfen. Sonst hätte er sich sicher keine Gedanken über die Kaderplanung gemacht. Woher der so plötzlich erscheinende Sinneswandel rührt, bleibt offen.

Es hatte sich freilich schon immer die Frage gestellt, wo innerhalb des Vereins die Kompetenz herkommen soll, den Trainer (oder die Trainerin) der Frauen betreffende Entscheidungen zu fällen. Eine mittlere Ebene in Form einer sportlichen Leitung gibt es nicht, die Geschäftsführer sind mit den Männern und vor allem deren finanziellen Belangen ausgelastet.

Das Bekenntnis, bei der Entscheidung Ausrüster und Sponsor Capelli ins Boot geholt zu haben, deutet an, wohin die Reise gehen könnte: Womöglich werden die Amerikaner künftig noch mehr Entscheidungsgewalt erhalten, was die Frauen angeht. Beim MSV waren diese ohnehin seit der Übernahme vom FCR 2001 ein eher ungeliebtes Kind. Nicht auszuschließen, dass die Zukunft dieses Teams in einem anderen Verein oder gar einer anderen Stadt liegt.