Duisburg. Ein Lokalderby in der Ferne: Am Sonntag kicken der KFC Uerdingen und der MSV Duisburg im Stadion der Sportfreunde Lotte.

Vor 50 Jahren trug Bayer 05 Uerdingen sein erstes Fußball-Spiel in der Krefelder Grotenburg aus. Es wäre ein würdiger Rahmen, wenn der Nachfolge-Verein KFC Uerdingen am Sonntag den MSV Duisburg in diesem Stadion mit Kultfaktor zum Drittliga-Spiel empfangen könnte. Das Nachbarschaftsderby wird aber 170 Kilometer entfernt über die Bühne gehen – im Sportpark am Lotter Kreuz im Tecklenburger Land in Ostwestfalen.

Der frühere Duisburger Tim Albutat fehlt gesperrt.
Der frühere Duisburger Tim Albutat fehlt gesperrt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Den KFC Uerdingen plagen aktuell viele Probleme – dass der Klub keine sportliche Heimat mehr hat, gehört mittlerweile zum Alltag. Seit dem Drittliga-Aufstieg im Frühjahr 2018 bestritten die Uerdinger kein echtes Heimspiel mehr. Die Grotenburg ist nicht drittligatauglich, der geplante Umbau des Stadions lässt aber weiter auf sich warten.

In der Saison 2018/19 kickten die Grotifanten in der Duisburger Arena. In der Folgesaison mietete sich der KFC in der Düsseldorfer Arena ein. Nach Querelen um ausstehende Zahlungen nahmen die Hausherren den Krefeldern die Stadionschlüssel ab. Nun debütiert der KFC am Sonntag eben in Lotte. In Zeiten der Pandemie und der Geisterspiele mag das wiederum egal sein. Der Ball rollt ohnehin nur noch in einer Blase.

Auch in der Tabelle sind der KFC und der MSV Duisburg Nachbarn

Wie lange der Uerdinger Ball noch rollen wird, ist eine andere Frage. In den letzten Wochen und Monaten überschlugen sich beim KFC die Ereignisse. Vereinsboss und Mäzen Mikhail Ponomarev zog sich zurück, der Verein stellte einen Insolvenzantrag, eine armenische Investorengruppe ist beim Traditionsverein eingestiegen, zuletzt gab es nach Informationen des Fachblattes Kicker Ärger um vermeintlich nicht abgeführte Sozialleistungen. In der vergangenen Woche bedurfte es einer offiziellen Mitteilung des Insolvenzverwalters, um klarzustellen, dass die Austragung der Spiele beim SV Wehen Wiesbaden und gegen den MSV gesichert sei.

Trotz der schwierigen Umstände will Trainer Stefan Krämer mit der Mannschaft seinen Beitrag dazu leisten, dass eine Zukunft in der 3. Liga aus sportlicher Sicht realistisch ist. Im Zuge des mit dem Insolvenzantrag verbundenen Abzuges von drei Zählern sind Uerdinger und Duisburger auch in der Tabelle Nachbarn – mit jeweils 24 Punkten. Der KFC muss aber noch vier Spiele nachholen, der MSV noch zwei. Am Sonntag können die Zebras den KFC mit einem Sieg überholen und die Abstiegsplätze verlassen.

Die Uerdinger verloren am vergangenen Montag beim SV Wehen Wiesbaden mit 1:3. Stefan Krämer ärgerte sich über das Ergebnis, die Leistung seiner Mannschaft stimmte ihn dennoch zuversichtlich. In den Augen des Trainers passten Moral und Einstellung. Krämer: „Wir werden die Klasse halten.“

Albutat fehlt bei Uerdingen, Velkov bei Duisburg

Für den MSV steht das erst zweite Pflichtspiel der Vereinsgeschichte in Lotte an. Im Dezember 2016 besiegten die Zebras die Sportfreunde Lotte mit 2:0 – der Ausraster von Mittelfeldspieler Baris Özbek sorgte damals für Wirbel.

Ein brisantes Wiedersehen fällt am Sonntag übrigens aus, zum zweiten Mal in dieser Saison. Der langjährige MSV-Spieler Tim Albutat verpasste schon das Hinspiel in Duisburg – der KFC gewann die Partie mit 2:0 – verletzungsbedingt. Nun ist der Mittelfeldspieler gelb-rot-gesperrt. Auf der Gegenseite gibt es für Stefan Velkov kein Wiedersehen mit den Ex-Kollegen. Der Abwehrspieler, der im Januar vom KFC zum MSV Duisburg gewechselt war, ist verletzt.