Duisburg. Die Krise des MSV Duisburg wird immer schlimmer. Jetzt setzte es sogar gegen Aufsteiger SC Verl in der heimischen Arena ein Debakel.
Der MSV Duisburg steht auf einem Abstiegsplatz in der 3. Fußball-Liga. Und dort stehen die Zebras völlig zurecht. Am Freitagabend unterlag die Mannschaft von Trainer Gino Lettieri dem SC Verl mit 0:4 (0:1). Der MSV bot auf eigenem Rasen die mit Abstand schlechteste Saisonleistung. Es stimmte weder hinten nach vorne. Es mangelte an Einsatz und Leidenschaft. Aus den letzten fünf Spielen hat der MSV einen Punkt geholt. Wann der nächste Zähler gebucht werden kann, ist nach der am Freitag gezeigten Leistung vollkommen offen.
Der Coach bilanzierte schonungslos: „Wir waren in der ersten Halbzeit gar nicht da. So kannst du nicht bestehen. Mir hat der absolute Wille gefehlt.“ Innenverteidiger Dominik Schmidt zeigte sich selbstkritisch: „Wir haben von der ersten Minute an vermissen lassen, in die Zweikämpfe zu kommen. Der Gegner hat uns alt aussehen lassen.“
Lettieri hatte seiner Mannschaft nach dem 0:0 gegen Halle vom Dienstag ein Kompliment gemacht. Das Lob hinderte den Coach nicht, die Startformation umfassend umzubauen. Für den verletzten Max Sauer rückte Tobias Fleckstein aus dem Abwehrzentrum nach rechts hinten. Dominik Schmidt, zurück nach seiner Sperre, übernahm die Aufgabe, gemeinsam mit Dominic Volkmer unmittelbar vor Torhüter Leo Weinkauf zu fegen. Seinem Chefstürmer Vincent Vermeij gönnte Fußballlehrer Lettieri eine Gedankenpause. Ahmet Engin – offenbar kuriert von seinen Oberschenkelproblemen – sollte ganz seine Schnelligkeit ausspielen. Orhan Ademi stand ihm zur Seite. Kapitän Moritz Stoppelkamp ging für Arnold Budimbu im offensiven Mittelfeld ans Ruder.
Einmal so schön im Schwung hatte der Coach entgegen seiner Ankündigung auch gleich das Spielsystem angepasst. Der MSV hatte zwei Spitzen auf dem Platz, dafür nur einen Sechser bei der Arbeit. So viel zum Wert von Komplimenten!
Mit der neuen Ordnung hatte der Lettieri freilich weniger den Gegner als die eigene Mannschaft verwirrt. Schon nach zwölf Sekunden taumelte die Truppe wie ein Boxer nach der zwölften Runde.
Der Schlag von Rabihic sitzt
Verl schlug vor allem ein paar rechte Haken über Aygün Yildirim. Linksverteidiger Arne Sicker hing da hilflos in den Seilen. Drei, vier Mal kamen die Meidericher zunächst mit einem blauen Auge davon. Der nächste Schlag saß in der Magengrube. Nach einer kurzen Ecke ließ sich Sicker von Kasim Rabihic wie ein Stück Sahnekuchen vernaschen. Für seinen Flachschuss in lange Eck war jeder Torwartarm zu kurz. Nach 15 Minuten war die Null gefallen und damit wohl auch der Matchplan, aus einer defensiven Ordnung über den Konter zum Erfolg zu kommen. Ganz genau lässt sich das nicht sagen. Es kann auch sein, dass der MSV gegen die hochpressenden Verler kein Mittel wusste.
Und doch, chancenlos war der MSV keineswegs. Als die Gäste die Fesseln etwas lockerten, tastete sich das Zebra endlich nach vorn. Lukas Scepanik (32.) hätte aus perfekter Distanz den Ausgleich machen können, scheiterte aber mit seinem Versuch an Robin Brüseke im Tor der Gäste. Moritz Stoppelkamp prüfte aus etwa sechs Metern ebenfalls den Torwart. Bei der folgenden Ecke stand Wilson Kamavuaka perfekt für einen Kopfballtreffer, konnte diese Aufgabe aber nirgends in seiner Arbeitsplatzbeschreibung finden und sprang deshalb nicht hoch.
Nach der Pause malte sich das Bild nicht schöner. Verl flankte nach Lust und Laune den Ball in den MSV-Strafraum, nutzte die zweiten Bälle für ein fröhliches Scheibenschießen. Die Offensivversuche des MSV scheiterten an Missverständnissen, leicht verlorenen Zweikämpfen oder verirrten Laufwegen. Ahmet Engin mangelte es an Kraft und hatte prompt nach 57 Minuten frei. Arnold Budimbu übernahm den verlorenen Posten. Das war kaum eine Minute später klar, als der Ex-Meidericher Zlatko Janjic einen langen Pass aufnahm, Duisburgs Dominik Schmidt zum Tänzchen einlud und den Ball lässig an einem machtlosen Leo Weinkauf vorbei ins Tor rollen ließ. Wieder einmal hatte ein Ex-Zebra dem MSV gezeigt, was eine Harke ist.
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Der für Stoppelkamp eingewechselte Vincent Vermeij hätte die Partie trotzdem noch einmal spannend machen können. Nach einem Schuss von Orhan Ademi hätte der Niederländer trocken abstauben können, schloss aber unsauber ab. Aygün Yildirim (76.) beendete per Konter das aussichtslose Hoffen. Kasim Rabihic (80.) sorgte mit dem 4:0 dafür, dass der deutliche Leistungsunterschied auch am Spielstand ablesbar war.
Schiedsrichter Dr. Robert Kampka piff auf die Sekunde genau ab. Nicht nur er hatte genug gesehen.