Duisburg. Auch das 1:1 des MSV Duisburg beim VfB Lübeck war ernüchternd. Eine weitere Verstärkung zum Abschluss der Transferfrist ist unwahrscheinlich.

Der Vorhang an der Lohmühle war zu, und viele Fragen waren offen. Nach dem 1:1 (0:0) des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg beim VfB Lübeck stellen sich Beobachter und Fans vor allem die eine zentrale Frage: Wird sich der MSV in dieser Saison noch zu einem Spitzenteam entwickeln?

Stürmer Vincent Vermeij, durch Moritz Stoppelkamps Erkrankung nun bis auf weiteres Chefkapitän, sinnierte nach dem Spiel darüber, dass die Mannschaft „erwachsen“ werden müsse. Der Niederländer machte das vor allem an der Chancenauswertung fest. „Wir müssen erwachsener werden, wenn wir in dieser 3. Liga bestehen wollen“, sagte der Angreifer nach der Partie.

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Vermeij selbst traf das leere Tor nicht (47.), rettete aber mit seinem Kopfball-Tor nach einer Flanke von Sinan Karweina zumindest den Punkt (73.). Danach lieferte sich der 26-Jährige mit Lübecks Torwart Lukas Raeder ein Gerangel um den Ball. Vermeij wusste: Ein Remis war zu wenig, er wollte in der Schlussphase noch den Schaden reparieren.

Torchancen hatte der MSV Duisburg genug

Auch wenn Lübeck im Spielverlauf selbst zwei Hochkaräter ausließ, verzeichnete der MSV die besseren Chancen und schnürte den Gegner in der zweiten Halbzeit phasenweise ein. Doch es fehlten Konsequenz und Kaltschnäuzigkeit. „Wir hätten vor allem in der ersten Halbzeit zielstrebiger sein müssen“, ärgerte sich Sportdirektor Ivica Grlic.

Ivica Grlic, Sportdirektor des MSV Duisburg: „Zu 99 Prozent kein weiterer Transfer.
Ivica Grlic, Sportdirektor des MSV Duisburg: „Zu 99 Prozent kein weiterer Transfer. © Selim Sudheimer /firo Sportphoto | firo Sportphoto/Selim Sudheimer

Leroy-Jacques Mickels lief zum Beispiel alleine auf das Lübecker Tor zu, brachte die Kugel aber nicht im Kasten unter (70.). Zu diesem Zeitpunkt führte der VfB bereits mit 1:0. Yannick Deichmann hatte sich in der 61. Minute gegen Max Jansen und Connor Krempicki an der Strafraumgrenze durchgesetzt und ins untere Eck getroffen. MSV-Torwart Leo Weinkauf war noch mit der Hand dran, konnte den Treffer aber nicht mehr verhindern. Am Ende hätte es aber noch schlimmer für den MSV kommen können. In der Nachspielzeit traf Thorben Deters aus aussichtsreicher Position einen Lübecker Mitspieler und nicht das Tor.

Trainer Torsten Lieberknecht versuchte zwischenzeitlich, auf schriftlichem Weg seine Mannschaft auf Kurs zu bringen. Er gab Einwechselspieler Orhan Ademi einen Zettel für Max Jansen mit. Die Frage, welche Botschaft auf dem Stück Papier stand, beantwortete der Coach so: „Vielleicht ein Einkaufszettel für nächste Woche, damit er die Kartoffeln nicht vergisst. Ich weiß es nicht.“

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Für Einkaufszettel ist in diesen Tagen Sportdirektor Ivica Grlic der bessere Adressat. Der Manager wird den Supermarkt am Montag aber voraussichtlich mit leeren Einkaufstaschen wieder verlassen. „Zu 99 Prozent werden wir nichts mehr machen“, sagte der 45-Jährige am Sonntag. Bis um 18 Uhr sind Transfers noch möglich.

Schnellhardt beim MSV Duisburg kein Thema

Zu einem Gerücht hatte Trainer Torsten Lieberknecht bereits am Samstag Stellung bezogen und mit einer Antwort alle Fragen zu diesem Thema beantwortet: Nein, Mittelfeldspieler Fabian Schnellhardt wird nicht von Darmstadt 98 zum MSV zurückkehren.

Diese Personalie hatte am Freitag und Samstag die Runde gemacht. Auf der einen Seite steht die grundsätzliche Frage, ob derartige Rückholaktionen Sinn machen. Auf der anderen Seite transportiert das Schnellhardt-Gerücht die Sehnsucht nach einer starken Hand auf dem Platz – auch wenn Schnellhardt in seiner Duisburger Zeit oft genug Probleme hatte, diesem Anspruch gerecht zu werden.

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Somit werden Trainer und Mannschaft in der aktuellen Konstellation die Probleme lösen müssen. Bislang kann niemand den Ausfall des erkrankten Moritz Stoppelkamp kompensieren. Innenverteidiger Dominik Schmidt bemüht sich um diese Führungsrolle, in der zweiten Halbzeit ließ er es auch einmal gepflegt krachen, indem er seine Vorderleute zusammenstauchte. Aber noch ist der 33-Jährige viel damit beschäftigt, selbst in Form zu kommen. Dies gilt auch für Mittelfeldmann Mirnes Pepic, der bislang keine Impulse setzen konnte. Wann zündet der Mann?

Ex-Duisburger gegen Neu-Duisburger: Der Lübecker Mirko Boland im Zweikampf im Mirnes Pepic.
Ex-Duisburger gegen Neu-Duisburger: Der Lübecker Mirko Boland im Zweikampf im Mirnes Pepic. © Selim Sudheimer /firo Sportphoto | iro Sportphoto/Selim Sudheimer

Der MSV vermeldete überdies am Samstag seinen ersten positiven Corona-Fall im Profibereich. Zunächst war laut Mitteilung des Vereins ein „Mitglied aus dem MSV-Team“ infiziert, Trainer Torsten Lieberknecht konkretisierte es später auf „einen Spieler“. Der Kreis der Kandidaten ist überschaubar, viel wichtiger als der Name des Infizierten, der laut MSV keine Symptome aufweise und sich in häuslicher Quarantäne befindet, ist für Lieberknecht die Konsequenz aus dieser Angelegenheit: „Wir müssen nun mit sehr offenen Augen durch die Kabine gehen.“ Bereits am Sonntag unterzog sich der Kader einem weiteren Corona-Test.

Für den MSV stehen nun zwei Heimspiele an. Am Freitag kommt der 1. FC Saarbrücken an die Wedau. Aufgrund der aktuellen Corona-Zahlen ist die Chance gering, dass Zuschauer zugelassen sein werden. Am Sonntag, 18. Oktober, ist der Hallesche FC der Gegner.