Duisburg. Der Fußballverband Niederrhein hält wieder Videokonferenzen ab – diesmal zur Gruppenstärke. Die hiesigen Teams haben unterschiedliche Ansichten.
Die Entscheidungen für die Fußball-Saison 2019/20 sind gefallen. Abbruch der Spielzeit, nur Auf-, aber keine Absteiger. Wie aber geht es in der Saison 2020/21 angesichts deutlich größerer Ligen weiter? Auch hierzu befragt der Fußballverband Niederrhein seine Vereine in Form von Videokonferenzen, um eine „allgemein verträgliche“ Lösung zu finden. Los ging es mit den Vereinen der Ober- und Landesliga.
In der Oberliga gehen 23 Mannschaften an den Start – die sich mehrheitlich für die große Lösung ausgesprochen haben, also keine Teilung vorab in zwei Gruppen. Erol Ayar, Sportchef von Aufsteiger FSV Duisburg, kann das nicht nachvollziehen: „Wir haben für zwei Gruppen gestimmt. Das wird sonst viel zu viel. Unsere Leute müssen arbeiten, das sind keine Profis. Wie soll man da unter der Woche mehrfach nach Monheim oder nach Bocholt fahren?“ Ayar hofft, dass trotz der Mehrheitsmeinung keine Gruppe mit 44 Punktspielen pro Team zustande kommt.
Keine einheitliche Meinung in der Landesliga
Auch keine einheitliche Meinung gab es im Feld der 43 Landesligisten. Hier gibt es zunächst einmal zwei Varianten: zwei Gruppen mit 21 beziehungsweise 22 Mannschaften oder drei Gruppen mit einmal 15 und zweimal 14 Teams. „Das Meinungsfeld war sehr ausgeglichen, am ehesten mit einer leichten Tendenz zur Dreierlösung“, erklärt Guido Becker, Vorstandsmitglied des Duisburger SV 1900. Gerade die Essener Vereine scheinen sich mehrheitlich für die Lösung mit drei Gruppen eingesetzt zu haben.
Auch interessant
„Dazu kam von Vereinen wie dem TSV Meerbusch und dem SC Kapellen-Erft das Argument, dass man bei vielen englischen Wochen Probleme mit der Platzkapazität bekommen würde. Die Argumente für zwei große Gruppen sind die höheren Einnahmemöglichkeiten als Ausgleich für das Vorjahr; außerdem halten auch wir zwei große Gruppen für fairer, weil eine schlechte Saisonphase, vielleicht auch durch Verletzungen, in einer großen Gruppe besser zu kompensieren sind. Käme es zu drei Absteigern in einer 14er-Gruppe, wäre das schon sehr viel“, so Becker.
Auf- und Abstiegsrunde als „Kompromisslösung“?
Er könnte sich aber auch für die „Kompromisslösung“ erwärmen: große Gruppen, die nach der Hinrunde in eine Auf- und Abstiegsrunde aufgeteilt werden. Die Punkte aus der Hinrunde sollten nur aus den Spielen gegen die Gegner übernommen werden, die in der gleichen Gruppe landen. „Ich hätte zwar alle Punkte übernommen. Dennoch ist die Lösung mit Auf- und Abstiegsrunde meiner Meinung nach ein guter Kompromiss mit einer sinnvollen Anzahl von Spielen“, so Becker.
Auch interessant
Mit den beiden Duisburger Lokalrivalen kommt der DSV auf keinen Nenner. Michael Pomp, Trainer von Hamborn 07, zeigt sich angefressen: „Ich kann nicht verstehen, wie man für eine Lösung mit zwei großen Gruppen sein kann. Man kann doch den Sport nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten sehen, sondern muss auch an die Gesundheit der Leute denken. Die Körper unserer Spieler sind nicht für 50 Spiele und mehr ausgelegt.“ Auf die käme ein Team mit zusätzlichen Pokalanforderungen dann schon einmal. Es sei zudem ein Unding, solch eine Entscheidung nach Ende der Abmeldefrist zu fällen: „Unser Kader ist auf eine kleine Gruppe ausgerichtet. Mit 16 Spieltagen mehr gehen wir baden.“
Ilyas Basol, Sportlicher Leiter des SV Genc Osman, pflichtet seinem Nachbarklub bei: „Zwei große Gruppen würden schwierig werden, wenn man Ausfälle hat – es sei denn, man ändert den Spielplan. Eine kurze Winterpause wäre von Vorteil. Kein Mensch braucht eine Pause von fast drei Monaten.“ Während Basol den Gedanken an eine Auf- und Abstiegsrunde prinzipiell aber „interessant“ findet, kann Michael Pomp dem auch nichts abgewinnen: „Natürlich würde ich versuchen, die Aufstiegsrunde zu erreichen, weil ich dann mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hätte. Aber ich würde ja nicht aufsteigen wollen. Und wenn dann nicht einmal alle Punkte übernommen werden, wird es ja böses Blut geben, weil einige Vereine sowieso von vornherein ohne Ziel spielen und es zu extremen Wettbewerbsverzerrungen kommen wird.“