Duisburg. Der 4:0-Sieg des MSV Duisburg über Unterhaching reichte nicht, um noch in die Relegation einzuziehen. Nun steht die nächste Saison im Fokus.
Der Spuk ist vorbei, die Geisterbahn hat in der 3. Fußball-Liga ihren Spielbetrieb eingestellt. Und auch in einem Stadion ohne Zuschauer kann plötzlich eine gespenstische Stille einkehren. Als Schiedsrichter Florian Heft am Samstag die Partie des MSV Duisburg gegen die SpVgg Unterhaching abpfiff, war der große Traum der Zebras geplatzt. Leere Ränge, leere Gesichter. Der 4:0 (1:0)-Sieg der Meidericher war am Ende wertlos. Der FC Ingolstadt spielt am Dienstag und Samstag in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg um den Zweitliga-Aufstieg. Der MSV ist als Tabellenfünfter nur Zuschauer.
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Laut wurde es am Samstag trotzdem. Während der Partie feuerten Fans außerhalb des Stadions die Zebras an. Mit dem Schlusspfiff war die quälende Quarantäne aufgehoben, die Spieler traten vor die Fans und ernteten Applaus. Mannschaft und Anhänger durften in den letzten Wochen nur eine virtuelle Fernbeziehung pflegen. Zumindest die Fans, die am Samstag zur Arena gekommen waren, gewährten der Mannschaft einen versöhnlichen Abschied.
Der Blick auf die Tabelle ist schmerzhaft. Nur ein Punkt und ein Tor trennen den Zweitliga-Absteiger vom Relegationsrang. Zwei Zäher fehlten zum direkten Aufstieg. Hätte das Team am vergangenen Mittwoch bei Bayern München II die letzten Sekunden nur schadlos überstanden und nicht noch das 2:2 kassiert: Der MSV wäre als Drittliga-Meister in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Auf der Strecke zwischen München (dem 2:3 bei 1860) und München (dem 2:2 bei den Bayern) liegen etliche Punkte im Straßengraben, die dem MSV den Aufstieg hätten bescheren können.
Das Stadion an der Grünwalder Straße in München wird für den MSV Duisburg als ein Ort des Schreckens in die Saisongeschichte eingehen. Dort brachte am Samstag Maximilian Beister in der 50. Minute den FC Ingolstadt mit 1:0 gegen den TSV 1860 München in Führung. Der MSV, der durch das Tor von Ahmet Engin zum 1:0 in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit in der Blitztabelle auf den Relegationsrang geklettert war, rutschte wieder auf den fünften Platz ab.
Der MSV Duisburg erledigte seinen Job
Der MSV war von nun an auf fremde Hilfe angewiesen, erledigte aber seinen Job. Sinan Karweina erhöhte in der 54. Minute auf 2:0. Petar Sliskovic sorgte kurz nach seiner Einwechslung mit dem 3:0 in der 67. Minute für die Vorentscheidung. Kapitän Moritz Stoppelkamp setzte in der 72. Minute mit einem sehenswerten Freistoßtor den Schlusspunkt.
Hätten sie in den letzten Wochen nur immer so aufgetrumpft! Dabei konnten die Duisburger sogar einen weiteren Ausfall eines Stammspielers überraschend gut kompensieren. Mittelfeldspieler Tim Albutat hatte im Zuge einer fortgeschrittenen Erschöpfung vor der Partie das Handtuch geworfen. „Der Junge ist völlig im Arsch“, hatte MSV-Trainer Torsten Lieberknecht vor dem Spiel im Fernsehinterview erklärt.
Von den Ereignissen in München bekamen die Duisburger Spieler während der Partie nichts mit. Zunächst bestand noch lange die Hoffnung, dass 1860 zumindest noch den Ausgleich, der dem MSV für die Relegation gereicht hätte, erzielen könnte. Die Löwen erhöhten den Druck, ließen aber gute Chancen aus. Doch ab der 80. Minute sanken die Hoffnungen der Duisburger auf den Nullpunkt. Erst kassierte 1860-Spieler Herbert Paul die rote Karte, dann erhöhte Eckert Ayensa für die Schanzer auf 2:0. Damit war die Messe für 1860 München und den MSV Duisburg gelesen.
Bekenntnis zu Trainer Lieberknecht
Die Duisburger Spieler können sich nun von den Strapazen der letzten Wochen erholen und dürfen im Rahmen der Möglichkeiten wieder am öffentlichen Leben teilnehmen. Immerhin etwas. Beim MSV beginnen die Vorbereitungen auf die neue Saison. Noch am Samstag stellten Präsident Ingo Wald und Sportdirektor Ivica Grlic klar, dass sie auch beim nächsten Anlauf, in die 2. Bundesliga zurückzukehren, auf Trainer Torsten Lieberknecht setzen.
„Wir haben nochmal gezeigt, dass in dieser Mannschaft durchaus Potenzial für einen gesunden Aufstieg steckt. Klar hätten wir den gerne dieses Jahr mitgenommen, aber manchmal muss etwas reifen. Wir haben gesehen, dass viele Spieler die neu aus unteren Ligen gekommen sind, diese Reife jetzt erstmal gelernt haben“, bilanzierte Torsten Lieberknecht.
Neuer Vertrag für Sabanci
Den Verantwortlichen stehen schwere Wochen bevor. Noch weiß Ivica Grlic nicht, mit welchem Budget er planen kann. Sollte es – vermutlich im September – mit Geisterspielen weitergehen, würden dem MSV weiterhin wichtige Einnahmen fehlen. Auch darum wird es heute bei einer virtuellen Tagung der Drittliga-Vereine gehen.
Die Aktivitäten auf dem Transfermarkt sind ligaweit noch überschaubar. Ivica Grlic geht davon aus, dass er Anfragen für das ein oder andere Zebra erhalten wird. Grlic hat dabei den Erhalt der Qualität der eigenen Mannschaft im Blick: „Wir werden Spieler nicht um jeden Preis verkaufen. Wir müssen Prioritäten setzen und schauen, wie wichtig ein Spieler ist, um das Ziel Aufstieg zu erreichen.“
Den Vertrag mit Stürmer Cem Sabanci hat der MSV derweil um ein Jahr verlängert. Der Pechvogel, der sich im Frühjahr zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, soll auf diese Weise die optimalen Möglichkeiten erhalten, die Verletzung auszukurieren.