Duisburg/Mülheim/Bottrop/Oberhausen. Am Anfang noch belächelt, mauserten sich die World Games im Juli 2005 schnell zu einem Publikumsmagneten in der Region.
Als das Kartenkontingent sich dem Ende näherte und immer mehr Veranstaltungen als „ausverkauft“ vermeldet wurden, rieb sich im Sommer 2005 auch so mancher Athlet verwundert die Augen. Auf dem Programm in Duisburg standen schließlich „nur“ Fallschirmspringen, Sumo-Ringen, Rugby und Korfball. Auch Tauziehen, Karate, Trampolinspringen und Casting (Zielfischen). Sportarten, die gemeinhin nicht den Status als Publikumsmagneten innehaben, die aber in diesen Julitagen große Aufmerksamkeit entfachten. Die mehr als eine halbe Million Zuschauer nach Duisburg und die Partnerstädte Oberhausen, Bottrop und Mülheim lockten, um Zeuge eines ganz besonderen Wettbewerbs zu werden.
Es fühlte sich ein bisschen an wie Olympia, obwohl die Sportarten eben keinen olympischen Status inne haben. Dennoch werden die World Games, die Weltspiele der nichtolympischen Sportarten, in diesen elf Tagen ähnlich inszeniert wie das berühmte Vorbild, als die Weltbesten im Rettungsschwimmen, Kegeln und Bodybuilding die Allerbesten küren.
Zunächst Vorbehalte gegen die World Games
Einer, der dabei war, ist Patrick Schmitz, Vereinslegende beim Skaterhockey-Bundesligisten Duisburg Ducks und bei den World Games Aktiver im deutschen Inlinehockey-Team. Noch heute, 15 Jahre später, denkt Schmitz gerne an dieses bunte Sportfest zurück: „Das war damals eine Ehre, Deutschland zu repräsentieren, und das auch noch in Duisburg – einmalig und für mich persönlich ein Höhepunkt. Für uns war es schon toll, bei der Eröffnungsfeier ins volle MSV-Stadion einzulaufen – einfach nur beeindruckend. Mit der Zeit hat man dann immer mehr gemerkt, dass das in der Stadt eine riesengroße Nummer ist. Das waren Tage voller Freude, die Leute waren extrem begeistert.“
Doch zunächst waren da noch Vorbehalte. Viele Bewohner vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet konnten mit dieser Sportveranstaltung nicht viel anfangen - World Games. Waren es exotische Sportarten, die nur Szenekennern bekannt waren? Eine Versammlung der zweiten Liga des Sports? Krümel, die vom olympischen Teller fielen? Am Ende waren alle schlauer, und die World Games gelten auch nach 15 Jahren noch immer als Erfolgsveranstaltung. Denn selbst wer Feldbogenschießen, Faustball oder Drachenbootrennen anfangs müde belächelte, der wurde an den Veranstaltungsorten schnell bekehrt. Denn die 40 World-Games-Sportarten boten das, was großen Sport ausmacht: packende Zweikämpfe, Tempo, technische Finesse, Kraft und Ästhetik, Leidenschaft und Siegeswillen.
300.000 Fans auf der World Games Plaza
Es war beeindruckend, als die mächtigen Sumo-Ringer wie Urgewalten aufeinanderprallten und sich binnen Sekunden aus dem Ring drückten. Es war eine Machtdemonstration, als das Nationalteam der USA seine Dominanz im Inlinehockey unter Beweis stellte. Es war kurios, wie sich die Teams beim „Flying Disc“ die Frisbeescheibe zuwarfen, um so in diesem Spiel, einer Mischung aus American Football und Basketball, das Spielfeld zu überqueren. Das müde Lächeln war im Anschluss meist einem begeisterten gewichen.
Jeder Sportler wurde gefeiert, es gab keine Skandale, keinen Hurra-Patriotismus. Die World Games waren friedliche und sympathische Spiele, nicht nur dank der 3200 Sportler aus 100 Ländern, sondern auch dank der 3000 freiwilligen Helfer, die sich um das Wohl der Athleten und die Abläufe der Wettkämpfe kümmerten. „Ich glaube, was die World Games damals so besonders gemacht hat, war auch dieses spezielle Flair“, sagt Patrick Schmitz. Er meint damit auch die World Games Plaza, dem Sammelpunkt für insgesamt fast 300.000 Menschen, mit Livemusik gutem Essen und bester Laune. Der Juli 2005 – er war bunt und fröhlich.
## Im Finale flogen die Fäuste ##
Für Patrick Schmitz und seine Mannschaftskollegen – aus Duisburg waren bei dem von Manfred Schmitz trainierten Inlinehockey-Team auch Heinz-Gerd Albers, Markus Bak und Sascha Wilson dabei – standen die World Games unter dem olympischen Motto „Dabei sein ist alles“. Als Letzter schloss die deutsche
Mannschaft das Turnier ab. In der Szene ist aber vor allem das Finalspiel zwischen den USA und Kanada in lebhafter Erinnerung geblieben – und das vor allem wegen einer handfesten Keilerei in den Schlussminuten. „Die haben sich eine richtige Schlägerei geliefert“, lacht Schmitz und plaudert gleich noch etwas aus dem Nähkästchen. „Was die wenigsten wissen: Die beiden Mannschaften sind sich am Abend in der Altstadt noch einmal über den Weg gelaufen. Da ging es dann gleich weiter.“
## Sportliche Vielfalt: Von Aikido bis Wasserski ##
Die World Games – die Weltspiele der (weltweit populärsten) Nicht-Olympischen Sportarten. Diese Sportarten waren 2005 in Duisburg vertreten:
Aikido, American Football, Beachhandball, Billard, Body Building, Boule, Bowling, Casting, Drachenbootrennen, Fallschirmspringen, Faustball, Feldbogenschießen, Flossenschwimmen, Flying Disc.
Hallenhockey, Indoor-Trial, Inlinehockey, Ju-Jutsu.
Kanupolo, Karate, Kegeln, Korfball, Kraftdreikampf, Lebensrettung, Orientierungslauf, Rollkunstlauf, 7er Rugby, Rhythmische Sportgymnastik.
Sportaerobic, Sportakrobatik, Speed Skating, Sportklettern, Squash, Sumo.
Tanzsport, Tauziehen, Trampolin, Tumbling, Wakeboard, Wasserski.
Die nächsten World Games finden von 7. bis 17 Juli 2022 in Birminham, Alabama, in den USA statt. Die Veranstaltung wurde wegen der Corona-Krise um ein Jahr verschoben. Die World Games finden immer ein Jahr nach den Olympischen Spielen statt.