Duisburg. Vor fünf Jahren musste der TB Rheinhausen die Werthauser Straße verlassen. Nun schließt sich der Verein dem ESV Hohenbudberg an.
Das Auge hat viel Platz. Wer über den Fußballplatz des ESV Hohenbudberg blickt, bekommt das Gefühl von Weite. „Das dort hinten ist aber schon ein Feld“, sagt Michael Hackstein schmunzelnd. Er hatte den Verein aus der „Siedlung“, wie die Einwohner ihren Ortsteil meist nur nennen, geführt. Inzwischen ist er ins zweite Vorstandsglied getreten. Sein Nachfolger ist Paco Diaz – und beide blicken sich mit Stolz um. Der Verein aus der Eisenbahnsiedlung, dem nördlichen zu Duisburg gehörenden Teil von Hohenbudberg, ist ein Verein im Aufbruch. Und im Wachstum. Denn auch Hans-Jürgen Tewes steht auf dem Platz an der Lothsfeldstraße, der künftig seine sportliche Heimat werden wird. Er ist der Vorsitzende des Turnerbundes Rheinhausen, der voraussichtlich im Juli mit dem ESV verschmelzen wird.
Alte Herren machten den Anfang
Vor fünf Jahren musste der TBR, immerhin 115 Jahre alt, seinen Platz an der Werthauser Straße verlassen. Das Gelände wurde verkauft. „Das war seit jeher unsere Heimat“, sagt Tewes mit Wehmut in der Stimme. Der Turnerbund wurde Untermieter des OSC Rheinhausen. „Wir hatten auch immer wieder versucht, mit dem OSC über eine Verschmelzung zu sprechen“, sagt Tewes. Die Bedingungen des TBR: Die Kreisliga-B-Mannschaft sollte aufgenommen und finanziell unterstützt werden. „Die Gespräche sind aber nicht gut verlaufen.“ Wirklich zufrieden waren er und seine Mitstreiter nicht: „Aufgrund mangelnder Trainingszeiten war auch an Jugendarbeit nicht mehr zu denken.“ Schon beim Abschied von der Werthauser Straße verließen die Alten Herren den TBR – und wechselten zum ESV Hohenbudberg. „Wir hatten zum ESV immer ein sehr positives Verhältnis. Daher habe ich das Gespräch mit Paco gesucht und wir haben über die Verschmelzung gesprochen.“
Danach ging es schnell. Musste es auch. „Wir haben erst im Januar darüber gesprochen“, erinnert sich Diaz. Alle Hürden – die Zustimmung der Mitglieder, das Erstellen des Verschmelzungsvertrags, die erneute Absegnung durch die Mitglieder und die entsprechende Meldung an den Verband – hätten bis zum 30. April genommen werden müssen. „Tatsächlich kam uns Corona in diesem Punkt ein wenig zu Hilfe. Nun haben wir bis Mitte/Ende Juli Zeit“, sagt Diaz. Anfang Juli wollen beide Vereine ihre Mitglieder an einem Tag aufeinander folgend abstimmen lassen. Die Chancen, dass das gut geht, sind groß. „Der Auftrag an die Vorstände, die Gespräche über den Zusammenschluss zu führen, wurde auf beiden Seiten mit 100 Prozent der Stimmen erteilt“, so Diaz. Die Verschmelzung ist wichtig, um die Sachwerte zusammenzuführen – und damit der Startplatz des Noch-TBR in der Kreisliga B erhalten bleibt.
ESV will Trainingsplatz sanieren und Anlage kaufen
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Der Niedergang des TBR begann letztlich mit dem Abschied vom eigenen Gelände. „Wir hatten mehrere Fußballmannschaften, Judoka, Badmintonspieler“, erklärt Tewes. Übrig blieben eine Herren-Fußballmannschaft und eine kleine Turnriege. „Wir fühlen uns beim ESV geschätzt und gut aufgenommen“, sagt Tewes. Diaz ergänzt: „Beide Vereine sind familiär ausgerichtet. Wir werden alles tun, um den neuen Mitgliedern ein sportliches Zuhause zu bieten.“
Ohnehin ist der ESV Hohenbudberg, der auch weiterhin so heißen wird, ein Verein im Aufbruch. „Unser Aufstieg in die Bezirksliga ist natürlich die Krönung“, sagt Diaz. Aktuell hat der ESV einen Antrag gestellt, aus dem Topf der Landesregierung zur Sanierung von Sportanlagen einen Zuschuss zu bekommen, um den zweiten Platz als Trainingsgelände und weitere Spielfläche für 108.000 Euro bei einem Eigenanteil von 18.000 Euro herrichten zu lassen. Außerdem steht der Eisenbahner-Sportverein davor, wohl im August die gesamte Anlage aus dem Bundeseisenbahnvermögen zu übernehmen. „Wir hoffen, dass uns Duisburg-Sport unterstützen wird“, sagt Diaz. Tewes erklärt: „Das wäre nur recht. Schließlich haben wir als Turnerbund in den letzten Jahren nur abgeben müssen.“
Durch den Aufstieg in die Bezirksliga hofft Diaz, noch mehr Dauerkarten zu verkaufen – denn bislang gingen bemerkenswerterweise pro Saison rund 120 über die Theke: „Wir brauchen auch noch mehr Sponsoren, um unsere Ziele zu verfolgen.“ Der ESV hat begonnen, eine Jugendabteilung neu aufzubauen. Nach der Verschmelzung wird es drei Senioren-, eine Alt-Herren- und eine Jugendmannschaft geben, dazu die dann gemeinsame Turnriege. Rund 300 Mitglieder wird der Verein zählen.
>>Blick in die Vereinsgeschichte: Start 1910, Neustart 1981
Im kommenden Jahr wird der aktuelle ESV Hohenbudberg 1910/81 exakt 40 Jahre alt – die Geschichte reicht aber noch weiter zurück. „Der ursprüngliche ESV Hohenbudberg wurde 1910 gegründet“, berichtet Manfred Cecior, der seit den 60ern dabei ist. 1947 erfolgte die Fusion mit dem SV Friemersheim zum ESV Friemersheim.
Als solcher gehörte der Verein in den 50ern und 60ern lange der damals fünftklassigen Bezirksklasse an. 1965 fusionierte der ESV Friemersheim mit dem TV Jahn Schwarzenberg zum ESV Jahn 04 Rheinhausen, der sich wiederum 1971 mit dem TuS Rheinhausen zum heutigen OSC 04 Rheinhausen zusammenschloss.
„Die zweite Mannschaft des OSC hat damals einige Jahre auf dem heutigen Gelände des ESV gespielt“, erklärt Cecior. „Außerdem spielte hier die BSG Hohenbudberg.“ Das war eine Eisenbahner-Betriebssportmannschaft. Als der OSC seinen Sportbetrieb komplett auf das eigene Gelände verlagerte, wurde schließlich am 15. März 1981 aus Reihen der BSG der ESV Hohenbudberg 1910/81 neu gegründet.
Zum ersten Mal überhaupt gelang dem neuen ESV nun der Aufstieg in die Bezirksliga. Auch der aktuelle Verein gehört dem Verband Deutscher Eisenbahner-Sportvereine an.