Duisburg. Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes hat über die Fortsetzung der Saison entschieden. Der Spitzenreiter reagiert mit gemischten Gefühlen.
Am Feiertag hat der DFB mitgeteilt: Die Drittliga-Kicker müssen wieder zur Arbeit. Die Saison soll nach einem Beschluss des Präsidiums am 30. Mai mit dem 28. Spieltag fortgesetzt werden. Für den MSV Duisburg beginnt der Alltag nach der Corona-Pause am Pfingstsonntag, 31. Mai, um 13 Uhr mit dem Auswärtsspiel bei 1860 München. Am Mittwoch, 3. Juni, erwartet der Spitzenreiter um 19 Uhr dann den Tabellenletzten aus Jena in der Schauinsland-Reisen-Arena. Für alle elf Spieltage gelten die Hygiene-Standards, die auch für die 36 Teams der 1. und 2. Bundesliga umgesetzt werden. Ab Pfingsten schlägt damit auch für die dritte Fußball-Klasse die Geisterstunde. Sie dauert unter Umständen bis zum 4. Juli.
Ist das wirklich sicher? Es ist ziemlich sicher. Am Montag tagt der DFB-Bundestag – virtuell, versteht sich. Das Gremium hat das Recht, die Liga abzusagen. Wahrscheinlich ist dies jedoch nicht. Politische Einwände stehen möglicherweise im Raum. Der Verband fordert nun die Klubs auf, für die notwendigen Freigaben auf die Politik einzuwirken.
MSV zieht ins Hotel der Weltmeister ein
Widerstand regt sich noch bei einigen Gegnern, vor allem im Osten. Dennoch, der Beschluss vom Donnerstag hat Aussagekraft. Unter anderem bedeutet die Ansage: Die Spieler des MSV ziehen am Montag ins Landhaus Milser ein und schotten sich von der Außenwelt ab. Das ist eine der Vorgaben der buchdicken Hygiene-Vorschriften für Pandemie-Fußball. Könnte ein gutes Omen sein: Die italienische Nationalmannschaft gewann vom Landhaus aus im Jahr 2006 die WM. Viel Ausgang hatte die Mannschaft damals auch nicht.
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Die Reaktionen auf den Neustart fallen beim MSV unaufgeregt aus. Präsident Ingo Wald sagt über die Entscheidung der Verbandsoberen, die Kugel wieder rollen zu lassen: „Es war abzusehen.“ Verwundert habe ihn nur der Salto rückwärts. Der DFB hatte zwischenzeitlich durchblicken lassen, dass der 4. Juni der Starttermin für die Restrunde sein könnte. Am Dienstag kam die Nachricht aus Frankfurt, vor dem kommenden Montag falle keine Entscheidung. Dann kam am Donnerstag die Klarstellung. Trainer Torsten Lieberknecht kann die Nachricht aus Frankfurt ebenfalls kaum aus den Strümpfen gehauen haben. Bereits vor einigen Wochen hatte er erklärt, der DFB werde „die Sache durchziehen“.
Am Freitag erklärte der Coach: „Wir bereiten uns auf die ‚neue‘ Saison trotz aller Widrigkeiten positiv und gewissenhaft vor.“ Was er auch wissen ließ: „Wir fokussieren uns auf diese physische Grenzerfahrung mit unserem kleinen Kader.“ Der Personalstand ist mit 23 Mann ohnehin eher gering. In jedem Fall muss das Zebra zusätzlich auf Joshua Bitter (Oberschenkelverletzung) verzichten. Cem Sabanci ist seit Saisonbeginn nicht im Aufgebot. Manager Ivica Grlic wird vom MSV mit den Worten zitiert: „Wir wissen, dass dies für alle eine große Herausforderung ist, sind aber überzeugt, dass wir sie meistern werden.“
Aufstieg ist praktisch Pflicht
Doch Lieberknecht will sich davon nicht allzu sehr beeindrucken lassen: „Wir erweisen unseren Gegnern den größten Respekt, indem wir ihnen unser Bestes zeigen werden.“ Indes, es geht auch um ganz Handfestes: Die Zebras müssen den ersten Tabellenplatz verteidigen. Der Aufstieg ist angesichts der wirtschaftlichen Situation, die sich in der Corona-Krise noch verschärft hat, eine Art Pflicht. Gerade deshalb sieht der Verein dem Neustart mit den Unwägbarkeiten eines dichten Programms, den Spielen ohne Zuschauer, mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Ohne Frage, der Verein wäre gern am grünen Tisch aufgestiegen. Ohne Frage aber auch, der MSV hatte sich für eine Fortsetzung der Liga ausgesprochen, wenn es einen Auf- und Abstieg gibt. Das bekommt man nun.
Der Beschluss vom Donnerstag verkürzt die Flitterwochen von Leroy-Jacques Mickels, der am Mittwoch seine Freundin Marie geheiratet hat. Ins Hotel zieht der frische gebackene Ehemann zwar ein. Seine Ehefrau muss aber leider draußen bleiben.