Duisburg. Auch der VfB Homberg hat den Betrieb eingestellt. Der Trainer macht sich Gedanken darüber, wie es in der Liga weitergehen kann.

Das Tempo in der Regionalliga war für die Fußballer des VfB Homberg nach dem Aufstieg neu und gewöhnungsbedürftig – doch es war abschätzbar und aufzuholen. Mit dem Tempo des aktuell allgegenwärtigen Gegners aber ist nicht mitzuhalten. Die Ausbreitung des Corona-Virus und deren Auswirkungen sind nicht nur den Kickern sondern auch den Funktionären beim VfB momentan immer einen Schritt voraus. „Die Ereignisse haben sich in den letzten Tagen überschlagen“, sagt Wolfgang Graf.

Noch bis Donnerstagmittag letzter Woche war der Abteilungsleiter davon ausgegangen, dass das für vergangenen Samstag angesetzte Heimspiel gegen den SV Rödinghausen stattfinden könne. Dann kam die Empfehlung des Gesundheitsamtes zur Absage. Zwar sei er kein Freund davon, „in totale Hysterie auszubrechen“, so Graf, „aber da niemand von uns den Überblick über die Tragweite des Virus hat, folgen wir selbstverständlich den Empfehlungen.“

Graf: „Eine korrekte Entscheidung“

VfB-Trainer Stefan Janßen.
VfB-Trainer Stefan Janßen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Als Graf dann am Freitagabend die Sportanlage am Rheindeich betrat, hatte er schon die Gewissheit, dass der Westdeutsche Fußballverband den Spielbetrieb in der Regionalliga inzwischen bis zum 22. März unterbrochen hatte, was für ihn – auch in Sachen möglicher Wettbewerbsverzerrung „eine korrekte Entscheidung ist“, so der Abteilungsleiter. „Was für Rot-Weiß Essen gilt, muss auch für den VfB gelten.“

Gleichzeitig freute er sich da noch über den laufenden Trainingsbetrieb am Rheindeich. Den wollte der Abteilungsleiter auch gerne aufrecht halten. „Wir müssen versuchen, einen geregelten Alltag stattfinden zu lassen, und da gehört Sport dazu“, so seine Meinung. „Irgendwann muss es in den Ligen ja auch weitergehen“, so Graf, „und dann wäre die Frage, wie wir wieder rein kommen.“

Keine Zusammenkünfte

Doch genau mit dieser Frage muss sich der VfB jetzt beschäftigen. Wieder nur einen Tag später sperrte die Stadt sämtliche Sportanlagen. Der Trainingsbetrieb am Rheindeich ruht. Das stellt Stefan Janßen und seine Kicker nun vor eine völlig neue Herausforderung. „Wir sind zur Improvisation gezwungen“, sagt der Coach, dessen Trainerfunktion nun darin bestehe „individuelle Trainingspläne auszugeben, und deren Einhaltung zu kontrollieren“.

Und allein das ist schon schwierig. Denn der Trainer und sein Team folgen der Empfehlung, soziale Kontakte zu vermeiden. Zusammenkünfte gibt es im VfB-Trupp vorerst nicht. Für Janßen ist es richtig und wichtig „jeden Beitrag dazu zu leisten, die Ansteckungskette zu durchbrechen.“

Nur individuelles Training

Wie lange dies der Fall sein muss, steht auf einem anderen Blatt. Da der Fußballverband Niederrhein den Amateurfußball bis zum 19. April ausgesetzt hat, geht Janßen davon aus, dass auch die Regionalliga nachziehen wird. „Wie sollen wir nach dem 22. März wettbewerbsfähigen Regionalliga-Fußball spielen können, wenn unsere Anlage weiterhin gesperrt ist“, stellt der Coach eine berechtigte Frage. „Wir müssen versuchen, den Fitnessstand der Spieler aufrecht zu halten, aber das ist individuell nicht in der Art möglich wie in einem Mannschaftstraining.“

Ohnehin steht für Stefan Janßen nicht nur die Frage im Raum, wann, sondern ob die Saison noch fortgesetzt werden kann. „Stand heute müssen wir davon ausgehen, dass es irgendwann weitergehen wird. Aber das kann erst passieren, wenn das ganze Thema Corona durch ist.“ Und dieses Ende wiederum sieht der Homberger Coach noch nicht in den nächsten fünf Wochen. „Realistisch gesehen, glaube ich, dass es mit der Saison vorbei ist.“

Welches Szenario dann das richtige wäre, mag der Trainer nicht beurteilen. „Wertung nach der Hinrunde, Annullierung, Aufstockung der Ligen, es gibt mehrere Optionen. Jede Entscheidung würde am Ende wahrscheinlich die Bestmögliche sein. Jedem Verein aber kann man nie gerecht werden.“

Graf plädiert für EM-Absage

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Bei einer Wertung nach der Hinrunde würde der VfB absteigen, eine Annullierung oder Liga-Aufstockung würde den Klassenerhalt bedeuten. Bei einer Wertung nach jetzigem Tabellenstand, müsste der VfB ebenfalls in die Oberliga. Dieses Vorgehen wäre jedoch allein schon aufgrund der durch viele Spielausfälle sehr schiefen Tabelle kaum vorstellbar.

Zudem würde wohl jeder Verein, der dadurch abstiege – wie auch bei einer Wertung nach der Hinrunde – „behaupten, dass er es noch geschafft hätte“, sagt Janßen. Eine solche Entscheidung aber möchte der Trainer ebenso wenig treffen müssen wie Wolfgang Graf.

Der Homberger Abteilungsleiter plädiert für eine Absage der Europameisterschaft im Sommer, um den Vereinen „den Zeitdruck zu nehmen und die Saison so gegebenenfalls noch nach hinten verschieben zu können.“ Der Abteilungsleiter stellt klar, dass auch aus wirtschaftlicher Sicht viel für den Verein von einer Fortführung des Spielbetriebs – und zwar mit Zuschauern – abhängt.

Das ist freilich auch Stefan Janßen bewusst. Doch der Coach sagt auch: „An der Situation sieht man, wie nebensächlich Fußball sein kann und dass wir auch wirtschaftliche Dinge der Gesundheit als höchstem Gut unterordnen müssen. Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben und niemanden anzustecken.“

Der Trainer will und kann sich mit dem Tempo des aktuell allgegenwärtigen Gegners nicht messen. Janßen: „Wir können nur zuschauen, hoffen und beten.“