Duisburg. Die Mitglieder sollen bei einer außerordentlichen Versammlung informiert werden. Der ehemalige und der jetzige Vorsitzende beschuldigen sich.

Es ist keine drei Jahre her, da schossen beim SV Laar 21 große Pläne ins Kraut. „2021 feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen. Wenn wir dann in der Landesliga spielen, wäre das eine tolle Sache“, sagte der damalige 1. Vorsitzende Edin Bicic. Die Fußballer von der Vogelwiese kickten seinerzeit in der Kreisliga A. Heute ist die Situation eine komplett andere. Die mittlerweile in die B-Liga abgestiegenen Laarer haben sich vor zwei Wochen mitten in der Saison vom Spielbetrieb zurückgezogen, der Verein steht unmittelbar vor der Auflösung.

Tekin Kaplan, Vorsitzender des SV Laar 21.
Tekin Kaplan, Vorsitzender des SV Laar 21. © Christian Balke

Darüber, warum es so weit gekommen ist, gibt es unterschiedliche Ansichten. Der jetzige 1. Vorsitzende Tekin Kaplan hat eine ganz klare Meinung: Danach ist sein Amtsvorgänger Edin Bicic, den er mit wenig freundlichen Worten beschreibt, für den Niedergang verantwortlich. Der 36-Jährige, früher beim MSV Duisburg und dem VfB Homberg aktiv, habe dem Verein Schulden hinterlassen, als er im Jahr 2018 den Vorsitz abgegeben hat. Es seien keine Finanzunterlagen zur Einsicht übergeben worden, zudem sei es Bicic’ Schuld, dass keine Zahlungen mehr an die Versicherung geleistet wurden, was sich spätestens als verhängnisvoll erwies, als im Januar dieses Jahres das Vereinsheim niedergebrannt ist.

Versammlung am 12. März

Dieses wieder aufzubauen, sei ein zu kostspieliger Vorgang und auch vor dem Hintergrund nicht sinnvoll, dass die Platzanlage inzwischen einem Investor aus Berlin gehöre, der dem Verein nur noch zehn Jahre dort ein Spielrecht einräumen wolle, so Kaplan weiter. Schweren Herzens sei dann gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstandes – Geschäftsführer Arno van Koll und dem 2. Vorsitzenden Marc Fabian – sowie dem Ältestenrat entschieden worden, die Auflösung des Vereins zu vollziehen. Die Mitglieder sollen darüber in einer außerordentlichen Versammlung informiert werden, die am Donnerstag, 12. März, um 19 Uhr in der Kleingartenanlage an der Ahrstraße 190 beginnt.

In diesem Zusammenhang gegen ihn laut gewordene Vorwürfe weist Tekin Kaplan zurück: „Es wird behauptet, ich hätte Gelder von der Versicherung gestohlen. Aber ich habe alles schwarz auf weiß vorliegen und kann beweisen, dass es nicht so ist. Ich liebe diesen Verein, für den ich seit 25 Jahren spiele. Nur deshalb habe ich damals das Amt übernommen.“

Eine andere Sichtweise

Ganz anders sieht Edin Bicic die aktuelle Situation. „Zunächst einmal bin ich seit anderthalb Jahren kein Vorsitzender mehr. Versicherungsbeiträge müssen einmal im Jahr oder alle drei Monate gezahlt werden. Deshalb kann ich damit schon gar nichts mehr zu tun haben“, sagt der ehemalige Vereinschef. Er sieht eher seinen Nachfolger in der Verantwortung: „Herr Kaplan sieht jetzt, dass es nicht leicht ist, einen Verein zu führen.“

Der ehemalige Klubchef Edin Bicic im Jahr 2017 mit dem von ihm verpflichteten Ex-Profi Nassirou Ouro-Akpo (rechts)
Der ehemalige Klubchef Edin Bicic im Jahr 2017 mit dem von ihm verpflichteten Ex-Profi Nassirou Ouro-Akpo (rechts) © SV Laar 21

Dass ein Jahr vor dem 100-jährigen Bestehen die Auflösung erfolgen soll, will Bicic nicht hinnehmen: „Ich habe in den letzten Tagen viele Anrufe von Mitgliedern erhalten, der Verein liegt mir ja auch nach wie vor am Herzen. Damals habe ich schon viel investiert und versucht, den Verein professionell aufzustellen.“ Unter anderem war unter seiner Ägide der Ex-Profi Nassirou Ouro-Akpo verpflichtet worden. Er habe auch vorgehabt, die Platzanlage zu erwerben, sei aber von dem Berliner Investor überboten worden: „Vielleicht kann man aber mit dem jetzt noch einmal reden.“ Bicic kann sich grundsätzlich vorstellen, noch einmal zum Verein zurückzukehren: „Dann muss aber alles passen.“ Tekin Kaplan würde sich freuen, seinen Vorgänger bei der Mitgliederversammlung zu begrüßen: „Wir geben den Vorsitz ab, wenn Herr Bicic den Verein retten kann.“

Der jetzige Klubchef ist auch deshalb verbittert, weil keiner der Nachbarvereine bereit war, die noch vorhandenen Mannschaften nach dem Brand des Vereinsheims auf der eigenen Anlage aufzunehmen. Derzeit versucht er, eine neue Heimat für die Trainingseinheiten des Schiffer-Kinderheims zu finden, die bislang wöchentlich donnerstags in Laar stattgefunden hatten. Mit den Alten Herren des Vereins will er nach der bevorstehenden Auflösung nach Neuenkamp oder Hamborn weiterziehen: „Dorthin, wo wir einfach nur Spaß am Fußball haben können.“