Düsseldorf. Für Horst Klosterkemper gab es bei der WM am Rolander Weg schon brenzligere Situationen als die aktuelle Lage.

Wie viel ist der World Team Cup wert? Eine große Kölner Sportmarketing-Agentur, die über das Auswerten von Mediendaten interessierten Sponsoren einen möglichst neutralen Investitionsrichtwert liefern, hat die Tennis-Mannschaftsweltmeisterschaft durchleuchtet. „Unser Titelsponsorship ist zwei Millionen Euro wert. Und damit mehr, als unser bisheriger Hauptgeldgeber ARAG bezahlt“, betont World-Team-Cup-Erfinder und Ehren-Turnierdirektor Horst Klosterkemper im NRZ-Interview.

Herr Klosterkemper, war die finanzielle Situation des Turniers schon einmal so brisant wie in diesen Tagen?

Ich bin viel optimistischer als damals bei unserem zweiten Sponsor Peugeot, dessen Chefs sich erst einmal zwei Tage auf unserer Anlage umgesehen haben, ohne dass es jemand wusste. Damals waren gerade mit Becker, Stich und Steffi Graf die deutschen Tennis-Ikonen abgetreten. Da haben wir schön ums Turnier gezittert.

Mit dem Ausstieg von ARAG tut sich eine siebenstellige Lücke im Etat auf, die ohne Titelsponsor kaum zu schließen sein dürfte.

Drei Interessenten waren schon auf der Anlage, ein vierter kommt am Samstag. Vier der fünf Firmen, die sich aktuell für das Sponsorship interessieren, legen Wert auf die Internationalität. Und die können wir mit neunhundert Live-Fernsehstunden in hundertachzig Ländern exzellent bieten.

Ist jemand dabei, der den Wert voll bezahlen will?

Wir sind da flexibel. Man kann das volle Turnierpaket bekommen oder auch nur ein Dreiviertel davon.

Wie wichtig wäre ein Düsseldorfer Sponsor für den World Team Cup?

Sehr wichtig. Eine solche Firma ist aufgeschlossener gegenüber der Stadt. Unser Ziel muss es schließlich auch sein, das Turnier in Düsseldorf und der Region weiter zu verankern. Achtzehn Millionen Einwohner im Umkreis von hundert Kilometern sind ein gutes Pfund. Auch bei der ATP.

Hat sich eigentlich der erst seit vergangenem Jahr ins Amt gekommene ATP-Chef Adam Helfant schon mal im Rochusclub blicken lassen?

Er wollte kommen, musste aber wegen der isländischen Aschewolke und diversen Flugausfällen seinen Terminplan umstellen. Sein Vertreter war da. Die ATP weiß, dass vor Ende Oktober keine Entscheidung in der Sponsorenfrage zu erwarten ist.

Sieht sich aber trotz des WM-Vertrages mit dem Rochusclub bis 2012 nach Alternativen um. Valencia mit einer neuen Halle, die Arabische Halbinsel und die chinesische Megametropole Shanghai sollen interessiert sein.

Es ist verständlich, dass sich die ATP umhört. Unsere Konkurrenz ist groß, weil es Städte gibt, die allein ein Turnier ohne Sponsor stemmen. Das 1000-er Turnier in Madrid beispielsweise unterstützt die Stadt mit sechs bis sieben Millionen US-Dollar jährlich auf zehn Jahre hinweg. Da kann Düsseldorf natürlich nicht mithalten.

Wann schiebt die ATP parallelen Showmatches wie in dieser Woche in Paris-Bercy einen Riegel vor? Dort starten schließlich fünf der aktuellen Top-10-Spieler zur lockeren Vorbereitung auf die French Open.

Das wird juristisch geprüft. Die Top-Profis dürfen schon während der zehn Wochen, in denen die ATP-1000-er Turniere laufen, nicht woanders ihren Beruf ausüben. Ob das um die Woche beim World Team Cup ausgedehnt wird, sollte vor dem Grand Slam in Wimbledon feststehen.

Werden dann auch mal Roger Federer oder Rafael Nadal am Rolander Weg aufschlagen?

Wenn die in Paris in der ersten oder zweiten Runde scheitern, dafür Chardy gewinnt, der sich bei uns vorbereitet hat. Dann stellen Federer und Nadal vielleicht ihre Turnierprogramm um.

Starten die Gespräche mit Topspielern für 2011 früher als zuletzt im Januar bei den Australien Open?

Bestimmt. Bei den US Open im September wollen wir die ersten an uns binden.