Düsseldorf. Coach Uwe Rösler lässt in diesen Tagen hart trainieren. Er freut sich über die Hitze. Sie helfe dabei, die Grundlagen für die Saison zu schaffen.
Uwe Rösler muss schmunzeln. „Im Vergleich zur ehemaligen DDR“, sagt Fortunas Trainer, „ist unsere Vorbereitung hier noch relativ harmlos.“ Als Spieler habe er schon viel härtere Einheiten mitgemacht. Mit Manchester City sei er in den 1990ern mal nach wenigen Tagen aus einem Sommer-Trainingslager in China abgereist, weil „die Luftfeuchtigkeit unmenschlich“ gewesen war. Heißt übersetzt: Fortunas aktueller Profikader soll sich nicht so anstellen und muss mit der derzeitigen Hitzewelle klarkommen.
„Es ist nicht einfach, aber es ist auch nicht extrem, sondern alles im Rahmen“, sagt der Coach und macht sich keinerlei Sorgen um die Gesundheit seiner Mannschaft. „Leistungssport ist nicht immer gesund. Das wissen alle Beteiligten. Ich habe aber weder von unserem Doktor noch von den Physios bisher Einwände gehört, dass wir bei den Temperaturen über 30 Grad nicht trainieren dürften.“ Viele englische Mannschaften würden sogar bewusst die kühlere Insel im Sommer verlassen und nach Südeuropa fahren, um einen höheren Trainingseffekt zu erzielen. „Es ist doch so, dass uns die Bedingungen hier momentan eher helfen. Es ist jetzt auch ein Test für den Willen des Spielers und so für unsere Ziele besser, als wenn wir bei 15 oder 18 Grad trainieren würden. Wenn wir uns da jetzt durchbeißen, wird es uns einfacher fallen, ansprechende Leistungen zu zeigen, wenn es kühler ist.“
Erster Test gegen Meerbusch
Und so wird momentan jeder Tag für die Profis zur Grenzerfahrung in Sachen Belastung. „Ich mag Vorbereitungen generell sehr“, sagt Rösler. „Man kann die Spieler pushen, ohne zu sehr auf Spiele Rücksicht nehmen zu müssen.“ Eines dieser Spiele steht am Freitag an, der erste Test der neuen Saison beim Oberligisten TSV Meerbusch. Und da geht es weniger um einen taktischen Feinschliff, sondern vielmehr um die Bereitschaft, eben seine Belastungsgrenze auszuloten. „Wir haben neun Einheiten in dieser Woche geplant. Das Spiel ist dann die achte. Wir machen die Spieler bewusst müde – sowohl durch das Gesamtvolumen des Trainings als auch durch die Einheit am Morgen vor dem Spiel“, sagt Rösler. „Wir wollen, dass es bei der Hitze richtig schwer für die Spieler wird, sie sollen schwere Beine haben bei den Extremtemperaturen. Sie müssen sich quälen, sollen aber trotzdem eine ansprechende Leistung bringen. Das ist der Hintergrund des Spiels.“
Damit jeder Akteur Vollgas geben kann, wird der Trainer zwei Mannschaften à elf Spielern auf den Platz schicken, jede für 45 Minuten. Das ist aber gar nicht so einfach, da Fortuna aktuell nur einen gelernten Innenverteidiger mit Andre Hoffmann hat, da Kaan Ayhan aufgrund des Transfertheaters mit dem italienischen Erstligisten US Sassuolo weiter freigestellt ist. Immerhin können in Adam Bodzek und Gökhan Gül können zwei etatmäßige Mittelfeldspieler aushelfen. Zudem werden auch Spieler aus der U 19, die bereits in die Corona-Testungen aufgenommen wurden, dabei sein.
Training verschoben
Die Übungseinheit am Donnerstag wurde auf 11 Uhr verschoben. Da hatte es sich schon wieder ordentlich aufgeheizt. „Das war ganz bestimmt nicht, um die Jungs irgendwie zu ärgern“, sagt Rösler. „Mein Assistent Thomas Kleine hatte einen wichtigen privaten Termin, den er nicht verschieben konnte vorher. Ich wollte aber unbedingt, dass er bei der Einheit auf dem Platz steht. Deshalb ist es zu der Verschiebung gekommen. Die gute Nachricht: alle haben überlebt.“ Von seinen Spielern erwartet er vollen Einsatz in alle Einheiten. Und vertraut darauf, dass sie ihm aufmerksam zugehört haben. „Wir wollen schnell spielen“, sagt er. „Maximal zwei Ballberührungen und weiter. Mein Ziel ist es, eine Mannschaft aufzubauen und die dann auch weiterzuentwickeln. Es ist schön zu sehen, wie intensiv alle zusammenarbeiten. Und so machen wir auch weiter.“ Von der Hitze lässt er sich jedenfalls nicht stoppen. (gic/erer)