Düsseldorf. Nach dem 1:1 gegen Augsburg stellt sich die Frage: Waren Fortunas Profis körperlich und mental ausgelaugt oder spielten die Nerven einen Streich?
Zufrieden waren am Samstag nur die Gäste. Während Spieler und Offizielle des FC Augsburg das 1:1 bei Fortuna Düsseldorf und die damit auch rechnerisch geglückte Rettung vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga feierten, betrieben die Düsseldorfer Ursachenforschung. „Für uns war es nicht das gewünschte Spiel mit dem gewünschten Resultat“, erklärte Trainer Uwe Rösler. „Aus meiner Sicht war es das eine Spiel zu viel.“ Was er damit meinte: Am Ende der schweren englischen Woche mit den vorangegangenen engen Partien gegen die Topteams Dortmund (0:1) und Leipzig (2:2) waren seine Schützlinge im dritten Spiel binnen acht Tagen schlichtweg platt.
Vor dem Saisonfinale bei Union Berlin am Samstag stellen sich nun wichtige Fragen.
Wie kann sich Fortuna retten? Auf direktem Wege nicht mehr, denn nach dem Sieg des FSV Mainz 05 über Werder Bremen ist Platz 15 nicht mehr zu erreichen. In Berlin geht es darum, Platz 16 und damit die Relegation zu erreichen. Dies gelingt auf jeden Fall bei einem Sieg. Bei einem Unentschieden ebenfalls, sofern Werder Bremen gleichzeitig den 1. FC Köln nicht höher als mit drei Treffern Differenz schlägt. Bei einem Remis in Bremen kann sich Fortuna eine Niederlage mit drei Toren Unterschied erlauben. Verliert Werder, sind die Düsseldorfer definitiv in der Relegation.
Wie stehen die Chancen? Das hängt von Fortunas Verfassung ab. Wenn sich die Mannschaft an den beiden freien Tagen, die Rösler ihr gab, regenerieren und das Gesicht der Partien zuvor zeigen kann, sollte sie bei Union bestehen können. Für die Berliner geht es um nichts mehr. In der Form vom Samstag würde es dennoch sehr schwer.
Weshalb lief es gegen Augsburg nicht? Rösler und auch Sportvorstand Uwe Klein sahen den Grund für die schwache Vorstellung in erster Linie darin, „dass die körperliche und geistige Frische fehlte“. Tatsächlich wirkten die Düsseldorfer vor allem mental müde, trafen meist die falschen Entscheidungen. „So, wie es gelaufen ist, war es nicht unbedingt unser Matchplan“, sagte Rouwen Hennings, der mit seinem 15. Saisontreffer wenigstens den einen Punkt rettete. „Es flogen zu viele lange Bälle hin und her.“ Diese Taktik passt überhaupt nicht zu Röslers System und Fortunas Spielertypen. Dass die Gastgeber in dieses Muster verfielen, spricht für geistige Erschöpfung.
War es wirklich nur die Belastung der englischen Woche – oder spielten die Nerven einen Streich? Von der Antwort auf diese Frage kann der Klassenerhalt abhängen. Denn bis zum Union-Spiel und erst recht bis zur Relegation können sich die Spieler erholen. Haben sie aber ein Nervenproblem, wäre das ein Desaster. Schließlich wird sich der Druck auf der Zielgeraden noch erhöhen. Rösler antwortet auf diese Frage sehr ehrlich: „Ich wünschte, ich könnte das beantworten, aber das muss ich erst herausfinden.“ Hoffnung gibt dabei, dass Abwehrspieler Niko Gießelmann gegen Augsburg bester Fortune war – der einzige, der das physisch wie psychisch kraftraubende Mittwoch-Spiel in Leipzig gelbgesperrt verpasst hatte.
Was ist in dieser Phase besonders gefragt? Jene Qualitäten, die Fortuna in den vergangenen Wochen – mit Ausnahme des Augsburg-Spiels – immer wieder an den Tag gelegt hat: Kampfgeist, Leidenschaft und Comeback-Qualitäten. Letztere sprach Rösler schon unmittelbar nach dem Abpfiff gegen Augsburg an. „Unsere Mannschaft wird wieder zurückkehren. Wir werden in Berlin voll da sein“, kündigte der 51-Jährige an. „In den vergangenen Monaten haben wir immer wieder gute Leistungen gezeigt und dennoch Rückschläge einstecken müssen. Wir sind stets zurückgekommen.“ Auch Sportvorstand Uwe Klein hat keinerlei Zweifel daran: „Wir haben gegen Dortmund und in Leipzig viele Körner lassen müssen, die Frische hat gefehlt. Aber diese Mannschaft steckt nie auf.“ Selbstkritik ist nötig und in diesem Kader auch stets gegeben, das Selbstvertrauen darf darunter indes nicht leiden; dafür zu sorgen, ist nun die Hauptaufgabe für Rösler und sein Trainerteam. (jol)