Düsseldorf. Von 1954 bis 1957 gab es für die DEG Konkurrenz in der Landeshauptstadt. DEG-Legende Peter Gregory war beim Titelgewinn des EHC Düsseldorf dabei.

Peter Gregory überlegt kurz. „Nein“, sagt der Kapitän der Düsseldorfer Meistermannschaft von 1967, „ich weiß wirklich nicht, warum wir plötzlich beim EHC waren.“ Kurz schüttelt er den Kopf über diese Kuriosität, deren Teil er war. „Letztlich war es eine Revolte“, erinnert sich die Düsseldorfer Eishockey-Legende. Gegen wen? „Gegen die Eiskunstläufer. Aber es waren auch Spielerväter dabei, die sich für ihre Söhne mehr Eiszeit erhofften.“ Und das Experiment gelang – auch wenn es nicht lange währte. Am 3. Mai 1954 wurde der EHC Düsseldorf in den Landeseissportverband Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Schon in der Saison 1955/56 gewann die überragende Junioren-Mannschaft des jungen Vereins die Deutsche Meisterschaft, ehe der große Nachbar, die Düsseldorfer EG, ein Jahr später nachzog. 1957 war der EHC schon wieder Geschichte. Das Jahrbuch des damals noch für Eishockey zuständigen Deutschen Eissport-Verbandes für die Saison 1957/58 verzeichnet den Deutschen Junioren-Meister von 1956 bereits nicht mehr als aktiven Verein.

„Ja, wir waren schon ganz gut“, sagt Gregory. Die Juniorenmannschaft von 1955/56 ist Grund, warum der kurzlebige und heute so gut wie unbekannte Verein doch seinen Platz in der deutschen Eishockey-Geschichte hat. „Unsere Sturmreihe war prägend“, erinnert sich der in Meerbusch lebende Gregory. Und das Prunkstück hatte auch einen einprägsamen Namen: der „Peter-Sturm“. Denn alle drei Jungs, Rohde, Schmitz und Gregory, heißen Peter.

17:0! EHC gewinnt Stadtderby gegen die DEG

Auf dem Eis nicht zu stoppen – die drei Peter des EHC Düsseldorf (v.l.): Peter Rohde, Peter Schmitz, Peter Gregory.
Auf dem Eis nicht zu stoppen – die drei Peter des EHC Düsseldorf (v.l.): Peter Rohde, Peter Schmitz, Peter Gregory. © Privatarchiv Peter Gregory

Diese Angriffsformation war nicht zu stoppen. Auch nicht vom damals überragenden Krefelder EV. Die Schwarz-Gelben trotzten dem EHC in der NRW-Jugendmeisterschaft durch ein 5:5 immerhin einen Punkt ab. Aber das war es im Kreise der Altergenossen auch schon. Der EHC gewann alle weiteren Saisonspiele – 17:1 gegen den damaligen Kölner EK beispielsweise. Oder auch 18:1 gegen Preußen Krefeld. Auch das Stadtderby gegen die DEG ging mit 17:0 an den EHC.

„Einer der EHC-Gründer war Max Rohde, der Vater von Peter“, kann sich Gregory noch erinnern. Auch gegen ältere Gegner gab es Siege. „Wir haben damals am Westeuropapokal (ein privater Wettbewerb, d.Red.) teilgenommen. Da haben wir mit 10:3 gegen Brabo Antwerpen gewonnen.“ Drei, vier ältere Spieler lieh man sich für diesen Wettbewerb aus der Umgebung aus – den Rest besorgten die EHC-Junioren. Im „Rhein-Ruhr-Pokal“, auch Landesliga genannt, spielten die Oberliga-Reserveteams der DEG, des KEV und von Preußen Krefeld gegen die ersten Mannschaften des Kölner EK, des Essener RSC sowie des EHC Düsseldorf – letztere besiegten die Domstädter mit dem reinen Juniorenteam sage und schreibe 22:3.

„Peter-Sturm“ ist nicht aufzuhalten

Die Klasse des „Peter-Sturms“ blieb den Verbandsverantwortlichen nicht verborgen. Als geschlossener Block liefen die EHC-Angreifer auch für die NRW-Auswahl sowie für die Junioren-Nationalmannschaft auf – und überzeugten bei einer Länderspielserie gegen die Schweiz. „Ich habe dem Eishockey so viel zu verdanken“, sagt der heute 81-jährige Gregory. „Ich hätte doch niemals so viel von der Welt gesehen, wenn ich nicht Eishockey gespielt hätte. Wieso hätte ich sonst beispielsweise ins wirklich schöne Kandersteg reisen sollen?“ Dort fand eines der Länderspiele statt.

Als seine Familie nach der Flucht aus der Mark Brandenburg in Düsseldorf ankam, spielte Gregory zunächst Fußball – als Torhüter beim DSC 99. „Als die Eishockeyjungs einen Torhüter brauchten, haben sie mich gefragt. Der Peter Schmitz hat ganz in der Nähe von uns gewohnt“, erinnert sich Gregory. „Aber die Sache im Tor war mir schnell zu langweilig. Da bin ich nach vorne gegangen.“

Peter Gregory heißt gar nicht Peter Gregory

Vor dem Fußball-Bundesliga-Derby gegen Borussia Mönchengladbach beglückwünscht Fortuna-Spielführer Reinhold Straus (links) DEG-Kapitän Peter Gregory zum Gewinn der Eishockey-Meisterschaft 1967.
Vor dem Fußball-Bundesliga-Derby gegen Borussia Mönchengladbach beglückwünscht Fortuna-Spielführer Reinhold Straus (links) DEG-Kapitän Peter Gregory zum Gewinn der Eishockey-Meisterschaft 1967. © action press | United Archives GmbH

Sein größter Fan war zunächst seine Mutter. „Als wir noch in Brandenburg gelebt haben, war sie riesiger Eishockey-Fan, schaute sich in Berlin immer die Spiele an und war großer Anhänger von Gustav Jaenecke.“ Er war der Star des Berliner Schlittschuh-Clubs und der bedeutendste deutsche Eishockeyspieler der 30er-Jahre. Einige Zeit später in Düsseldorf „durfte mein Vater nichts davon wissen, dass ich immer beim Eishockey war. Meine Noten in der Schule waren damals nicht die besten.“ Die Mutter deckte ihn.

Apropos Vater: Als er mit seiner Familie in den Westen floh, „hatte er unfassbare Angst vor den Russen“. Die Folge: Er veränderte den Namen der Familie von Weißflor in Gregory – heimlich. „Meine Mutter bekam später Ärger wegen Tragens eines falschen Namens“, erinnert sich der Mann, den die Eishockey-Welt nur als Peter Gregory kennt. „In Wahrheit heiße ich aber Peter Weißflor. Das steht auch so in meinem Personalausweis.“

Skandalspiel bei der Endrunde in Düsseldorf

Elf Jahre bevor Gregory mit der ersten Mannschaft der DEG den ersten Deutschen Meistertitel der rot-gelben Vereinsgeschichte gewann, holte er aber zunächst den Juniorentitel mit dem EHC Düsseldorf – und das auch noch daheim, weil der als Endrunden-Gastgeber eingeplante EV Füssen passen musste. Entscheidend war letztlich das 3:2 gegen den Krefelder EV – doch der Titelgewinn war eine souveräne Angelegenheit: fünf Spiele, fünf Siege, 52:5 Tore. Darunter auch das Skandalspiel gegen den EC Bad Tölz, das in der 22. Minute beim Stand von 3:1 für den EHC abgebrochen wurde, weil ein Tölzer Spieler den Schiedsrichter tätlich attackiert hatte.

An damals denkt Peter Gregory gerne: „In den 60ern hat der Coca-Cola-Importeur für Südafrika immer den Deutschen Meister eingeladen, sodass wir mit der DEG nach dem Titelgewinn von 1967 gegen Johannesburg gespielt haben – da spielte damals auch Peter Rohde.“ Seine Trainer schätzt er noch heute. „Hans Rampf hat uns in der Meistersaison viel beigebracht“, betont Gregory. „Und der Titelgewinn von 1967 wäre ohne die vorbildliche Jugendarbeit von Helmuth Perkuhn nicht möglich gewesen.“

Dieser Artikel wurde auch dank des bemerkenswerten Eishockey-Archivs von Rolf Hang-Stockenschneider möglich.