Düsseldorf. Aus Velbert kommt der Vorschlag, die Saison in der Oberliga abzubrechen. Die Konkurrenten äußern sich in einer Umfrage eher abwartend.
Fußball-Oberligist SSVg Velbert hat einen offenen Brief verfasst, der im Wortlaut auch auf dem Internetportal fupa.net nachzulesen ist. Darin bedankt sich der Klub bei denjenigen, die in der Corona-Krise helfen, dass „unser System nicht zusammenbricht“ und betont, dass „es Wichtigeres als den Sport“ gebe. Vor allem ist die Kernbotschaft der Velberter aber eine andere: „Aus unserer Sicht plädieren wir Stand jetzt dafür, dass die Saison 2019/2020 vorzeitig beendet werden muss. Dass wir nach dem 19. April einfach so den Spielbetrieb wieder aufnehmen, ist völlig unrealistisch. Die Mannschaften sind derzeit nicht im Training, und die ausgefallenen Spiele kann man in den darauffolgenden Wochen kaum alle nachholen. Terminlich wäre es das reinste Chaos.“
Die Sportredaktion fragte nach, was andere Oberliga-Klubs über den Velberter Vorschlag denken. Hermann Tecklenburg, Präsident des Oberliga-Spitzenreiters SV Straelen, hält zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts davon, sich mit dem Thema Saisonabbruch zu beschäftigen. „Selbstverständlich hat die Spielvereinigung Velbert das Recht, ihre Meinung zu äußern und für den vorzeitigen Saisonabbruch zu plädieren. Doch man sollte erst einmal die weitere Entwicklung in Ruhe abwarten“, sagt Tecklenburg.
TuRU-Präsident: „Spiel gegen Corona gewinnen“
Wenn erst im August zum Start der kommenden Saison wieder gespielt werden würde, wären das mehr als vier Monate Pause. Das sei viel zu lang. „Sollte der Fußball-Verband Niederrhein die Saison vorzeitig beenden, erwarte ich angesichts unseres riesigen Vorsprungs in der Oberliga-Tabelle, dass der SV Straelen für die Regionalliga qualifiziert ist. Gegen alles andere würde ich mich mit Händen und Füßen wehren“, so Tecklenburg.
Manuel Rey Alonso, Präsident von TuRU Düsseldorf, sagt, er „verschwende jetzt keine Gedanken an den Fußball“. Die wichtigste Sache sei im Moment das „Spiel gegen Corona“, sagt er. „Das müssen wir, indem wir alle solidarisch sind, unbedingt gewinnen. Ich gehe davon aus, dass unser Sieg über Corona in zwei bis vier Wochen feststeht.“ Erst dann würden die Fußballer entscheiden, ob sie die Saison zu Ende spielen oder abbrechen.
Kleves Vorsitzender Thyssen sieht zeitliches Problem
Für Christoph Thyssen, Vorsitzender des 1. FC Kleve, ist es zu früh, „schon jetzt die Entscheidung zu treffen, die Saison zu beenden“. Man solle erst einmal in Ruhe prüfen, welche Optionen es gibt. Als zeitliches Problem sieht er an, dass in der Oberliga viele Spieler als Vertragsamateure beschäftigt sind. „Und deren Verträge laufen nun einmal am 30. Juni aus, in der zudem die Wechselfrist im Amateurfußball beginnt.“
Für Dirk Riether, Fußball-Abteilungsleiter des stark abstiegsbedrohten SC Union Nettetal, sprechen gleich mehrere Gründe gegen eine Fortführung der Saison nach dem 19. April. So könnten die Mannschaften ohne spezifisches Training nicht plötzlich zwei Spiele pro Woche absolvieren, um die ausgefallenen Partien nachzuholen, da seien Verletzungen programmiert. „Ich rechne nicht damit, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Wir können froh sein, wenn die neue Spielzeit so wie geplant im August beginnen kann“, sagt Riether.
„Ich bin da überhaupt nicht für“, sagt Jürgen Schick, Vorsitzender der Sportfreunde Baumberg. „Wir sollten gucken, dass wir die Saison zu Ende spielen können und lieber nach der Pause Englische Wochen fahren, weil wir auch die finanzielle Situation der Vereine im Auge behalten müssen. Vereine sind auch Unternehmen, die Steuern zahlen, und an denen viele Leute dranhängen, die um ihre Existenz bangen.“
Auch der 1. FC Monheim weiß um die wirtschaftlichen Folgen und hat eine Aktion gestartet, um diese möglicherweise abzufedern: Er bietet seinen Fans „Geisterspieltickets“ zum Preis von 19,10 Euro zuzüglich Porto an, die mit einem Rabattgutschein auf das FCM-Fanktrikot der neuen Saison sowie der Teilnahme an einer Verlosung verbunden sind.