Düsseldorf. Erik Thommy, Stürmer von Fortuna Düsseldorf, legte mit dem Treffer zum 2:0 in Freiburg eine fast perfekte Kopie seines Tores gegen Köln hin.

Die 2000 Düsseldorfer Fans im Freiburger Schwarzwaldstadion wähnen sich fast in einer Rückblende. Ein langer Ball aus der eigenen Abwehr, Erik Thommy läuft auf und davon, ein Gegenspieler sprintet hinter ihm her, erwischt ihn fast noch, doch der Fortuna-Angreifer schlägt einen Haken nach rechts und versenkt die Kugel zum entscheidenden 2:0 im Netz – das gab’s doch alles schon einmal? Richtig, am 3. November 2019 – nur hieß der Gegner damals 1. FC Köln, und Schauplatz des Geschehens war die Düsseldorfer Arena. Diesmal war es der SC Freiburg und eben das Schwarzwaldstadion.

Während Wiederholungen im Fernsehen sonst eher einschläfernd wirken, fühlte sich der rot-weiße Anhang im Gästeblock bestens unterhalten. Thommys Treffer zog den Schlussstrich unter einen ganz wichtigen Sieg Fortunas, und nicht nur die Fans erinnerten sich im Moment der Entscheidung an vergangene Großtaten. „Auch ich habe an Köln gedacht, als ich aufs Tor zugelaufen bin“, gab der 25-Jährige zu. Andre Hoffmann köpfte den Ball nach einem Eckstoß des SCF aus dem Strafraum, Kevin Stöger verlängerte ihn in den Lauf Thommys. „Die Situation kam mir doch sehr bekannt vor. Ich habe gar nicht so mitbekommen, wer da hinter mir hergesprintet ist, erst später gehört, dass es in Luca Waldschmidt sogar ein Nationalspieler war. Ich hab‘ nur die 70, 80 Meter freie Wiese vor mir gesehen und wollte unbedingt das Tor machen.“ Ein Tor des Willens sei es gewesen, schob die Leihgabe des VfB Stuttgart noch nach.

Außenstürmer war das Vorbild

„Es freut mich einfach für die Mannschaft, dass wir heute die drei Punkte holen konnten“, ergänzte Thommy. „In den vergangenen Wochen wurden wir nicht für den Aufwand belohnt, den wir betrieben haben, und heute war es endlich mal soweit.“ In Sachen Aufwand ging der Außenstürmer auch in Freiburg wieder als Vorbild voran. Denn im 3-5-2-System von Trainer Uwe Rösler muss Thommy die komplette linke Seite beackern, also ebenso hinten die Gegner abgrätschen wie ganz vorn Akzente setzen. Immens kraftraubend, aber der gebürtige Ulmer zieht den Job bis zum Letzten durch. „Der Trainer verlangt es von mir, und ich versuche, es umzusetzen“, erklärte er. „Aber alle haben eine gute Moral bewiesen, da möchte ich mich nicht herausheben.“

Ärger über Abseitsentscheidung

Nur eins brachte Thommy auf die Palme: die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns, den vermeintlichen Führungstreffer aus der fünften Minute wegen einer angeblichen Abseitsstellung von Matthias Zimmermann zurückzunehmen. „Ich habe mich in dieser Szene genau das Gleiche gefragt wie viele auf dem Platz und auf der Tribüne“, berichtete Thommy. „Ich habe einige gefragt, aber eine passende Antwort konnte mir keiner geben. Ich habe da keine Abseitsposition gesehen.“ Tatsächlich stand Zimmermann zwar bei Thommys Hereingabe im Abseits; allerdings passiv hinter dem Eigentorschützen Christian Günter. „Es ist ein Eigentor, und Zimbo behindert den Torhüter nicht“, befand Rösler. „Für mich ist das ein ganz klares Tor.“

Das Gespann unter der Leitung des Osnabrückers Frank Willenborg sah das anders. Angeblich sei Günter nur deswegen zum Ball gegangen, weil er Zimmermann hinter sich bemerkt habe – eine abstruse Sichtweise. „Puh“, entfuhr es dann auch Thommy, als er mit der Erklärung konfrontiert wurde. „Zum Glück war das heute mehr oder weniger egal. Aber es wäre sehr bitter gewesen, wenn wir die drei Punkte nicht mitgenommen hätten.“ Doch damit mussten sich die Fortunen nach dem ersten Bundesligasieg unter Röslers Ägide ja nicht mehr befassen. (erer)