Düsseldorf. Fortunas Vorstandschef Thomas Röttgermann entschuldigt sich im Rahmen der Mitgliederversammlung für seinen Umgang mit der App-Affäre.

Die Mitgliederversammlung war die wichtigste Hürde, die die Vereinsführung des Fußball-Bundesligisten Fortuna Düsseldorf nach den zurückliegenden unruhigen Monaten nehmen musste. Vor allem der Vorstandsvorsitzende Thomas Röttgermann stand in der Kritik, waren doch immer wieder Vorwürfe laut geworden, er habe ohne Wissen des Aufsichtsrats an einer Fußball-App gearbeitet. Doch nach dem Kontrollgremium sprachen auch die Mitglieder des Bundesligaklubs Röttgermann das Vertrauen aus: Sie erteilten ihm mit 66,47 Prozent der Stimmen ihre Entlastung.

„Ich bin sehr zufrieden, weil es am Ende konstruktiv war“, sagte der Vorsitzende nach der fast vierstündigen Tagung in der Arena. „Die Fragen der Mitglieder hatten ihren Sinn, und ich glaube, es war auch gut, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst und ich das Thema so angepackt haben: Auf der einen Seite zu sagen, da habe ich einen Fehler gemacht, auf der anderen aber auch klarzumachen, dass wir jetzt nach vorne schauen wollen. Dass ich am Ende nicht mit einem überragenden Ergebnis entlastet worden bin, liegt in der Natur der Sache. Es ist für mich ein Ansporn, im nächsten Jahr noch ein paar Prozent draufzupacken.“

Fehler deutlich angesprochen

Seine Fehler hatte Röttgermann zuvor auf dem Rednerpodium in aller Deutlichkeit angesprochen. „Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich in Ihren Augen nicht vermocht habe, wofür der Aufsichtsrat mich vor allem bestellt hatte: Ruhe und Ordnung in diesen traditionsreichen Verein zu bringen“, erklärte er den 741 anwesenden Mitgliedern. „Ich bin mit dafür verantwortlich, dass die falschen Themen rund um Fortuna in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Es tut mir leid, wirklich leid, und ich möchte auch keine Rechtfertigung anfügen. Ich habe die Situation nicht richtig eingeschätzt und mich vielleicht unbedarft verhalten. Meine Handhabung des Themas war Käse.“ Dazu passend erklärte er, dass die umstrittene Verpflichtung von Felix Welling als Marketingdirektor, den er aus Wolfsburger Zeiten kennt, nicht zustande komme.

Überhaupt war allen Beteiligten anzumerken, dass sie mit größtmöglicher Offenheit vorgehen wollten, um das zähe Thema endlich vom Tisch zu bekommen. Deshalb erstattete Ernst auch detailliert Bericht über die Trennung von Röttgermanns Vorgänger Robert Schäfer. „Wir wollten eine offene, konstruktive Diskussion haben – und so war sie auch“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende. „Dass es Kritik gab, war gut. Und dass wir unsere Punkte darlegen konnten, war auch gut. Ich habe dazu aufgerufen, sich zu melden und zu diskutieren, aber eben auch gesagt: Lasst uns die Diskussion danach beenden, ich habe keine Lust mehr, sie fortzuführen.“ Das galt gleichermaßen für die Trennung von Schäfer wie für Röttgermanns App-Affäre.

„Es gibt ja seit Wochen nichts Neues, und ich glaube zudem, dass die Fans das nicht mehr hören wollen, dass das Thema einfach vorbei ist“, ergänzte der Vorstandsvorsitzende. „Ich habe angesprochen, was man ansprechen konnte.“ Dafür gab es ausdrückliches Lob in der Wortmeldung eines Mitglieds; Balsam auf Röttgermanns Seele: „Wenn man wochenlang nur unter Druck steht, dann freut einen jede einzelne positive Meinungsäußerung.“

Viel Applaus

Solche Gedanken musste sich Sportvorstand Lutz Pfannenstiel ebenso wenig machen wie Trainer Friedhelm Funkel und die Mannschaft, denn alle erhielten rauschenden Applaus der Mitglieder. Diese waren ohnehin aufgrund der positiven Zahlen bestens gestimmt. 71,5 Millionen Euro Umsatz verbuchte Fortuna im abgelaufenen Geschäftsjahr, 80 Prozent mehr als im Jahr zuvor und 40 Prozent mehr als in der bislang letzten Bundesligasaison 2012/13. Das ergab einen Gewinn von 2,1 Millionen Euro und Röttgermanns Zusammenfassung: „Es war wirtschaftlich eines der besten Jahre der Vereinsgeschichte.“

Sportlich gibt es ohnehin nicht viel zu meckern, und so verlief die Versammlung weit weniger kontrovers, als viele vermutet hatten. Wahrscheinlich auch Ernst, dessen taktische Linie aufgegangen war. Es werde weiter versucht, sich mit Schäfer gütlich zu einigen, kündigte er an, deshalb könne er nicht jedes Detail der Verhandlungen nennen. Nur so viel: „Die Gegenseite hatte den ausdrücklichen Wunsch, dass wir uns nicht mehr zu der Sache äußern, und das können wir nicht machen, wir legen den Mitgliedern Rechenschaft ab.“ Für Röttgermann gab es noch verbalen Rückenwind des Aufsichtsratschefs: „Thomas, wir sind sehr froh, dass wir dich haben. Es hat ein bisschen gerumpelt, aber manchmal ist das einfach so. Wir wären nicht Fortuna Düsseldorf, wenn wir uns nicht hin und wieder selbst vors Knie treten würden.“ (jol/erer)