Dinslaken. Die Dinslakener Hockeyspielerin steht vor ihren ersten richtigen Olympischen Spielen. Dabei hatte sie fast schon die Lust verloren.

In dem Moment, in dem sie ihren Namen auf dem Papierbogen der linken Flipchart entdeckt, verliert Nathalie Kubalski die Fassung. „Ich habe sofort einen Heulkrampf bekommen“, erinnert sich die Dinslakenerin an den Augenblick im Besprechungsraum der Hockey-Nationalmannschaft, der ihren großen Traum wahr werden lässt. Denn auf der linken Flipchart steht der feste Kader von Bundestrainer Valentin Altenburg für die Olympischen Spiele in Paris. Und weil im kleinen 16er-Aufgebot wie üblich nur eine Torhüterin steht, heißt das ebenfalls: Die frühere Jugendspielerin des TV Jahn Hiesfeld ist die klare Nummer eins des deutschen Teams. „Endlich mal“, schmunzelt Kubalski, die zwar seit 2018 Nationalspielerin ist, bei großen Turnieren bislang aber häufig der Gladbacherin Julia Sonntag den Vortritt lassen musste.

2021 in Tokio als Ersatz nicht im Olympischen Dorf dabei

Auch 2021 war das so. Zahnärztin Sonntag stand in Tokio im Tor, Kubalski reiste nur als sogennante „P-Akkreditierte“ mit und hatte vor Ort, insbesondere auch wegen der damals geltenden Corona-Auflagen, kaum Kontakt zu ihrem Team. Das Olympische Dorf war tabu. Gemeinsam mit dem Ersatztorhüter der Männer und einem Torwarttrainer war die Dinslakenerin in einem entfernter gelegenen Hotel untergebracht. „Deshalb würde ich auf jeden Fall auch sagen, dass Paris jetzt die ersten Olympischen Spiele für mich sind, denn wirklich dabei war ich damals nicht“, sagt die 30-Jährige, die viele Jahre im Tor des Bundesligisten Düsseldorfer HC stand, seit Sommer 2023 aber für den ambitionierten niederländischen Zweitligisten Nijmegen MHC aufläuft.

Die Vorfreude auf die Olympischen Spiele steigt bei Nathalie Kubalski.
Die Vorfreude auf die Olympischen Spiele steigt bei Nathalie Kubalski. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Kubalski hatte im vergangenen Jahr nicht nur mit einem hartnäckigen Patellaspitzensyndrom zu kämpfen, das sie die Heim-EM kostete, sondern auch ein wenig die Lust am Hockey verloren. Nach der langen Zeit in der Landeshauptstadt entschied sie sich für eine Luftveränderung in Richtung Nachbarland und hat den Schritt bis jetzt nicht bereut. „Nijmegen hat noch einiges vor und es macht Spaß Teil von dem Projekt zu sein. Die Bedingungen sind richtig professionell, das Niveau ist gut und das Spiel nicht so taktisch ausgerichtet wie in Deutschland. Es spielt sich viel mehr in den Kreisen ab“, kommt für die Torhüterin jenseits der Grenze keine Langeweile auf.

Mehrfach wöchentlich von Düsseldorf nach Nijmegen und zurück

Nicht zu unterschätzen ist allerdings der zeitliche Aufwand, denn Kubalski wohnt weiter in Düsseldorf und fährt nun mehrmals wöchentlich die A57 rauf und runter. Da passt es zumindest, dass ihre Freundin Emma Sophie Heßler ebenfalls nach Nijmegen gewechselt ist und sich die beiden den Job hinterm Steuer teilen können.

Grundsätzlich ist die Dinslakenerin auch Vollzeit in ihrem Job als Finanzcontrollerin eingespannt. In der Olympia-Vorbereitung hat sie ihre Arbeitszeit zwar auf 30 Stunden wöchentlich reduziert, bleibt aber bei den vielen Lehrgängen und Vorbereitungsspielen trotzdem auf einen verständnisvollen Arbeitgeber und die Deutsche Sporthilfe, die Kubalskis Unternehmen für Abwesenheiten finanziell entschädigt, angewiesen.

Als Kind den Olympiasieg in Athen verfolgt

Am 19. Juli wird die Dinslakenerin nun in Köln den Zug in die französische Hauptstadt besteigen und das große Abenteuer „Olympische Spiele“ angehen. Ab dem 28. Juli beginnt dann in einer schwierigen Vorrundengruppe mit unter anderem den Niederlanden und Belgien als Gegner der Kampf um die begehrten Medaillen. Die Vorfreude steigt beim früheren „Veilchen“ von Tag zu Tag: „Ich bin mir sicher, dass dieses Erlebnis am Ende die ganzen Mühen und die ein oder negative Erfahrung in den letzten Jahren wert sein wird.“ Als Kind habe sie schon den Olympia-Sieg der deutschen Damen in Athen 2004 aufmerksam verfolgt. Beim Beobachten der Spiele in Rio 2016 sei dann endgültig der Wunsch nach der eigenen Teilnahme beim größten Sportfest der Welt entstanden, zumal damals schon einige ihrer Düsseldorfer Mitspielerinnen dabei waren.

Fan von Rafael Nadal und Carlos Alcaraz

„Nadal hat die Sportart über viele Jahre geprägt und Alcaraz ist auf dem Weg dahin. Ich mag einfach beide und habe mich sehr gefreut, dass sie in Paris zusammen Doppel spielen“

Nathalie Kubalski
würde gerne die spanischen Tennis-Stars treffen

Eine „Headhunter-Liste“ von berühmten Sportlern, die sie in Paris gerne treffen würde, hat Kubalski nach eigener Aussage nicht aufgestellt. Aber ein Foto mit dem spanischen Tennis-Doppel Rafael Nadal und Carlos Alcaraz wäre toll, findet die Hockeyspielerin, die zum Ausgleich auch gerne den Tennis- oder Padelschläger schwingt und die gelbe Filzkugel auch fleißig im Fernsehen verfolgt: „Nadal hat die Sportart über viele Jahre geprägt und Alcaraz ist auf dem Weg dahin. Ich mag einfach beide und habe mich sehr gefreut, dass sie in Paris zusammen Doppel spielen.“