Voerde. Nach Glückauf Möllen und Yesilyurt Möllen könnte bald ein weiterer Fußball-Verein auf der Sportanlage an der Rahmstraße spielen.
Die Zahl der Fußballmannschaften, die derzeit die Sportanlage an der Rahmstraße bevölkern, lässt sich an einer Hand abzählen. Seitdem sich Glückauf Möllen im vergangenen Sommer kurz vor Saisonbeginn mit seinem einzigen Team aus der Bezirksliga zurückzog, ist der SV Yesilyurt der einzige verbliebene Verein. Die Herrenmannschaft hat sich wenige Tage vor dem nächsten Spiel an diesem Wochenende als abgeschlagenes Schlusslicht mit null Punkten und 18:186 Toren in 26 Partien aus der Kreisliga B abgemeldet, jetzt stellt der Club nur noch ein 7er-D-Junioren-, ein F-Junioren- und ein Bambini-Team. Unabhängig von Bemühungen des SV Glückauf, in absehbarer Zeit wieder Spieler auf den Platz schicken zu können, besteht aber die Möglichkeit, dass bald an der Rahmstraße ein neuer Nachbar hinzukommt: Der Voerder Fußball-Club hat sein Interesse bekundet, in Möllen ansässig zu werden.
Gründung als Betriebssportgemeinschaft vor rund zwei Jahrzehnten
Voerder Fußball-Club? Nie gehört? Das mag daran liegen, dass der Verein bisher in keiner Liga des Fußball-Verbands Niederrhein vertreten war. Gegründet wurde er bereits vor rund zwei Jahrzehnten als Betriebssportgemeinschaft der Stadt Voerde, einer Hobbymannschaft, die sich regelmäßig in der Turnhalle der Gesamtschule an der Steinstraße traf. Unter dem neuen Namen firmiert sie nach Angaben der Stadtverwaltung seit März 2020.
Vorsitzender des Voerder FC ist Lars Schauenburg. Der 36-Jährige möchte zum jetzigen Zeitpunkt zu Motiven und Zielen des Clubs offiziell nicht Stellung nehmen, bestätigt aber Gespräche über die Nutzung der Sportanlage. Nach Informationen der Sportredaktion nahm Schauenburg sowohl mit der Stadtverwaltung als auch mit Glückauf Möllen Kontakt auf.
Schauenburg ist Mitglied der Alte-Herren-Mannschaft des TV Voerde, früher kickte er in der zweiten und dritten Mannschaft der Grün-Weißen. Und für die BSG Stadt Voerde. „Vor ein paar Jahren war aber von denen, die in der BSG spielten, keiner mehr bei der Stadt Voerde angestellt, deshalb mussten wir den Verein umbenennen“, sagt der Vorsitzende. Damit entstand der „Voerder Fußball-Club e.V.“.
Da die alte Turnhalle an der Gesamtschule schon seit längerer Zeit nicht mehr genutzt werden konnte, zog die Hobbymannschaft in die Halle am Peerdsbuschweg in Möllen um. Von dort ist es nicht weit zur Rahmstraße. Um da wirklich spielen zu können, sind allerdings noch einige Hürden zu nehmen.
Vereine, Stadtverwaltung und Politik müssen zustimmen
Lars Schauenburg, der den Verein mit zwei weiteren Personen im Vorstand führt, hat bei der Voerder Stadtverwaltung um die Nutzung einer städtischen Sportanlage gebeten. Dort heißt es auf Anfrage der Sportredaktion: „Unter der derzeitigen Konstellation müsste eine Nutzung der Sportanlage Möllen mit Glückauf und Yesilyurt mit der Zielsetzung besprochen werden, einvernehmlich eine gemeinsame Nutzung durch alle drei Vereine zu prüfen.“ Das bedeutet: Sofern die beiden Möllener Vereine dem Einzug des Voerder FC zustimmen, geht es um eine Regelung zur Belegung der Anlage im Trainings- und Spielbetrieb. Unabhängig davon müssten auch Verwaltung und Politik zustimmen, da die Stadt Eigentümerin der Sportanlage ist. Ein Thema für den Kultur- und Sportausschuss. Die nächste reguläre Sitzung des Gremiums ist allerdings erst für den 19. Juni vorgesehen.
So reagiert der TV Voerde auf die Pläne des Voerder FC
Die mögliche neue Konkurrenz wird in der Nachbarschaft wenig überraschend eher misstrauisch beäugt. Paul Zajac etwa stört die Tatsache, dass es einen neuen Verein gibt, nach eigenen Angaben nicht. Was den Abteilungsleiter des TV Voerde aber stört, ist, dass mitten in der Saison Spieler seines Vereins angeschrieben worden seien. „Jeder darf natürlich machen, was er möchte, aber ich finde es höchst unprofessionell, dass während der laufenden Spielzeit versucht wird, unsere Spieler abzuwerben. Unsere erste Mannschaft steckt im Aufstiegskampf, die zweite kämpft gegen den Abstieg, das bringt einfach unnötige Störfeuer von außen rein. Natürlich reden auch die Spieler miteinander, beim Training und während des Treffpunkts vor unserer Partie ging es kürzlich nur um den neuen Voerder Verein.“
Zajac weiß natürlich, dass man seinen Kader planen muss, nur solle das seiner Meinung nach nicht während der heißen Saisonphase beim TVV geschehen.
Wie viele Mannschaften der neue Verein stellen könnte, darüber herrscht derzeit noch Unklarheit. „Aktuell sind wir noch in jeglichen Bemühungen und Verhandlungen“, sagt Schauenburg, das gelte auch für mögliche Trainerkandidaten. Fest steht: Ein Zusammenschluss mit Glückauf Möllen mit dem Ziel, mit einer Herrenmannschaft zur Saison 2024/25 direkt in der Kreisliga A einsteigen zu können, ist zum jetzigen Stand kein Thema. „Wenn wir eine Seniorenmannschaft melden, dann in der Kreisliga C“, erklärt der Vorsitzende. Im Fußball-Verband Niederrhein würde der Verein dem Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken angehören und nicht – wie die städtischen Rivalen TV Voerde, SV Spellen und SV 08/29 Friedrichsfeld – dem Kreis Rees/Bocholt.