Berlin/Dinslaken. Sieg bei der Hockey-EM in Berlin ist für zwei Dinslakenerinnen ein ganz besonderes Erlebnis. Die nächste Herausforderung wartet schon.

Irgendwann nach dem Abpfiff entfernt sich Pia Lhotak einen Moment vom ganz großen Jubel. Die Dinslakener Hockeyspielerin setzt sich auf die Bank und lässt den Blick durch die proppevolle Halle im Berliner Horst-Korber-Sportzentrum schweifen. „Es war überwältigend. Da waren 3000 Leute nur wegen uns da. Genieß‘ es einfach, habe ich mir gesagt“, erzählt die 29-Jährige, die auch ein paar Tage nach dem Gewinn der Hallen-Europameisterschaft in der Hauptstadt noch schwärmt: „Ich bin einfach heilfroh und dankbar, dass ich dabei sein konnte.“

Olympia-Kader konzentriert sich auf das Feld

Weil der Olympia-Kader sich mit Blick auf die Spiele in Paris in diesem Winter schon auf das Feld konzentriert, hatten die Bundestrainer Dominic Giskes und Markus Weise für die EM einfach die aus ihrer Sicht besten Hallenspielerinnen der Bundesliga-Saison nominiert. Mit Maike Schaunig gehörte eine weitere Dinslakenerin, die wie Lhotak der Jugend des TV Jahn Hiesfeld entstammt und ebenfalls für den Düsseldorfer HC spielt, dem deutschen Kader in Berlin an.

Maike Schaunig (rechts) bejubelt den Finalsieg gemeinsam mit Katharina Kiefer.
Maike Schaunig (rechts) bejubelt den Finalsieg gemeinsam mit Katharina Kiefer. © dpa | Sebastian Gollnow

Auf beide wartete nach ein paar intensiven Vorbereitungstagen, einer souveränen Gruppenphase und dem deutlichen 7:0 im Halbfinale über Österreich ein enges Finale gegen ein weiteres Nachbarland. Die polnische Auswahl machte es Deutschland mit einer starken Defensivleistung richtig schwer. Am Ende setzten sich aber die Gastgeberinnen doch mit 3:2 durch. Der Rest war großer Jubel.

Ausgelassener Jubel im Konfettiregen nach dem Sieg über Polen.
Ausgelassener Jubel im Konfettiregen nach dem Sieg über Polen. © dpa | Sebastian Gollnow

Lhotaks Tor wird im Aktuellen Sport-Studio gezeigt

Für Pia Lhotak hatte es schon in der Vorschlussrunde einen ganz besonderen, wenn nicht sogar einmaligen, Moment gegeben, denn die Defensivspezialistin trug sich beim Kantersieg über Österreich mit einem ganz feinen Treffer in die Torschützenliste ein. Ihr 5:0 war dann abends sogar im Nachrichtenblock des Aktuellen Sport-Studios im ZDF zu bewundern. Nach dem Titelgewinn war die Dinslakenerin dann aber nicht nur wegen ihres Tores sehr zufrieden mit ihrer Leistung an den vorangegangenen Tagen. „Ich war eine der ältesten Spielerinnen im Team und habe die Jüngeren mit meiner Erfahrung aus der Bundesliga, glaube ich, ganz gut führen können“, sagt Lhotak, die in ihrer Karriere schon mit dem DHC zwei DM-Titel auf dem Feld, vier in der Halle und zwei Siege im Europapokal feiern konnte.

Es war einfach ein ganz besonderes Turnier. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn du für dein Land spielen darfst, und das dann auch noch zu Hause.
Pia Lhotak, - Dinslakener Hockeyspielerin nach dem Sieg bei der Hallen-EM in Berlin.

Die Erfolge mit dem Verein lassen sich aus ihrer Sicht aber nur schlecht mit dem EM-Gewinn vergleichen: „Es war einfach ein ganz besonderes Turnier. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn du für dein Land spielen darfst, und das dann auch noch zu Hause.“ Dabei freuten sich Lhotak und ihre Teamkameradinnen auch immer wieder sehr über die Autogrammwünsche der vielen kleinen Fans in der Halle.

Mit dem TV Jahn eng verbunden

Auf der Mitgliederversammlung der Hockey-Abteilung beim TV Jahn Hiesfeld wurde Pia Lhotak im Nationaldress und mit Goldmedaille beglückwünscht. Auch wenn die Bankkauffrau seit vielen Jahren nicht mehr für die „Veilchen“ aufgelaufen ist, bleibt die Verbindung eng. Ihr Großvater Jan Becker hatte vor mehr als 50 Jahren die Hockeyabteilung in Hiesfeld mitgegründet und ihr Onkel Jan-Erik Becker ist seit 25 Jahren im Vorstand der Hockey-Abteilung aktiv.

Europapokal mit dem DHC in der Türkei

Autogramme müssen Maike Schaunig und Pia Lhotak womöglich auch in der kommenden Woche geben, denn dann steht für ihr Team aus Düsseldorf der Europapokal im türkischen Alanya auf dem Plan. Dort will sich das Dinslakener Duo zum Abschluss der Hallensaison noch einen Vereinstitel sichern. Das Finale der Deutschen Meisterschaft hatte der leicht favorisierte DHC Ende Januar gegen den Mannheimer HC nach Penaltyschießen verloren.

Pia Lhotak wurde auf der Hockey-Abteilungsversammlung des TV Jahn Hiesfeld von ihrem Heimatverein beglückwünscht. Links ihr Onkel Jan-Erik Becker, rechts Christian Lortz (siehe Infokasten).
Pia Lhotak wurde auf der Hockey-Abteilungsversammlung des TV Jahn Hiesfeld von ihrem Heimatverein beglückwünscht. Links ihr Onkel Jan-Erik Becker, rechts Christian Lortz (siehe Infokasten). © NRZ