Am Niederrhein. Die Verantwortlichen sorgen sich über mögliche negative Auswirkungen und Abgänge von Referees. Schulungsabende in Präsenz werden vermisst.

Die Corona-Pandemie stellt auch den Amateursport vor immense Herausforderungen. Und noch ist nicht abzusehen, wie groß der Scherbenhaufen sein wird, der zusammengekehrt werden muss, wenn die Krise wirklich irgendwann bewältigt ist. Schließlich mussten Sport und Vereinsleben über Monate ins Abseits gestellt werden. Sorgen treiben auch Klaus-Peter Sagadin um. „Mal ehrlich, wenn man am Wochenende eine Zeit lang nicht mehr turnusmäßig auf den Plätzen unterwegs ist, seine Zeit auch anders verplanen kann, dann kann man sicher Gefallen daran finden“, weiß der Vorsitzende im Kreisschiedsrichterausschuss im Kreis 11, Rees/Bocholt.

Kreis 11 zählt 196 Unparteiische

Die Befürchtung ist da, dass vor allem die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter unterhalb der Bezirksliga – und da vor allem die älteren Unparteiischen – während der Pandemie die Pfeife endgültig an den Nagel hängen könnten. „Ich denke, die Schiedsrichter der oberen Klassen werden nicht aufhören. Die haben zuviel Zeit und Energie bis dahin investiert, um dann aufzuhören“, ist sich Sagadin sicher.

196 Unparteiische zählt der Kreis 11 aktuell, darunter etwa zehn bis zwölf weibliche Schiedsrichter. Vor allem der persönliche Kontakt, die Vier-Augen-Gespräche, so Sagadin, fehlen derzeit besonders. Zwar bietet der Kreis zwei virtuelle Schulungen im Monat an, doch „es ist nicht das Gleiche. Der persönliche Kontakt ist einfach unersetzlich“, weiß der Bocholter.

Klaus-Peter Sagadin: Schiedsrichterei ist ein Bewegungssport

Doch es ist ja auch nicht so, als hätten die Spielleiterinnen und Spielleiter in diesen Tagen rein gar nichts zu tun. Vor allem das Thema Fitness und Kondition spielt mit Blick auf die erhoffte Rückkehr auf den Platz eine große Rolle. „Die Schiedsrichterei ist ein Bewegungssport, auch wenn viele da oft spotten. Die Ausübung setzt eine gewisse Kondition voraus. Wenn es wieder losgeht, haben wir ja nicht sechs Wochen Zeit, um uns fit zu machen“, betont Klaus-Peter Sagadin. So bietet der Kreis in Zusammenarbeit mit den Lehrwarten eine Betreuung durch einen Fitnesscoach an. Zu guter Letzt müssen die Aktiven auch in der Zwangspause regeltechnisch auf dem Laufenden bleiben.

Auch Florian Weinmann kann keine Prognose abgeben

Wann es tatsächlich wieder los geht? Da mag auch Florian Weinmann als Vorsitzender der Dinslakener Unparteiischen und Beisitzer im Schiedsrichterausschuss des Kreises 9 keine eindeutige Prognose abgeben. „Wir warten bis der Fußballverband Niederrhein sich positioniert, mehr können wir nicht tun“, beschreibt er den derzeitigen Wartestand. Auch Weinmann fürchtet durch das Aussetzen des Spielbetriebs personelle Verluste, besonders groß sind die Sorgen jedoch nicht. Vor allem die Kollegen, die schon seit Jahren dabei sind, würden auch künftig wieder zur Pfeife greifen, glaubt Weinmann Einzig die jüngeren Schiedsrichter, die noch recht neu im Geschäft sind, sieht er als potenzielle Abspringer.

Die Planungen für ein Szenario bei Fortsetzung des Spielbetriebs oder für den Start einer neuen Saison laufen schon jetzt im Hintergrund, wie Weinmann verrät. Der Schiri-Chef für Dinslaken plant eine Bestandsaufnahme, wie sie auch im gesamtem Verband durchgeführt werden soll. Im Kreis 9 gibt es ungefähr 300 Schiedsrichter, wobei ungefähr zehn Prozent als passiv bezeichnet werden.

Sonst monatlich beim SuS

Die monatliche Versammlung der Dinslakener Schiedsrichter findet eigentlich immer in Räumen des SuS 09 Dinslaken statt, pausiert aber seit Beginn der Pandemie. „Wir sind ungefähr 40 Leute, das ist in diesen Zeiten dann etwas schwierig“, erklärt Weinmann. Er möchte es auf dem schriftlichen Weg vorab probieren und plant seine Kollegen in Zukunft anzuschreiben, um festzustellen, ob sie noch an Bord sind oder nicht.

Das gesamte Prozedere sieht Weinmann durchaus als Herausforderung an. Auch die ausfallenden Schulungen und gemeinsamen Abende seien schließlich fester Bestandteil des Schiedsrichterwesens. Auf virtuellem Weg ist zwar eine Alternative gefunden worden, diese komme den echten Treffen aber nicht gleich. „Da herrscht einfach eine ganz andere Gesprächskultur“, bedauert Weinmann.