Dinslaken. Die 19-jährige Tennisspielerin stammt aus Krefeld und schlägt seit dieser Saison für den TV Jahn Hiesfeld auf. Künftig spielt sie auch am College

Spitzensportler, vor allem im Tennis, sind bekannt für ihre teilweise verrückten Rituale. Rafael Nadal beispielsweise berührt vor jedem Aufschlag Nase, Ohren und Schultern. Diese Dinge helfen bei der Konzentration – ob man es nun glaubt oder nicht. Die 19-jährige Sandra Dzhambazov pflegt ebenfalls verschiedene Rituale. Diese starten aber nicht erst auf dem Platz. Am Spieltag beispielsweise verlässt sie ihr Heim stets mit dem rechten Fuß voran. Auf dem Platz angekommen, wird dann die Halskette geküsst.

Dazu herrscht auf der Bank ebenfalls Ordnung. Die Tasche steht rechts, Trinkflasche und Schläger sind links. Diese Dinge scheinen zunächst verrückt, sind im Tennis und besonders für Sandra Dzhambazov ebenso normal wie hilfreich.

Im Alter von sechs Jahren angefangen

Die 19-Jährige schlägt seit diesem Sommer für die Damen des TV Jahn Hiesfeld auf und ist eine absolute Bereicherung. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz hat sie sich bestens eingelebt. Sie spielt trotz ihres jungen Alters schon an zweiter Position in der 2. Verbandsliga und kann künftig mit Sicherheit auch noch höherklassig aufschlagen. Angefangen hat alles vor ungefähr 13 Jahren, als die kleine Sandra damals mit ihrem Vater bei Blau-Weiß Krefeld am Tennisplatz als Zuschauerin war. „Ich habe“, erinnert sich die 19-Jährige, „damals eigentlich Fußball gespielt und bin einfach mal gucken gegangen. Für mich stand dann fest, dass ich auch Tennisspielen möchte.“

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Gesagt, getan. Sandra Dzhambazov meldete sich im Verein an und begann mit dem Training. Schnell stellte sich ihr außerordentliches Talent heraus. Über die Auswahl des Bezirkskaders gelang ihr der Sprung in den Verbandskader, dem sie bis zuletzt angehörte. Es gab Kadertraining und Turniererfolge. Doch blieb es immer bei Blau-Weiß Krefeld. Richtige Wechselabsichten hatte sie während ihrer Laufbahn nicht. Dennoch ist sie in diesem Sommer mehr oder weniger überraschend im Mühlendorf gelandet.

Wie der Zufall es wollte

Im vergangenen Winter wechselte Chiara Visiello zu den „Veilchen“. Visiello ist zufällig Dzhambazovs beste Freundin. Im Zuge eines Medenspiels kam Sandra dann als Zuschauerin mit und schlug zwischen Einzel und Doppel ein paar Bälle mit ihrer Freundin. Als Hiesfelds Sportwart Robin Pischel dies aus der Ferne betrachtete, hatte er sich gleich in den Kopf gesetzt, Sandra ebenfalls für den TV Jahn zu gewinnen. Ganz so einfach wie sich Pischel das vorgestellt hatte, wurde es allerdings nicht. „Da hatte mein Vater“, so Dzhambazov schmunzelnd, „auch noch ein Wörtchen mitzureden. Er war über viele Jahre mein Trainer und hat die Sache erst einmal abgewogen.“

Dazu kam, dass Sandra Dzhambazov keine Unbekannte ist und Anfragen von mehreren Vereinen hatte. Nach drei Monaten konnte Pischel dann aber schließlich Vollzug melden. „Ich wollte unbedingt nach Hiesfeld und habe natürlich auch auf meinen Vater eingeredet“, erinnert sich die Tennisspielerin. Aber warum möchte eine solch talentierte Spielerin eigentlich zum TV Jahn in die 2. Verbandsliga, wo sie doch bestimmt auch höher spielen könnte? „Die Mannschaft“, erklärt sie, „war von Beginn an sehr sympathisch. Die Mädels haben mich sehr gut aufgenommen.“

Künftig College-Tennis in New York

Dreimal pro Woche fährt sie aus Krefeld in einer Fahrgemeinschaft nach Hiesfeld zum Training. Zusätzlich trainiert sie in Krefeld mit ihrem Vater, bis zuletzt war sie auch noch im Verbandstraining aktiv.

Das wurde jetzt allerdings zu viel. Und eigentlich hatte Sandra Dzhambazov einen ganz anderen Plan. Die 19-Jährige hat sich erfolgreich am New Jersey Institute of Technology beworben und wollte ab diesem Sommer dort College-Tennis spielen. Die anhaltende Pandemie machte ihr zunächst einen Strich durch die Rechnung. Aktuell rechnet Sandra Dzhambazov aber mit der Reise gegen Ende August.

Auch wenn sie dann künftig in den USA trainiert und spielt: Dem TV Jahn bleibt sie dennoch erhalten. „Im Winter bin ich für ein paar Wochen hier und kann Spiele machen, im Sommer bin ich länger hier und kann die Saison spielen.“

Ein Wechsel zu einem anderen Klub kommt für die 19-Jährige auch nicht in Frage. „Ich bleibe in Hiesfeld“, betont sie entschlossen. Worte, die in Robin Pischels Ohren wie Musik klingen. Auch der Sportwart hat Pläne mit der talentierten Spielerin: „Wenn es nach uns geht, soll sie möglichst lange hier spielen. Sie ist ein Aushängeschild für den Verein und eigentlich so etwas wie unsere weibliche Version von Finn Bischof.“