Dinslaken/Voerde/Hünxe. Anstrengende Laufeinheit, schweißtreibendes Krafttraining? Viele Sportler aus Dinslaken, Voerde und Hünxe werden bei Absagen dafür kreativ.
Alles hat seine Zeit. Nehmen wir den Satz: „Trainer, ich kann heute nicht kommen.“ In diesen Tagen können Übungsleiter über die sechs Worte noch müde lächeln, da auf den Sportplätzen ohnehin wegen der Corona-Pandemie kein Ball rollt. Demnächst aber, wenn irgendwann die ersten Einheiten auf dem Spielfeld und in der Halle nach langer Pause möglich sind, schlägt wieder die Stunde der Improvisationen. Denn so sicher wie das Training sind die Absagen der Spieler: Der eine muss länger arbeiten, beim nächsten springt das Auto nicht an, ein anderer muss sich um die Kinder kümmern. Meist sind die Gründe für das Fehlen nachvollziehbar, mancher will sich aber auch ziemlich offensichtlich nur gerne vor der anstrengenden Laufeinheit oder dem schweißtreibenden Krafttraining drücken und wird dabei kreativ. Trainer aus Dinslaken, Voerde und Hünxe haben der Redaktion die kuriosesten Absagen ihrer Schützlinge verraten.
Harry Mohrhoff kann bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade nicht klagen
Wobei: Harry Mohrhoff kann gar nicht klagen. Er fand bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade eine Gruppe vorbildlicher Sportskameraden vor: „Nur Verletzungen, berufliche Situationen sowie mal Geburtstage waren Gründe für Fehlzeiten“, lobt der Handball-Coach.
Beim VfB Lohberg gehen die Uhren anders
Seine Kollegen haben da andere Erfahrungen gemacht. Das fängt bei den gewohnten Floskeln an, fast jeder Trainer musste sich wie Frank Pluhnau bei der zweiten Mannschaft des TV Jahn Hiesfeld von einem Fußballer mal anhören: „Ich habe ganz vergessen, dass wir heute Training haben.“ Sascha Turnau weiß zu berichten, dass beim VfB Lohberg sogar die Uhren anders gehen – als er mittwochs einen Spieler vermisste und nachfragte, antwortete der: „Ich dachte, es ist Dienstag.“
Der plötzliche Durchfall ist ein Standardspruch
Nicht nur beim Nachbarn RWS Lohberg musste Ugur Deniz Aydin lernen, dass spontane Erkrankungen weit verbreitet sind: „Der plötzliche Durchfall ist ein Standardspruch geworden“, seufzt er. Selbst Haustiere werden davon befallen: „Die Katze ist krank“ hat es in den Top Drei der Ausreden bei Mark Lanfermann auf Platz zwei geschafft. Davor rangiert für den Coach der SV 08/29 Friedrichsfeld II lediglich „Ich finde meine Fußballschuhe nicht“, den dritten Platz belegt die Absage bei einem wichtigen Spiel mit der Begründung: „Kurzfristiges Wellness-Wochenende.“
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Über ein Wochenende könnte Thomas Drotboom dagegen fast noch lachen. Den ehemaligen Teamchef des TV Jahn Hiesfeld überraschte einst das Selfie eines Stammspielers vom Flughafen Düsseldorf auf dem Handy mit dem Text: „Trainer, tut mir leid, aber ich habe die Reise geschenkt bekommen und bin jetzt eine Woche weg!“ Bei seinem Coach hielt sich die Begeisterung in Grenzen.
Beim Bier-Pong ins Endspiel gekommen
Personalsorgen besonderer Art kennt Christian Schwarz ebenso. Der 47-Jährige erinnert sich noch gut daran, dass er mit seinem Team vor einem Meisterschaftsspiel stand und schon am Freitag wusste, dass nur zwölf Leute am Sonntag zur Verfügung standen. „Zum Treffpunkt kamen dann natürlich nur elf“, erzählt der Trainer des A-Kreisligisten Glückauf Möllen. Nach mehrmaligen Anrufen beim fehlenden Spieler gab er irgendwann auf, erhielt aber während der laufenden Partie dann den Rückruf. Leider hatte der Vermisste deutlich hörbar Mühe, ins Telefon zu lallen: „Sorry Trainer, ich bin beim Bier-Pong spielen bis ins Endspiel gekommen.“ Wer sagt denn, dass Trinkspiele kein Sport sind?
Tinder-Date statt Trainingsplatz
Der Beziehungsstatus spielt bei der Ausführung des Hobbys logischerweise eine nicht unerhebliche Rolle – oder wie Marcus Behnert vom Landesligisten TV Jahn Hiesfeld es ausdrückt: „Die Frauenwelt hat immer mehr Einfluss auf die Teilnahme am Fußballtraining.“ Frag nach bei Julian Schubert! Der betreute zuletzt neben der Bezirksliga-Mannschaft des SuS 09 Dinslaken auch die B-Junioren und staunte über die Nachricht eines Jugendlichen: „Ich habe heute Einwöchiges mit meiner Freundin, daher kann ich nicht kommen.“ Eine Steigerung präsentiert da einzig Schuberts Vereinskollege Daniel Pilch, der die beste Ausrede der Saison einem seiner Kicker aus der zweiten Mannschaft des SuS 09 zugesteht. Dieser verkündete nämlich, er könne nicht zum Training kommen, „weil er ein Tinder-Date hatte“. Hach, die Liebe!
Wenn die Frau die Fußballschuhe versteckt
Kompliziert wird es, wenn es im Zwischenmenschlichen nicht knistert, sondern knirscht. „Meine Frau hat die Fußballschuhe versteckt“, teilte ein Spieler Glückauf Möllens Christian Schwarz mit, ein anderer erklärte: „Ich kann nicht kommen, habe Streit mit meiner Freundin, die hat meinen Autoschlüssel im WC runtergespült.“
Und wieder hat die Oma Geburtstag
Aber auch andere Familienmitglieder können gemein sein. Öztürk Yilmaz bekam bei Yesilyurt Möllen mal von einem Akteur zu hören: „Meine Mutter hat mich nicht aufgeweckt.“ Bei Ugur Deniz Aydin (RWS Lohberg) empörte sich dagegen jemand, seine Klamotten seien noch nass, „weil meine Mutter die spät gewaschen hat“. Da kann man schon mal das Training verpassen. Und in Hiesfeld erfuhr Spielertrainer Stefan Rausch das sicher ganz ernst gemeinte Bedauern eines – selbstverständlich erwachsenen – Spielers der dritten Mannschaft: „Tut mir leid, aber meine Eltern haben mir verboten zu spielen.“ Dass unzählige Sportler Omas haben, die mindestens fünfmal im Jahr ihren Geburtstag feiern, gehört wiederum längst zum Standardrepertoire der Entschuldigungen.
Kampf mit den Tücken der Technik
Andere kämpfen mit den Tücken der Technik. So wie ein Regionalliga-Handballer des MTV Rheinwacht Dinslaken, der seinem Trainer Harald Jakobs eröffnete, er sei bei seiner Freundin in Solingen und habe über Nacht sein Radio angelassen: „Deswegen springt mein Motor gerade nicht an. Muss also noch auf den Vater meiner Freundin warten, damit er mir mit seinem Auto Starthilfe geben kann. Sorry deswegen.“
Wenn der Fahrradschlüssel fehlt
Das Fahrzeug ist überhaupt ein beliebter Grund, um sein Fehlen zu begründen. „Die Kilometerleistung für das Leasingfahrzeug ist überschritten und der Schlüssel für das Fahrrad nicht auffindbar“, gehört zu den originellen Sätzen, die Sascha Zwanzig-Zeh als Trainer der Handballerinnen beim MTV Rheinwacht Dinslaken zu Ohren kamen. Julian Schubert musste derweil mal auf einen B-Jugendlichen beim SuS 09 verzichten, weil der ebenfalls angab, seinen Fahrradschlüssel nicht zu finden und nun sein Fahrrad nicht abschließen konnte.
Die Fahrschule als Ausrede
Jochen Hülser, Jugendkoordinator und -trainer beim TV Voerde, kann nicht zuletzt ein Lied davon singen, wie ihm ein Spieler weismachte: „Kann nicht kommen, Lampe im Auto leuchtet.“ Und wenn der Wagen abends um 19.30 Uhr zum TÜV gebracht werden muss, kann man auch nichts machen, beschied ein Fußballer dem RWS-Coach Ugur Deniz Aydin, der konstatiert: „Die Fahrschule ist auch eine gute Ausrede, obwohl man keinen Führerschein macht.“
Schließlich sind da noch die unaufschiebbaren Angelegenheiten, die alles in den Schatten stellen. Ein MTV-Handballer verzichtete lieber auf ein Lauftraining, weil er an dem Tag noch etwas anderes vorhabe: „Wie haben vor der Trauung nochmal einen Tanzkurs.“ Einer seiner Mitspieler ergänzte seine Absage gleich mit einer beruhigenden Nachricht für Harald Jakobs: „Moin Trainer, ich bin heute Abend auf ‘nem Konzert und kann leider nicht trainieren. Aber kennst mich ja, hab’ schon zwei Kraft- und drei Konditionseinheiten hinter mir heute.“ Natürlich, selbstredend, geht klar.
Ein Fußballer beim Ballett
Mit Kopfschütteln quittierte Dirk Lotz den Hinweis eines Fußballers bei der SV 08/29 Friedrichsfeld, er müsse zur Trainingszeit „zum Ballett“. Wie Sascha Zwanzig-Zeh wiederum reagierte, als ihm eine Handballerin des MTV Rheinwacht erklärte, sie könne nicht zum Training kommen, weil der Kleber für ihre Wimpernverlängerung noch nicht trocken war, ist nicht überliefert. Vermutlich ähnlich wie bei der Nachricht einer Teamkameradin, die meinte, das Wetter schlage um „und der Mais muss noch eingeholt werden“.
Einen plausiblen Grund lieferte hingegen eine andere Spielerin dem Dinslakener Coach, warum sie nicht auftauchte: Sie konnte nicht zum Training kommen, weil unterwegs eine Biene durch einen Schlitz im Fenster geflogen war. Beim Versuch, das Insekt zu erwischen, war die Windschutzscheibe gesprungen und die Spielerin musste mit dem Auto in die Werkstatt. Immerhin blieb es beim Sachschaden, resümiert Sascha Zwanzig-Zeh: „Ihr selbst war nichts passiert, da sie eine Sonnenbrille trug.“