Kopfschmerzen sind kein Grund zur Aufgabe. Die Voerderin erklimmt nach sechs harten Tagen mit Regen und Wind den Gipfel des Kilimandscharo.
In ihrer gewohnten Umgebung lebt Chantal Homscheid in Voerde. Eine kleine Stadt am Niederrhein ungefähr 26 Meter über dem Meeresspiegel. Mitte Januar machte sie sich auf, um in ganz andere Höhen aufzusteigen. Am 8. Januar begann ihre große Reise. Das Ziel: der Gipfel des Kilimandscharo. Dieser liegt im Nordosten von Tansania und ist mit 5895 Metern nicht nur der höchste Punkt in Afrika, sondern auch deutlich höher über dem Meeresspiegel als die geliebte Heimat.
Chantal Homscheid hatte sich im Vorhinein ausreichend informiert und vorbereitet. Neben Yoga und körperlichem Training standen auch Besuche in einer Höhenkammer an, um das Befinden in mehreren tausend Metern zu simulieren.
Mehr als die Hälfte schafft es nicht
Zuvor hatte die Voerderin sich für die „Lemosho-Route“, eine von insgesamt sieben Möglichkeiten den Gipfel zu erklimmen, entschieden. Zehn Tage hatte sie eingeplant für die Gruppentour mit zwei Guides und 13 Porters, wie die fleißigen Helfer beim Aufstieg genannt werden. Bei diesen zeigte sich Homscheid auch im Nachhinein erkenntlich und ließ einige ihrer Anziehsachen dort: „Ich habe den Porters ein paar Sachen geschenkt. Das sind eigentlich die wahren Helden. Was die da alles täglich in der Höhe schleppen, ist schon Wahnsinn“, war Homscheid hinterher überaus dankbar für die Helfer. Einer von ihnen war beispielsweise für die Zubereitung von Essen zuständig. So toll, wie sich das zunächst anhört, ist es allerdings nicht, wie Homscheid erläutert: „Das Essen war jetzt nicht wie im Restaurant, es diente der Aufnahme von möglichst vielen Kalorien. Was der Körper auf dem Berg verbrennt ist enorm.“
Auf ihrem Weg zum Gipfel begegnete Homscheid vielen Menschen aus unterschiedlichen Nationen und machte sich viele Gedanken: „Ich habe Leute gesehen, die körperlich sehr fit wirkten und die Tour dann abgebrochen haben. Vorher hieß es noch, die Hälfte schafft es nicht hoch. Ich würde sagen, es war mehr als die Hälfte, die es nicht geschafft hat.“
Auf der „Lemosho-Route“ ging es für sie nach einem vierstündigen und einem zehnstündigen Marsch innerhalb von zwei Tagen zunächst zum Shira-Camp, das auf etwa 3900 Metern liegt. Ein strammer Marsch also vom Regenwald ins Hochgebirge. Die Strapazen des Anstiegs gingen auch nicht so ohne weiteres an der Voerderin vorbei. Erschöpft und mit Kopfschmerzen im Zelt liegend dachte Homscheid aber nicht ans Aufgeben: „Das war für mich nie eine Option. Auch wenn besonders der zweite Tag sehr anstrengend war und man in den Zelten auch nicht wirklich gut schlafen konnte. Aber der Körper funktioniert in der Höhe einfach anders.“
Zwei Tage Dauerregen
Richtig anstrengend sollte es aber erst noch werden. Nach zwei Tagen Dauerregen traf Homscheid dann am Dienstag um 11 Uhr am Vormittag im „Barafu-Camp“, dem Basislager (4600 Meter) am Fuße des Gipfels ein. Dort angekommen nutzte sie die wenigen Sonnenstunden, um ihre durchnässte Kleidung zu trocknen und legte ein kurzes Nickerchen ein.
Schlaf war enorm wichtig, denn der Aufstieg zum Gipfel sollte in der Nacht zum Mittwoch um 0 Uhr beginnen. Gut ging es ihr vor dem Aufstieg nicht, wie sie berichtet: „Ich dachte nur, jetzt hast du solche Kopfschmerzen und gleich willst du da hoch.“ Um 6.45 Uhr badete Chantal Homscheid dann aber schon in den Sonnenstrahlen am höchsten Punkt Afrikas. „Mit der Sonne sieht das ganz nett aus, in Wirklichkeit war das sehr kalt und windig“, erinnert sich die Voerderin lachend. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Spitze ging es dann aber zügig wieder runter. Innerhalb von zwei Tagen war sie wieder am Fuße des Bergs.