Dinslaken. Zum zweiten Mal fand der Großlehrgang der Taiwan-Do-Sportart in Dinslaken statt. Ausrichtender Verein war Samurai Dinslaken.
Kurz kehrt Stille in die gut gefüllte Hans-Efing-Halle ein. Dann durschneiden pfeifenähnliche Töne die Luft. Auf grünen Matten stehen Kinder in schwarzen Kampfkunstanzügen und weißen Gürteln und ahmen Bewegungen nach, die ein Mann im weißen Anzug und schwarzen Gürtel vormacht. Mal wird ein imaginärer Tritt abgewehrt, mal ein Faustschlag. Das Pfeifen entsteht durch eine bestimmte Atmentechnik, die alle Beteiligten praktizieren.
Es ist ein kleiner Einblick in die Welt des Taiwan-Do, die den Zuschauern in der Efing-Halle beim Großlehrgang des Samurai Dinslaken in Kooperation mit der Taiwan-Do-Akademie Krefeld zuteil wird. Auch Bürgermeister Dr. Michael Heidinger staunte über die eine oder andere Bewegung und bedachte die Sportler mit Applaus, nachdem er die Teilnehmer und Zuschauer des Lehrgangs in Dinslaken begrüßt hatte.
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Mit sechs Jahren begonnen
„Ich übe diese Kampfkunst schon aus, seitdem ich sechs Jahre alt war. Am Anfang ist es vor allem die Abwechslung gewesen, die mich gereizt hat. Heute sind es die Berührungspunkte von Körper, Geist und Seele. die Taiwan-Do für mich zu einer Passion gemacht haben“, erklärt der Mann im weißen Kampfkunstanzug, der vorher noch die Taiwan-Do-Vorführung angeleitet hat. Der 29-jährige Oliver Stübner ist Trainer und Abteilungsleiter bei Samurai Dinslaken in Personalunion für den Taiwan-Do Bereich.
Der taiwanesische Weg
Taiwan-Do bedeute auf Deutsch übersetzt „Der taiwanesische Weg“. Begründet wurde der Kampfkunststil von Mario Frerker, der in Dinslaken das Otto-Hahn-Gymnasium besuchte und auch hier seine ersten Trainer-Erfahrungen sammelte und sich seinen Stil 1980 rechtlich schützen ließ. Frerkers Taiwan-Do setzt im Gegensatz zu vielen Kampfsportarten nicht auf den Wettkampf und stellt den Aspekt der Gesundheit und den pädagogischen Auftrag in den Vordergrund. „Es geht hier vielmehr darum, zu sich selbst zu finden, seine innere Mitte, und das auf einem gesunden Weg“, erklärt Frerker, der ebenfalls beim Großlehrgang anwesend war. Definiert wird Taiwan-Do über die fünf Säulen: Atmung, Haltung, Konzentration, Bewegung und praktische Lebensphilosophie. „In unserer hektischen Welt kann ich fast jedem zu dieser Sportart raten. Aber gerade Kindern mit Konzentrationsschwierigkeiten wird hier eine echte Alternative mit auf dem Weg gegeben“, erklärt Frerker.
Oliver Stübner hat seine Passion auch bei der Jobwahl geholfen. „In den Meditationen habe ich viel über mich nachgedacht, was ich machen könnte, und habe die Berufswahl noch nie bereut“, erklärt Stübner, der bei seinem Beruf als Erzieher nicht selten auch Erfahrung aus seinem Trainerdasein einfließen lassen kann. Im Moment betreut er im Gymnastikraum der Ernst-Barlach-Gesamtschule zehn Kinder und 13 Erwachsene im Taiwan-Do.
Showeinlage der Judoka
Ganz verschlossen gegenüber Kampfsportarten ist Taiwan-Do aber nicht. Beim Großlehrgang in Dinslaken, in dem sich an die 250 Aktive auf ihre nächste Gurtprüfung vorbereiteten, war auch eine Showeinlage der Judoka des Samurai Dinslaken willkommen. Gerade für die Nachwuchs-Judoka Francesca Pellicane und Emily van Loosen ein besonderer Moment, einige Würfe und Abrolltechniken vor so einem großen Publikum zu präsentieren. „Uns war es wichtig, dass die Kinder etwas ohne Druck machen können, und da sind sie bei Samurai gut aufgehoben, finde ich“, meint Francescas Mutter Tanja Pellicane.