Hünxe. Der 14 Jahre alte Wakeboarder Wanley Fendrich träumt von Florida und bereitet sich aktuell mit dem Trampolin auf die WM in Abu Dhabi vor.

Wanley Fendrich muss an seinen Freund Jamie Huser denken, wenn er über die spannende Frage grübelt, wo er sich in zehn Jahren sieht. Beruflich und auch persönlich. Ein Jahrzehnt ist für den 14-jährigen Wakeboarder aus Hünxe zwar eine Ewigkeit. Doch der frisch gebackene Deutsche Meister beantwortet die Zukunftsfrage spielend. „Ich würde gern eine Wakeboardschule betreiben, am liebsten in einer warmen Region“, sagt Fendrich. So ähnlich wie es Jamie Huser schon umgesetzt hat. Beziehungsweise seine Eltern. Der 15-jährige Schweizer gilt als eines der größten Talente mit Board unter den Schuhen auf dem Wasser weltweit. Die Familie aus Flims im Kanton Graubünden, allesamt Wakeboarder, hat den Schritt gewagt, den Wanley Fendrich in zehn Jahren anvisieren mag. Die Husers haben einen kleinen Stausee am Lake Arthur in der Ortschaft Groveland gekauft, gerade eine halbe Stunde von Floridas Spaßmetropole Orlando entfernt. Der See ist frei von Alligatoren und wegen der Temperaturen meist über 20 Grad ganzjährig befahrbar.

Trampolinturnen beim TVB

Florida ist das weltweite Wakeboard-Mekka. Ob sich der Traum eines Wakeboarders auch rechnet, wird sich zeigen. Papa Markus Fendrich jedenfalls schmunzelt mit kritisch gefalteter Stirn, wenn er die Geschichte vom See in den Subtropen hört. In Deutschland, im kleinen heimatlichen Revier der Fendrichs auf der 45 Autominuten entfernten niederländischen Maas, ist jedenfalls ganzjähriges Training kaum möglich. Sobald die Wassertemperatur auf zehn Grad Celsius fällt, ist es aus mit Wassersport. Meist vier oder gar fünf Monate. Kein Training, keine Tricks, kein Surf-Rausch bei 40 Stundenkilometern, wenn das Motorboot nebst Bugwelle den Wakeboarder auf Touren bringt. Weil das Wasser dann einfach zu kalt ist.

Genau diesen Nachteil trainiert Wanley Fendrich im Winter trocken weg. Trampolinturnen ist fast wie Wakeboarden. Nur ohne Wasser. Beim TV Bruckhausen übt Fendrich auf der Sprungmatratze vor allem Körperspannung: „Wenn ich auf dem Wakeboard stehe, benutze ich das Wasser über die Welle des Bootes als Absprung für die Tricks – das ist fast wie ein Trampolin.“

Das macht der 14-Jährige so gut, dass er bei Wettkämpfen selbst in der Erwachsenenklasse vorn mitfährt. Deutscher Meister ist er vor kurzem in Köln geworden, bei der Junioren-Europameisterschaft war er schon dreimal erfolgreich: in Lettland, in Italien, in der Ukraine. Im November steht die Weltmeisterschaft ins Haus. Gefahren wird in Abu Dhabi.

Die Waldorfschule stellt Wanley frei

„Realistisch gesehen hat Wanley da natürlich keine Chance auf eine vordere Platzierung“, sagt Markus Fendrich. Der Feuerwehrmann unterstützt mit seiner Frau Sabine Fendrich, die als Lehrerin an einer Oberhausener Gesamtschule arbeitet, seinen Sohn so gut es geht. Der nationale Verband fördert das Talent. 2020 geht es mit den besten deutschen Wakeboardern zum Trainingslager nach Florida.

Auch die Freie Waldorfschule in Dinslaken hilft Wanley großzügig, stellt ihn für Wettkämpfe frei. Der Unterrichtsstoff wird natürlich nachgeholt. Manchmal zwischen den Wettkämpfen im Hotel. Oft auch im Auto auf der Hin- und Rückfahrt. „Sport und Englisch sind meine Lieblingsfächer“, betont Wanley. Was sich irgendwie von selbst versteht. Der Hünxer hat weltweit Wakeboard-Freunde. Englisch ist die Sportler-Sprache.

Handfeste Unterstützung gibt es mit gesponsertem Wakeboard-Material: Bretter und Anzüge. Und auf Wettkämpfen, etwa der weltweiten Pro Wakeboard Tour, ist Preisgeld in fünfstelliger Höhe für die Besten drin. Auf der Tour werden den Startern auch Flüge und Hotelübernachtungen bezahlt.

„Trotzdem ist es schwer, vom Wakeboarden zu leben. Man muss schon wirklich Weltklasse sein“, betont Wanley Fendrich. Und vermutlich in Florida leben, um ganzjährig trainieren zu können. Aber genau darauf arbeitet der Hünxer hin. Feilt fast täglich auf dem Wasser an Tricks wie dem Moby Dick, einem Rückwärtssalto mit einer 360-Grad-Schraube. Oder probiert wieder und wieder den Backside Five, der eine heikle 540-Grad-Drehung beinhaltet, bei dem hinter dem Rücken gleich zweimal das Halteseil von der einen an die andere Hand übergeben werden muss.

Große Konkurrenz

Diesen Profisprung hat Wanley Fendrich bei der „Deutschen“ gestanden: „Der Trick ist technisch schwer. Das sagen alle. Ich finde ihn aber irgendwie leicht.“ Vielleicht hilft der Trick bei der WM. Die Konkurrenz wird groß sein. Vermutlich auch übermächtig. Aber Wanley Fendrich hat mit seinen 14 Jahren ja noch alle Zeit der Welt. Und in Abu Dhabi wird er sicher seinen Schweizer Freund Jamie Huser treffen. Dann wird er auch fragen, wie die Wakeboard-Schule am Stausee in Florida so läuft.