Dinslaken. . Die Staatsanwaltschaft wirft dem TV Jahn Hiesfeld vor, Gehälter in Höhe von 500 000 Euro nicht versteuert zu haben. Der Vorstand wehrt sich.
Ralf Wind fand klare Worte. In einer Mail an Abteilungsleiter und weitere Vorstandsmitglieder erklärte der Geschäftsführer des TV Jahn Hiesfeld am Freitagabend die Hintergründe für die Durchsuchungen des Zolls in Vereins- und Privaträumen während der vergangenen Woche. Demnach wirft die Staatsanwaltschaft dem TV Jahn vor, im Zeitraum 2011 bis 2016 sozialversicherungspflichtige Gehälter in Höhe von einer halben Million Euro nicht versteuert zu haben. „Dieser Vorwurf“, so Wind, „entbehrt jeglicher Grundlage“.
Mit einem Beschluss des Amtsgerichtes Duisburg hatten nach Angaben des Vereinsgeschäftsführers Mitarbeiter des Hauptzollamtes Duisburg am Mittwoch nicht nur Vereinsräumlichkeiten am Vereinsheim und am Stadion, sondern auch Geschäftsräume und Wohnungen aller Vorstandsmitglieder, von Fußballspielern und von Dritten durchsucht. Die Durchsuchungen am Vereinsheim fanden während des Fußballturniers der Grundschulen statt.
„Der Verein hat in den vergangenen Jahren alle geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse, sei es von Fußballspielern (Vertragsamateure) oder von Platzwarten oder Mitarbeitern (Minijobber), ordnungsgemäß bei der Deutschen Rentenversicherung angemeldet und alle anfallenden Abgaben und Steuern in voller Höhe abgeführt“, führt Ralf Wind aus. Die Summe von 500 000 Euro, die angeblich nicht versteuert wurde, könne sich der Vorstand nur so erklären, „dass die Mitarbeiter des Zolls alle Gehaltszahlungen im Zeitraum 2011 bis 2016 addiert haben, also auch die steuerfreien Zahlungen wie Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale. Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt alles reine Spekulation.“
Prüfung ohne Beanstandung
Eine Prüfung der Rentenversicherung im Jahr 2016 für den Zeitraum 2012 bis 2015 habe keine Beanstandungen ergeben, heißt es in dem Schreiben an die Abteilungsleiter, das der Redaktion vorliegt. Der Verein bemühe sich daher, den Beschluss des Amtsgerichtes kurzfristig aufheben zu lassen. Eine erste Intervention habe dazu geführt, dass der Zoll von einer Pfändung des Vereinskontos abgesehen hat.
Das unerwartete Auftreten des Zolls hat die unangenehme Folge, „dass jetzt viel über uns geredet wird – auch wenn der Anlass nicht sehr förderlich für den TV Jahn ist“. Wind zieht dabei eine Parallele zu einem prominenten Fall aus der jüngeren Vergangenheit: „Ich selbst habe jetzt eine ungefähre Ahnung, was mit Ulrich Hoeneß seinerzeit passiert sein muss.“ Der Präsident des FC Bayern München wurde bekanntlich wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe rechtskräftig verurteilt, der Fall schlug öffentlich hohe Wellen.
Das Bestreben des Hiesfelder Vorstands ist es nun, den Vorwurf des „Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt“ zu entkräften. „Wir können froh sein, dass wir 2012 unsere Finanzstruktur und -organisation verbessert haben“, schreibt der Geschäftsführer. „Seitdem alle Zahlungen des Vereins über ein Konto abgewickelt werden, kann der Hauptvorstand seiner satzungsgemäßen Kontrollfunktion auch nachkommen. Das ist auch der Grund, weshalb ich selbstbewusst behaupten kann, dass unser Verein keine Steuern bzw. Sozialversicherungsabgaben hinterzogen hat.“