Dinslaken. . Der Dinslakener Ultraläufer kam bei seiner dritten TorTour de Ruhr über 230 Kilometer nach 26 Stunden als Zweiter ins Ziel.

Kurz vor dem Ziel, nach gut 230 Kilometern, gesellte sich doch noch ein Mitläufer an Jens Werbonats Seite. Mehr als 26 Stunden auf der Strecke lagen hinter dem 45-Jährigen, die TorTour de Ruhr ging auf die letzten Meter, der Dinslakener lag an zweiter Stelle, fast zwei Stunden hinter dem Sieger, mehr als zwanzig Minuten vor dem Dritten. Gut gelaufen, aber ein Glücksbringer kann beim Zieleinlauf nicht schaden: Sohnemann Julius (7) überreichte Papa noch schnell eine Pokémon-Karte, gemeinsam bestritten die beiden Hand in Hand den Abschluss. Jens Werbonat hatte seinen nächsten Ultralauf geschafft – und dazu einen Pokal gewonnen.

Was treibt einen dazu, einen Lauf von der Quelle der Ruhr bis zur Mündung in den Rhein zu absolvieren? Einen der längsten Nonstop-Läufe Deutschlands, dessen Zeitlimit für die Starter 38 Stunden beträgt? Für Jens Werbonat stellt sich die Frage gar nicht. Er hat sich vor knapp drei Jahren auch den persönlichen Traum erfüllt, am Spartathlon in Griechenland über 245,3 Kilometer teilzunehmen. „Sich trotz aller Körpersignale am Laufen zu halten, das ist letztlich der Schlüssel“, schrieb der Architekt in seinem Bericht über die diesjährige TorTour de Ruhr in eine private WhatsApp-Gruppe, „so kann man das vielleicht jemandem erklären, der sich nicht in aller Regelmäßigkeit freiwillig vom Lkw überfahren lässt“.

Ursprünglich hatte sich Jens Werbonat zu Jahresbeginn vorgenommen, in 2018 sowohl die Strecke auf dem Ruhrtalradweg als auch den Spartathlon in Angriff zu nehmen. Von letzterem verabschiedete er sich jedoch zwischenzeitlich: „Zu der Zeit, als das Anmeldefenster für den Spartathlon aufging, verursachte mir das weniger Vorfreude als vielmehr Stress.“ Also konzentrierte er sich auf die eine Tortur.

Optimale Vorbereitung

Im Februar begann die Vorbereitung, in Regenerationswochen lief er 80 bis 120 Kilometer, die intensivste Phase bestand aus acht Trainingstagen mit insgesamt 236 Kilometern – begonnen mit einem Marathon und abgeschlossen mit Läufen über 50 und 58 Kilometer an den letzten beiden Tagen. „Ich habe keine einzige Einheit ausgelassen, war nie verletzt, alles lief optimal“, blickt Werbonat zurück.

Knapp zwei Wochen vor seiner dritten TorTour de Ruhr am Pfingstwochenende machte ihm zwar der Rücken zu schaffen, bis zum Start waren die Probleme aber auch überstanden. In Winterberg reiste er am Vortag des Laufs gegen 17 Uhr an, nach dem Check-in ging’s zur Startnummernausgabe, dann gab’s eine Pizza und sechs Stunden Schlaf. Auf die 230 Kilometer machte er sich mit seiner Crew Daniel Minzenmay und Michael Groß, die ihn auf dem Fahrrad und im Teamfahrzeug begleiteten. Insgesamt 106 Läufer nahmen die Strecke in Angriff, 59 kamen in der geforderten Zeit ins Ziel.

Seinen Plan übertraf der Dinslakener dabei sogar: In maximal 28:45 Stunden wollte Werbonat ankommen, die Zeit würde ihm einen Startplatz bei einem weiteren Spartathlon einbringen, wenn schon nicht in diesem Jahr, dann im nächsten. Tatsächlich kam er so gut durch, dass er auf den ersten 82 Kilometern eine Durchschnittszeit von 6:15 Minuten pro Kilometer lief, 35 Kilometer weiter waren es im Schnitt lediglich zwei Sekunden mehr. Bei Kilometer 155 erfuhr er erstmals, dass er auf Platz zwei lag. Erst auf den letzten 42 Kilometern, der Strecke eines Marathons, ließ er zeitlich etwas nach. Bis dahin hatte er aber schon einen komfortablen Vorsprung auf den Dritten Manuel Tuna herausgelaufen, den er letztlich nach 26:13:32 Stunden mit 20:34 Minuten distanzierte. „Insgesamt war es echt meine TorTour de Ruhr“, bilanziert Werbonat, „so eine Leistung auf den Punkt abzurufen, dazu gehört neben professionellen Begleitern und einem gesunden Umfeld auch eine gehörige Portion Glück. Ich hatte zwar vor dem Start schon das Gefühl, dass ich echt stark drauf bin, doch zwischen diesem Gedanken und dem Ziel lagen dummerweise noch 230 Kilometer.“