Dinslaken. . Der abstiegsbedrohte Fußball-Oberligist TV Jahn Hiesfeld hat die Notbremse gezogen und sich von Trainer Georg Mewes getrennt.

  • Fußball-Oberligist TV Jahn Hiesfeld hat sich von Trainer Georg Mewes getrennt
  • Als Nachfolger soll Thomas Drotboom von Glückauf Möllen zu den „Veilchen“ zurückkehren
  • Mewes könnte als Manager in Hiesfeld weiter arbeiten

Neunzig Minuten lang tigerte „Schorsch“ Mewes am Samstag noch einmal am Rand des Kunstrasenplatzes entlang. Haderte mit Fehlpässen, gab lautstark seine Kommentare zu Ballverlusten, gestikulierte, schimpfte, und musste am Ende mit hängenden Schultern die 0:2-Niederlage des Fußball-Oberligisten TV Jahn Hiesfeld gegen Turu Düsseldorf quittieren. Knapp 50 Stunden nach dem Abpfiff stand am Montagabend fest: Es waren Mewes’ letzte Aktionen als Trainer der „Veilchen“. Vorsitzender Dietrich Hülsemann zog im Gespräch mit dem 67-Jährigen die Konsequenzen aus dem Absturz auf einen Abstiegsplatz. Vorerst übernimmt Co-Trainer Markus Kay, auf Dauer könnte Thomas Drotboom vom A-Kreisligisten Glückauf Möllen nach Hiesfeld zurückkehren. Für Mewes hält Hülsemann in anderer Position eine Hintertür auf.

Den geschassten Coach traf die Trennung nach nur knapp fünf Monaten nicht ganz überraschend, aber dennoch hart: „Nach so kurzer Zeit musste ich in 38 Jahren als Trainer noch nirgendwo gehen“, sagte Mewes, der eine unruhige Nacht mit wenig Schlaf verbrachte. Den Grund für sein Scheitern bringt er auf einen kurzen Nenner: „Ich kam mit der Mannschaft nicht klar, und die Mannschaft mit mir nicht.“

Was in einem Satz so deutlich wie knapp zusammengefasst ist, hat seinen Ursprung in der jüngeren Vergangenheit. Vor einem Jahr befand sich die Mannschaft in ähnlich schwieriger Situation, schlug sich nach finanziellen Turbulenzen eher schlecht als recht durch die Saison, neben der sportlichen Ausbeute tendierte auch die Stimmung in Richtung Tiefpunkt. Im Dezember 2015 zog der damalige Trainer Jörg Vollack frustriert einen Schlussstrich, erwies damit aber unbewusst seinen Schützlingen offenbar einen letzten Dienst: Unter dem zum Chef beförderten Co-Trainer Thomas Drotboom schwang sich der TV Jahn in ungeahnte Höhen, als Motivator pushte „Drötti“ seine Jungs aus der Abstiegsregion bis auf den dritten Platz.

Nicht ahnend, wie positiv die Mannschaft sich entwickeln sollte, hatte Dietrich Hülsemann aber schon früh festgelegt, dass zur neuen Saison ein anderer das Ruder übernimmt – „Schorsch“ Mewes, der erfahrene Haudegen, in der regionalen Fußball-Szene auch als Kumpeltyp bekannt, aber auf andere Art als Drotboom. „Ich bin Vollblut-Fußballer“, sagt der Oberhausener; dazu gehört, dass er mit seiner Meinung nicht lange hinter dem Berg hält. „Vielleicht waren einigen Spielern meine Ansprachen zu hart“, vermutet er im Nachhinein, „aber ich bin so wie ich bin“. Drotbooms Erbe wog letztlich zu schwer, „ich hätte nach der Rückrunde wohl jedes Spiel 4:0 gewinnen müssen, um es recht zu machen“.

Schöneres Ende gewünscht

Stattdessen häuften sich uninspiriert wirkende Auftritte seiner Elf, die in großen Teilen der Stammformation im Grunde unverändert zum Vorjahr auflief. „Es hat nicht gepasst“, resümiert Mewes jetzt, „das muss man dann letztlich akzeptieren, auch wenn ich mir ein schöneres Ende als Trainer gewünscht hätte“.

Auf die Trainerbank, so viel steht für ihn fest, wird er nicht mehr zurückkehren. Die Vereinbarung mit Dietrich Hülsemann beinhaltete die Aufgaben als Coach und Sportlicher Leiter in Personalunion, für Letzteres könnte er auch künftig verantwortlich bleiben. „Der Vertrag mit Herrn Mewes wurde nicht beendet“, betont der Vorsitzende. Angedacht sei, dass der nun ehemalige Coach als Manager der Fußballabteilung weitermacht. „Er hat unzählige Kontakte“, so Hülsemann, der Mewes in seiner Anwaltskanzlei ein Büro überlassen hat, in dem der vor der Saison Verhandlungen mit Spielern führte. Scouting, Spielerakquise, Heranziehen qualifizierter Jugendtrainer seien Bereiche, die zu beackern wären: „Das muss ein Profi machen, darum kann ich mich nicht kümmern“, meint der Vereinschef. In der kommenden Woche sollen Gespräche mit Mewes geführt werden, der signalisiert Interesse: „Ich wollte mich demnächst sowieso in den Hintergrund zurückziehen, aber jetzt brauche ich erstmal ein paar Tage Abstand.“

Der Wunschkandidat

Dietrich Hülsemanns Wunschkandidat für den Trainerjob bei den „Veilchen“ heißt nun Thomas Drotboom. Der 50-Jährige wäre grundsätzlich bereit, an seine alte Wirkungsstätte zurück zu kehren, steht allerdings im Moment noch bei Glückauf Möllen im Wort. „Ich werde ihn nicht zum Vertragsbruch auffordern“, sagt Hülsemann, macht aber keinen Hehl daraus, dass er sich ein erneutes Engagement des unverhofften Erfolgstrainers der Rückrunde 2015/16 gut vorstellen kann. Drotboom hat auch bereits die Verantwortlichen in Möllen über das Hiesfelder Interesse informiert und bemüht sich gleichzeitig, keine übertriebenen Hoffnungen zu schüren: „Erstmal müsste das mit Glückauf sauber geregelt werden, und selbst wenn ich dann beim TV Jahn übernehme, muss keiner erwarten, dass die Mannschaft in acht Wochen oben steht.“