Die Taktik bei der Kaderplanung von Fortuna Düsseldorf wird vor allem von den wirtschaftlichen Möglichkeiten beeinflusst. Noch offene Fragen.
Die Konkurrenz von Fortuna Düsseldorf in der 2. Fußball-Bundesliga rüstet kräftig auf und hat teilweise bereits mehrere Spieler neu unter Vertrag genommen. Frisches Blut braucht auch die Mannschaft von Cheftrainer Daniel Thioune. Bisher ist allerdings in Sachen Verstärkungen in Düsseldorf wenig passiert. Klaus Allofs deutete aber an, dass es hinter den Kulissen ganz anders aussieht.
Der Sportvorstand hätte gerne bereits zum Trainingsstart seinem Trainer zwei oder drei Spieler an die Hand gegeben, um ein Zeichen zu setzen, wohin die Reise gehen könnte in der kommenden Spielzeit. Doch selbst dem notorisch ungeduldigen Sportvorstand ist es nicht möglich, schon Vertragsabschlüsse herbeizuführen. Andererseits muss er auch dem Aufsichtsrat erklären, warum ein Kader, der über derzeit 23 Spieler verfügt und am Ende der vergangenen Spielzeit bewiesen hat, dass dieser mit Spitzenmannschaften mithalten kann, weitere Auffrischung benötigt.
Tragende Rolle für Ampomah unwahrscheinlich
Allofs möchte allerdings genau wie der Trainer zunächst einmal aussortieren. Das betrifft mindestens zwei Spieler, die von ihrer Leihe zurückgekehrt sind. Nana Ampomah ist am Montag ins Training eingestiegen und hat unerklärlicherweise etwas davon gesagt, wie er der Fortuna zum Aufstieg verhelfen werde. Ampomah hat ein Jahr überhaupt nicht gespielt, in Antwerpen gezeigt, dass er nicht allerhöchsten Ansprüchen genügen kann und wollte Düsseldorf verlassen, als er merkte, dass sein Stern blitzartig unter Trainer Uwe Rösler verglüht war – wegen disziplinarischer Aussetzer.
Dass Ampomah also künftig eine tragende Rolle in Düsseldorf spielen wird, darf also getrost ausgeschlossen werden. Ob man aber nach der Geschichte des 26-Jährigen den Vertrag in beidseitigem Einvernehmen und ohne große vereinsseitige Verluste auflösen kann, darf ebenso bezweifelt werden wie ein Verkauf, der halbwegs finanzielle Manövriermasse bringen wird.
Posen pokert bei Kownacki
Ein wenig besser sieht es da bei der Personalie Dawid Kownacki aus, der etwas für sein Renommée in Polen getan hat. Lech Posen, sein Ex-Verein, zu dem der inzwischen 25-Jährige ausgeliehen war, könnte Kownacki verpflichten. Doch zu welchem Preis? Der Pole hat offensichtlich inzwischen ein etwas gestörtes Verhältnis zu Fortuna Düsseldorf. Er weiß, dass er bei den Fans fast sämtlichen Kredit durch seine eigensinnige Art verloren hat. Doch Kownacki wird im Trainingslager in den Vorbereitungsbetrieb der Fortuna einsteigen. Fortuna verhandelt mit dem polnischen Meister.
Doch Posen hält die Trümpfe in der Hand, weil klar ist, dass Fortuna den teuren Spieler loswerden möchte und auch zu einem Entgegenkommen bereit ist, was die Ablöse angeht. Nun geht es darum auszuloten, wo sich jeweils die Schmerzgrenze befindet, und für Fortuna ist es die Pflicht, den wirtschaftlichen Schaden mit der Abwicklung des Geschäfts möglichst klein zu halten. Jeder Fan und jedes Mitglied weiß, dass Kownacki damals für knapp 8 Millionen Euro erworben wurde und den Rekordtransfer in der Fortuna-Geschichte darstellt.
Thioune bleibt bei de Wijs gelassen
Deutlich günstiger sollte die Verpflichtung von Jordy de Wijs ausfallen. Fortuna will den Niederländer unbedingt von den Queens Park Rangers loseisen. Doch dass es da schon mit Verschleierungstaktiken zugeht, war an den Äußerungen von Daniel Thioune am Rande des Auftakttrainings zu erkennen. „Wir hätten aber auch genügend gute Abwehrspieler jetzt bereits in unseren Reihen“, sagte Thioune wohlwissend, dass Jamil Siebert ein weiteres Jahr an Viktoria Köln ausgeliehen ist.
Kommt de Wijs nicht, müsste ein weiterer Innenverteidiger verpflichtet werden, weil der Trainer mit einer Dreierkette neben der gewohnten Viererkette taktisch variabel bleiben will und dann nicht mit drei Innenverteidigern auskommen würde. Auch hier muss Fortuna Geduld haben, denn die Briten sind ebenfalls in einer besseren Verhandlungsposition.
Bei Narey spielen Allofs und Weber auf Zeit
Zumindest im Fall von Khaled Narey hat die Fortuna die „Macht“ gegenüber potenziellen Interessenten. Zwar wird gesagt, dass man „notfalls“ den Außenstürmer nicht abgeben werde, falls keine Angebote in entsprechender Höhe eintreffen. Aber auch das ist Taktik, denn einen unzufriedenen Spieler, der viel Geld bei einer Rest-Vertragslaufzeit von einem Jahr einbringen würde, will Fortuna nicht unter allen Umständen halten. In diesem Fall spielen Allofs und Sportdirektor Christian Weber auf Zeit – notfalls bis nach dem sechsten Spieltag. Denn erst dann endet die Transferperiode.
Je besser das Angebot, desto früher wird Narey gehen dürfen – und alles andere kommt bei Fortuna dann auch erst richtig in Gang. Denn noch sucht der Verein einen Linksverteidiger, einen defensiven sowie einen offensiven Mittelfeldspieler.