Duisburg..
In Gedanken dürfte Annike Krahn jenen Moment am 10. August des vergangenen Jahres schon unzählige Male verflucht haben. Es war das letzte Spiel beim Qualifikationsturnier zur Champions League, der FCR 2001 Duisburg führte in Castledawson gegen Glasgow City wenige Minuten vor Schluss klar mit 4:0.
Die Abwehrchefin des Frauenfußball-Bundesligisten wollte im eigenen Strafraum einen Pass spielen und spürte plötzlich diesen Schmerz im Knie. „Ich wusste sofort, da ist etwas gerissen“, sagt die 25-Jährige, die danach vom Platz humpelte. Zwei Tage später, der FCR hatte auf der heimischen Platzanlage zur Mannschaftsvorstellung gebeten, tauchte Krahn schon mit Krücken auf. Die bittere Diagnose: Kreuzbandriss. Jetzt, ein halbes Jahr später, trainiert sie erstmals wieder mit ihrer Mannschaft. Und hat das große Ziel, die Teilnahme an der Weltmeisterschaft, fest im Blick.
„Ich will mich erstmal langsam rantasten. Mal abwarten, was das Knie dazu sagt.“ Keine Frage, die Defensivspielerin will nach der langen Pause nicht gleich wieder zu offensiv vorpreschen. Zur Übertreibung gibt es aktuell keinen Grund, die letzten sportlich wohl bedeutungslosen Spiele in der Bundesliga wird ihr Team auch ohne sie hinbekommen. Die Champions-League-Spiele gegen den FC Everton Mitte März sind da schon eher ein anstrebenswertes Ziel.
Keine Garantie
auf Stammplatz
Und natürlich die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Annike Krahn war bis zu ihrer Verletzung uneingeschränkte Stammkraft in der DFB-Auswahl – ein Status, den sie mittelfristig zurückerlangen will. Dass sie ohne volle Leistungskraft keine Ansprüche stellen kann, ist ihr bewusst: „In der Nationalmannschaft hat niemand eine Stammplatzgarantie.“ Mit Bundestrainerin Silvia Neid, die erst am vergangenen Sonntag beim 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg dem Homberger Stadion einen Besuch abstattete, ist sie während ihrer Zwangspause stets in Kontakt geblieben. Dass diese auf ihre Leistungsträgerin nicht leichtfertig verzichten will, liegt auf der Hand. „Ich gehe im Moment auch davon aus, dass ich zum vorläufigen 26er-Kader gehören werde“, sagt Krahn. Nur das, was danach kommt, ist noch offen, die Frage, ob sie dann auch in das endgültige Aufgebot berufen wird. Und ob sie eine maßgebliche Rolle spielen darf, wenn die deutsche Auswahl in heimischen Stadien den erhofften WM-Titel in Angriff nimmt. „Am Ende entscheidet das die Bundestrainerin.“
Eine andere Entscheidung wird ihr Silvia Neid kaum abnehmen. Die nämlich, welches Trikot Annike Krahn in der kommenden Saison trägt. Diese Frage ist keine neue und hat eher wenig mit dem Rauswurf von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg zu tun; vielmehr ist es seit Jahren Usus, dass die Innenverteidigerin von Saison zu Saison einen neuen Vertrag aushandelt. Bis jetzt ist noch alles offen. Wie die Chancen stehen, dass sie weiter für den FCR spielt? Annike Krahn zeigt ihr gewohntes unergründliches Gesicht: „Abwarten.“