Bochum. Eine Zaunfahne der Stuttgarter Ultras verhinderte den Wiederanpfiff. Der VfL Bochum trotzte dem aber und gewinnt gegen den VfB mit 1:0.
Es war die 50. Minute. Zu diesem Zeitpunkt waren in den meisten anderen Stadien die Bundesliga-Spiele bereits beendet. Der VfL Bochum allerdings ging durch Matus Bero mit 1:0 gegen den VfB Stuttgart in Führung - und ließ das Bochumer Ruhrstadion explodieren. Der Klub, der gegen den Abstieg kämpft, führte plötzlich nach einer schwachen ersten Halbzeit gegen den Tabellendritten aus dem Schwabenland. Das Tor reichte am Ende für einen überraschenden VfL-Heimsieg vor 26.000 Zuschauern.
Der Treffer war so etwas wie die Retourkutsche für eine rund 45-minütige Verspätung des Wiederanpfiffs, die die Anhänger des VfB Stuttgart mit einem Banner verursachten. Weil eine Zaunfahne der Ultras des VfB Stuttgart ein Fluchttor von der Tribüne auf den Rasen überhangen hatte, verzögerte sich der Wiederanpfiff der zweiten Halbzeit gegen den VfL Bochum erheblich. Das Banner „Cannstatter Kurve“ auf der Westtribüne des Ruhrstadions sorgte für Probleme. Erst gut eine Stunde nach dem Halbzeitpfiff begann die zweite Spielhälfte, die Sicherheitsbedenken waren wohl ausgeräumt worden. Schon vor dem Anpfiff gab es wohl Diskussionen ob dieses Banners an gleicher Stelle. Doch Schiedsrichter Bastian Dankert pfiff die Partie an.
Stimmungsboykott und Schokotaler
In dieser musste Bochums Trainer Thomas Letsch kurzfristig zwei wichtige Spieler ersetzen. Mittelfeldmotor und Ideengeber Kevin Stöger fiel erkrankt aus und Innenverteidiger Keven Schlotterbeck fehlte aufgrund muskulärer Probleme im Kader. Stattdessen spielten Philipp Förster und Noah Loosli, die in dieser Saison bislang kaum Spielpraxis sammeln konnten. Zudem startete Tim Oermann für den gesperrten Cristian Gamboa auf der rechten Verteidigungsseite.
Der VfL musste also gegen den Tabellendritten gleich fünf Stammspieler ersetzen, da Takuma Asano weiterhin beim Asiencup weilt und Innenverteidiger Ivan Ordets nach seiner Verletzung weiterhin noch nicht fit genug für die Startelf war. Immerhin: Er stand im Kader, wurde in Halbzeit zwei sogar eingewechselt.
Die vielen Ausfälle machten sich gegen Stuttgart durchaus bemerkbar. Bochum hatte große Anlaufschwierigkeiten. Nach fünf Minuten brach Stuttgarts Deniz Undav einmal durch, aber Oermann konnte klären. Danach entwickelte sich eine zähe Partie - wie schon am vergangenen Sonntag im Heimspiel gegen Werder Bremen. Für Aufregung sorgte nur eine Störaktion der Stuttgarter Anhänger, die nach einem zwölfminütigen Stimmungsboykott beider Kurven gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der DFL Schokotaler auf den Rasen warfen. Als es weiterging, konnte sich der VfL Bochum, der wie gewohnt das Spiel auf die eigene linke Seite lenkte, kaum durchsetzen. Erst als Christopher Antwi-Adjei ab und an auf die rechte Seite auswich, fand der VfL offensiv etwas statt - ohne gefährlich zu werden.
Bernardo fehlt VfL Bochum gegen BVB
Sinnbildlich für die zähe erste Halbzeit stand eine Aktion in der 41. Minute. Stuttgarts Waldemar Anton lief Christopher Antwi-Adjei im Laufduell ab, war mit dem Fuß aber zuletzt am Ball. Statt Ecke gab es aber Abstoß - und Gelb für den Bochumer, der sich beim Linienrichter beschwerte. Bitterer für den VfL Bochum war allerdings die gelbe Karte fünf Minuten zuvor gegen Linksverteidiger Bernardo, der mit seiner fünften Verwarnung der Saison gegen den BVB am kommenden Sonntag fehlen wird.
Die zweite Hälfte begann dann stark verzögert aufgrund der Zaunfahnen-Problematik in den Blöcken, in denen die Stuttgart Fans standen. Offenbar verkrafteten die Bochumer diese unerwartete Pause besser. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff eroberte Förster den Ball in der gegnerischen Hälfte, steckte direkt auf Antwi-Adjei durch, der Bero sah und ihn schickte. Der Slowake blieb cool gegen den ehemaligen Schalke-Keeper Alexander Nübel und versenkte in der 50. Minute zum viel umjubelten 1:0.
Die Stuttgarter drehten nun aber auf, der Rückstand war offenbar eine Wecksignal. In der 58. Minute verpasste Jamie Leweling das Tor nur um wenige Zentimeter, kurz darauf verzog Angelo Stiller noch knapper. Letsch reagierte und brachte Ivan Ordets für Philipp Förster und den laufstarken Moritz Broschinski für Goncalo Paciencia. Später ersetzte Maximilian Wittek Antwi-Adjei - doch die Entlastung gelang den Bochumern nur noch selten - bis in der 82. Minute Broschinski und Bero auf einmal durch waren. Doch anders als bei der Situation vor der Führung verzog Bero knapp.
Stuttgart drückte weiter und hatte in der 85. Minute durch Anton eine Doppelchance. Dieser scheiterte zunächst an Manuel Riemann, dann wurde sein Nachschuss zur Ecke abgefälscht. So blieb es dabei, dass der Treffer von Bero zum Heimsieg des VfL reichte, als Dankert um 18.11 Uhr abpfiff.