Bochum. Der VfL Bochum macht beim FC Augsburg ein gutes Spiel und bringt einen Punkt mit. Trainer Thomas Letsch sprach über Last-Minute-Zugang Paciencia.
Rund 60 Prozent Ballbesitz hatte der eigentlich doch notorisch auswärtsschwache VfL Bochum beim 2:2 (1:1) in Augsburg. Der Bundesligist aus dem Revier, beim Saisonstart noch 0:5-Verlierer in Stuttgart, hatte 22:11 Torschüsse und eine Zweikampfquote von 55 Prozent, drückte auch am Ende noch einmal verstärkt auf den Sieg.
Doch es reichte nur zu einem 2:2, weil die ansonsten ordentliche Defensive zweimal zu schlafmützig agierte und nur der überragende Takuma Asano zweimal traf. Entsprechend zwiespältig fielen die Reaktionen aus.
2:2! VfL Bochum punktet in Augsburg - Takuma Asano mit Weltklasse-Tor
„Es war mehr drin, denn das war ein richtig gutes Auswärtsspiel von uns“, meinte Sportdirektor Marc Lettau. „Am Ende kriegen wir mindestens ein Tor zu viel.“ Und Philipp Hofmann sagte: „Vom Gefühl her muss man das Spiel gewinnen, daher ist das 2:2 ärgerlich. Aber es ist auch ein weiterer Punkt gegen den Abstieg.“
Trainer Thomas Letsch nahm Glückwünsche für die, so Letsch selbst, „tolle Leistung“ gerne entgegen – nicht aber für einen Punkt. „Ich bin absolut zufrieden und stolz über die Art und Weise, wie wir hier aufgetreten sind. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, alles im Griff gehabt, dominiert“, sagte der Coach. „Aber die Enttäuschung überwiegt. Denn wenn du so ein gutes Spiel machst, müssen wir uns ankreiden lassen, dass wir nicht gewonnen haben.“
VfL Bochum kassiert sehr einfache Tore
Das lag zum einen daran, dass Matus Bero, Philipp Hofmann, Anthony Losilla, auch Asano weitere gute Chancen liegen ließen. Und zum anderen an zu einfach geschluckten Gegentoren. „Wir haben hinten sehr gut verteidigt“, lobte etwa Stürmer Philipp Hofmann zu Recht. Aber in zwei Situationen eben nicht. „Das war wohl ein Kommunikationsding. Wir sprechen nicht genug miteinander, übergeben nicht.“
Direkt nach Losillas Torchance fing sich der VfL einen Konter. Augsburg nutzte eine 3:2-Überzahl eiskalt nach Fehlern von Ivan Ordets, Bernardo und Losilla. Dion Beljo netzte ein (35.). Beim 2:1 hob Maximilian Wittek das Abseits auf, setzte nach dem Pfostenschuss Beljos auch nicht energisch genug nach, Demirovic sagte Danke.
Asano aber war nicht zu halten und schaffte es, trotz der laut Trainer Enrico Maaßen bewusst passiven Herangehensweise der Augsburger mit seinen schnellen Tiefenläufen, seinen Tempo-Dribblings Löcher in die FCA-Kette zu reißen. Seine bisherige Schwäche, der Abschluss, ließ er diesmal auch daheim. Asano traf mit Wucht zum 1:1 kurz vor dem Pausenpfiff. Asano gelang das 2:2 per Außenrist nach Weltklasse-Chip-Pass des starken Kevin Stöger kurz nach dem erneuten Rückstand (64.). Auch wenn er dabei, mutmaßten seine Kollegen, wohl etwas Glück hatte, weil er den Ball so vielleicht gar nicht treffen wollte.
VfL Bochum läuft in Augsburg nicht ins Messer
Das 2:2 war hochverdient, Bochum beherrschte diese Partie. Das war auch dem Matchplan von FCA-Coach Maaßen geschuldet. Er wollte „keinen attraktiven Fußball“ sehen, betonte er, sondern gegen die Bochumer bewusst „nicht ins Messer laufen“ wie im Vorjahr (0:1, 2:3). Sein Team sollte dem VfL den Ball überlassen.
„Wir waren schon ein wenig überrascht, wie passiv die Augsburger agiert haben“, erklärte VfL-Sportdirektor Lettau. „Aber wir haben das über weite Strecken gut gelöst. Wir waren schneller, griffiger, haben oft Überzahl geschaffen. Wir hätten uns belohnen müssen. In den einzigen Situationen, in denen wir in der Restverteidigung nicht gut standen, fallen die Treffer“, ärgerte sich Lettau über zwei letztlich verschenkte Punkte.
Für Kevin Stöger hätte der VfL einfach ein drittes Tor machen müssen. „Wir haben angeknüpft an das Dortmund-Spiel, haben teilweise guten Fußball gespielt, aber auch lange Bälle eingestreut, das war eine gute Mischung. Mit diesen Torchancen musst du auswärts eigentlich gewinnen“, haderte der Gestalter, der sich Elvis Rexhbecaj immer wieder entziehen konnte.
Diese „Mischung“ hob auch Letsch hervor und machte sich unterm Strich dann doch augenscheinlich eher zufrieden als unzufrieden, vor allem optimistisch nach vorne blickend auf die Heimreise. „Wir nehmen den positiven Trend mit“, meinte Letsch nach dem 1:1 gegen den BVB und dem 2:2 in Augsburg – das 0:5 in Stuttgart scheint endgültig abgehakt zu sein. „Wir haben zwei sehr gute Spiele hintereinander gemacht“, so Letsch. „Leider haben wir nur zwei Punkte auf dem Konto, aber die sind sicherlich am Ende des Jahres auch viel wert.“
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Zumal er einen Konkurrenzkampf vorfindet, den es in dieser Leistungsdichte beim VfL lange nicht gab. Mit Moritz-Broni Kwarteng drängt in der Länderspielpause vor dem Heimspiel gegen Frankfurt (16. September, Ruhrstadion) ein Neuzugang nach, auch Philipp Förster kann seinen Rückstand dann weiter aufholen, unter anderem in einem Testspiel gegen den belgischen Erstligisten VV St. Truiden am Donnerstag (14 Uhr, Leichtathletik-Platz am Stadion).
Gegen Truiden wohl noch nicht dabei sein wird Last-Minute-Zugang Goncalo Paciencia, den der VfL am Freitag kurz vor Transferschluss von Celta Vigo auslieh bis zum Saisonende. Der 29-jährige Stürmer hatte die Vorbereitung beim spanischen Erstligisten bis Mitte August absolviert, musste wegen muskulärer Probleme im Wadenbereich dann aber kürzertreten. „Wir werden ihn in den nächsten Tagen heranführen. Das wird eine Frage von Tagen, nicht von Wochen sein“, sagte Marc Lettau.
VfL Bochum: Thomas Letsch über Goncalo Paciencia - "er ist heiß"
Coach Letsch jedenfalls freut sich auf den neuen Mann: „Er hat in der Bundesliga schon bewiesen, dass er Tore schießen kann“, so Letsch über den 1,84m großen Angreifer, der schon für Frankfurt und Schalke stürmte. „Der Junge ist heiß, er wollte unbedingt nach Deutschland kommen, unbedingt zu uns“, so Lettau. „Er bietet uns nochmal eine Alternative. Er ist ein kopfballstarker Spieler mit einem positiven Charakter, der absolut in unsere Mannschaft reinpasst.“