Bochum. Der VfL Bochum und Publikumsliebling Simon Zoller gehen getrennte Wege. Fortuna Düsseldorf schnappt sich den Stürmer. Die Details zum Deal.
Nun ist der Deal perfekt: Simon Zoller verlässt nach gut viereinhalb Jahren den VfL Bochum. Der Stürmer wechselt zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Am Mittwoch absolvierte er nach Informationen dieser Redaktion in der Landeshauptstadt den Medizincheck, am Donnerstagvormittag verabschiedete er sich von seinen bisherigen Teamkollegen beim VfL. Mit einer offiziellen Bestätigung ist zeitnah zu rechnen.
VfL Bochum: Zoller war bei Letsch nur zweite Wahl
Der Grund ist klar: Unter Trainer Thomas Letsch war Zoller nur zweite Wahl, zuletzt stand er beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund trotz guter Vorbereitung und absoluter Fitness nicht einmal im Kader. Ein Zoller aber, das hat er auch in Gesprächen mit dieser Redaktion immer wieder durchklingen lassen, will einer Mannschaft nicht nur als ein Wortführer in der Kabine helfen. Ein Zoller will spielen. Von Beginn an. Sonst staut sich Frust an.
Der 32-Jährige ist ehrgeizig. Er spielt lieber eine Liga tiefer, als meist auf der Bank oder der Tribüne zu schmoren. Das spricht für ihn. Bochum legte ihm aufgrund seiner sportlichen Situation und Verdienste keine Steine in den Weg, natürlich auch aus finanziellen Gründen. Denn der VfL spart nun für diese Saison sein Bundesliga-Gehalt ein, wenn auch wohl nicht sofort komplett.
VfL Bochum kassiert keine Ablösesumme
Wie diese Redaktion erfuhr, spricht man beim VfL wirtschaftlich von einer schwarzen Null über die Saison gesehen. Eine Ablösesumme im engeren Sinn kassiert Bochum nicht. Der VfL übernimmt zunächst noch einen Teil des der Liga angepasst reduzierten Zoller-Gehaltes, das laut „Bild“ beim VfL zuletzt bis zu eine Millionen Euro betrug. Düsseldorf zahlt diesen Teil unterm Strich zurück, erfolgsabhängig. Insbesondere die Zahl der Zoller-Einsätze für Düsseldorf sind für diese Vertragsklausel wohl ausschlaggebend.
Dass der langjährige Führungsspieler des VfL in der 2. Liga für jedes Team eine Verstärkung sein kann, hat er in Bochum ja insbesondere im Aufstiegsjahr eindrucksvoll gezeigt. In der Saison 2020/21 unter Trainer Thomas Reis bildete er mit Spielmacher Robert Zulj das offensive Herzstück. Reis schickte ihn nach schwachem Saisonstart ab dem 3:1-Sieg beim Hamburger SV als Stoßstürmer aufs Feld.
Der Mann mit dem Torriecher dankte es ihm mit 15 Saisontreffern. Die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga war auch Zollers Verdienst. Insgesamt bestritt er für den VfL 109 Pflichtspiele und erzielte dabei 33 Tore. Sein Torjubel mit dem gestählten Bizeps bleibt ein Stück Vereinsgeschichte.
In der 2. Liga kam der im Winter 2018/19 vom 1. FC Köln für rund 300.000 Euro plus Boni geholte, charismatische Angreifer auf insgesamt 119 Spiele bisher, 40 Tore gelangen ihm dabei. Hinzu kommen für den beim Karlsruher SC, VfL Osnabrück, 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Köln und Bochum stürmenden Spieler unter anderem 114 Bundesliga-Spiele (17 Tore).
Auch nach dem Aufstieg war Zoller Stamm unter Reis in der ersten Klasse. Dann der Schock: Zoller zog sich im September 2021 einen Kreuzbandriss zu, fiel monatelang aus, arbeitete sich zurück, fasste am Ende der Saison wieder Fuß. Nach der Trennung von Reis vor knapp einem Jahr übernahm Thomas Letsch, der ihn meist nur auf der Außenbahn einsetzte – angesichts des fehlenden Tempos nicht Zollers Lieblings-Position.
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Zoller war auch im Team ein wichtiger Faktor, ein prägendes Gesicht der letzten VfL-Jahre, bei den Fans beliebt nicht zuletzt aufgrund seines Einsatzes, seines Willens. Er warb auf den großen Plakaten für seinen Klub, bei den Trikotverkäufen landeten die Shirts mit seinem Namen stets unter den Top 3 – auch in der Vorsaison, in der Zoller bereits klar im Schatten von Philipp Hofmann, Christopher Antwi-Adjei und Takuma Asano stand. Nach Gerrit Holtmann, der an Antalyaspor ausgeliehen wurde, verliert Bochum einen weiteren fannahen Typen.
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Oft hat Zoller betont, wie wohl er sich beim VfL Bochum fühlt. Auch eine Beschäftigung beim Revierklub nach seinem Karriere-Ende konnte er sich gut vorstellen, hat er oft betont. Ähnlich wie es bei Anthony Losilla der Fall ist oder bei Torwart Michael Esser, die beide nach ihren Karrieren im Talentwerk als Trainer arbeiten werden.
VfL Bochum hat nun etwas mehr Handlungsspielraum
Dies muss man ja nicht komplett ausschließen bei Zoller, im Fußball ist vieles möglich. Zunächst aber ist eine Rückkehr zum VfL Bochum kein Thema, gilt sein Fokus Fortuna Düsseldorf.
Der Handlungsspielraum des VfL hat sich damit bei der laufenden Stürmersuche ein wenig erhöht. Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, dass Bochum noch einen Spieler verpflichtet. Es gab einige Kandidaten, die letztlich entweder aus finanziellen oder aus sportlichen Gründen sprichwörtlich vom Tisch sind.
VfL Bochum sieht sich im Angriff gut aufgestellt
Mit Asano, Hofmann, Antwi-Adjei und Moritz Broschinski hat der VfL vier Stürmer für zwei Positionen. Auch Moritz-Broni Kwarteng und Lukas Daschner können ganz vorne spielen. Bochum sieht sich im Angriff grundsätzlich gut aufgestellt. Aktuell sieht es eher danach aus, dass Bochum ein wenig Geld einspart, um gegebenenfalls im Winter nachlegen zu können. Denn das Budget ist auch nach Zollers Abgang weitgehend ausgeschöpft nach dem unverhofft frühen Pokal-Aus in Bielefeld.