Gelsenkirchen. Ben Manga ist der neue Kaderplaner des FC Schalke 04. Er hat umfangreiche Kontakte in ganz Europa. Doch der Druck ist immens. Ein Kommentar.
Eine Überraschung ist diese Nachricht längst nicht mehr. Schon seit Wochen steht fest, dass Ben Manga die Kaderplanung des FC Schalke 04 im Fall des Zweitliga-Klassenerhalts übernimmt - seine langjährigen Mitarbeiter hat er längst bei den Königsblauen in der Scouting-Abteilung oder der Knappenschmiede installiert, sich mit ihnen regelmäßig ausgetauscht. Noch vor dem vorletzten Spieltag ist nun offiziell, was jeder wusste. Doch ebenso klar ist bei aller Euphorie über diesen Coup: Diese Wahl muss sitzen.
Nicht zum ersten Mal setzen die Schalker auf das Konzept, dass ein Diamantenauge den Klub mit einem Team übernimmt, sehr viel Macht bekommt, um den finanziell angeschlagenen Klub zu sanieren - mit guten Transfers, einer Kaderwert-Steigerung, guten Verpflichtungen für die Jugend. Zum ersten Mal war dies der Fall, als Christian Heidel 2016 von Mainz 05 kam, dort jahrzehntelang einen ganzen Klub geprägt hatte. Heidel brachte Assistent Axel Schuster mit, baute die Scouting-Abteilung komplett um, entschied vieles im Alleingang. Diese Personalpolitik brachte zwar eine Vizemeisterschaft (2018), war aber im Anschluss an diesen Erfolg verschwenderisch und der Beginn des Absturzes, der 2021 zum ersten Abstieg führte.
Auch Schröder patzte auf Schalke im Erfolg
Nach dem Abstieg übernahm Rouven Schröder als Sportdirektor - er war direkt der starke Mann, installierte André Hechelmann als seinen Chefscout. Auch Schröders Erfolg hielt nur kurzfristig an. Nach dem ersten Abstieg 2021 zimmerte er mit 45 Transferbewegungen in einer Transferperiode den Kader zusammen, der 2021/2022 den Aufstieg schaffte - eine beachtliche Leistung. Doch auch Schröder patzte im Erfolg - er holte den verkehrten Trainer (Frank Kramer), falsche Spieler - und trat nur vier Monate nach Saisonbeginn 2022/2023 zurück. Böse Folgen: der Abstieg 2023 und nach der Beförderung von Hechelmann zum Sportdirektor beinahe der Abstieg 2024.
Nun legen die Schalker die Kaderplanung in Mangas Hände - flankiert wird er von Sportdirektor Marc Wilmots. Manga wird aber deutlich mehr sein als nur Wilmots‘ Sidekick, sondern Schalkes Herz im Hintergrund. Er hat umfangreiche Kontakte in ganz Europa, sein Team ist eingespielt, seine Erfolge bei Eintracht Frankfurt unbestreitbar, sein Anteil am Aufstieg der wankelmütigen Eintracht zweifellos groß. Diese Erfahrung, dieses Netzwerk hat er Wilmots klar voraus. In der Öffentlichkeit und im Profileistungszentrum wird der Eurofighter immer noch präsenter sein, näher an der aktuellen Mannschaft und am Trainer.
Schalke peilt Bundesliga-Rückkehr bis 2026 an
Funktioniert diese ungleiche Verbindung? Wilmots und Manga haben noch nie kooperiert, müssen sich noch aneinander gewöhnen. Dass fast gar kein Geld zur Verfügung steht, um den Kader aufzumotzen, ist für Manga ebenfalls neu. Der Druck ist immens: Innerhalb von zwei Jahren soll die Bundesliga-Rückkehr nachhaltig gelingen - damit ist gemeint, dass die Mannschaft, die Manga jetzt zusammenstellt, dann nur noch punktuell verstärkt werden muss und nach einem Aufstieg kein weiterer XXL-Umbruch mehr ansteht.
Klappt das? Geld verbrennen und gescheiterte Experimente kann sich Schalke 2024 nicht mehr erlauben. Scheitert Manga, hätte Schalke erneut den Aufstieg verfehlt, müsste möglicherweise ein umfangreiches Funktionsteam abfinden - und den Klub umbauen. Denn eins ist klar: Je länger Schalke in der Zweiten Liga spielt, desto weniger lässt sich die kostspielige Geschäftsstelle mit üppigen Personalkosten finanzieren.
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