Gelsenkirchen. SV Elversberg gegen Schalke 04 - dass diese Partie ein Punktspiel in der Zweiten Liga sein würde, schien über Jahrzehnte undenkbar.

Wer beschreiben will, in welcher Ecke Deutschlands sich Elversberg befindet, der wird sofort mit großer Fußball-Geschichte konfrontiert. Viereinhalb Kilometer liegt das 12.700-Einwohner-Städtchen im Saarland von Neunkirchen entfernt - dort war die Borussia in den ersten Jahren der Bundesliga ein großer Name, so wie auch der FC Schalke 04. Die Königsblauen hätten sich 1963, nicht einmal 2013, vorstellen können, in der Nachbarschaft der Borussia jemals ein Punktspiel bei der SV Elversberg auszutragen. Am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky) ist es so weit.

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Schalke hat 180.000 Mitglieder, Elversberg rund 1500

Alles ist anders für die Königsblauen. Die letzten beiden Auswärtsspiele fanden in Hannover (50.000 Zuschauer) und Berlin (69.000) statt - die Arena in Elversberg fasst nur 10.000 Besucher, ist nicht einmal auf allen Seiten ausgebaut. Zweimal in Folge begleiteten rund 15.000 Schalker ihre Mannschaft, diesmal werden es rund 2000 sein. Die Hinweise der Abteilung Fanbelange klingen nicht nach Bundesliga oder gar Europapokal, was jahrzehntelang normal für S04-Fans war. Einen Bahnhof hat Elversberg nicht. Wer mit dem Auto anreisen will, muss bis Neunkirchen fahren, Elversberg wird für einen Abend zur Anwohner-Parkzone. Und viele Anwohner gibt es ja nicht. In Elversberg passiert so wenig, dass die Gemeinde im ganzen April bisher zwei neue Meldungen auf ihre Internetseite stellte. Eine davon betraf die SV Elversberg: Wegen eines Heimspiels würden sich die Öffnungszeiten einer Grüngutsammelstelle verändern. Kleinstadt-Probleme.

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Rund 180.000 Mitglieder hat Schalke, rund 1500 die SV Elversberg - doch trotz dieser Größe, der Tradition und zahlreicher weiterer Geschichten, die den Unterschied zwischen den Klubs verdeutlichen könnten, stehen die Schalker seit dem siebten Spieltag hinter dem kecken Aufsteiger, sie haben vier Punkte weniger geholt. Elversberg hat den Klassenerhalt so gut wie sicher, Schalke noch nicht. Am vergangenen Sonntag zauberte Elversberg am Millerntor, erzielte herrliche Tore zum 4:3-Sieg beim FC St. Pauli, der zum ersten Mal in dieser Saison zu Hause verlor.

Elversberg hat viele gute Spieler.
Karel Geraerts - Trainer FC Schalke 04

Schalkes Trainer Karel Geraerts verbrachte trotzdem einen Großteil der Trainingswoche mit Warnungen davor, den vermeintlich kleinen Gegner nicht zu unterschätzen. „Erreichen wir die 100 Prozent nicht, verlieren wir definitiv“, sagte der Trainer der immer noch auswärtsschwächsten Mannschaft der Liga. „Elversberg ist eine richtig gute Mannschaft, hat viele gute Spieler. Das Hinspiel haben wir mit 1:2 verloren, daran kann ich mich gut erinnern, weil es wochenlang Thema war“, sagte Geraerts und richtete eine Bitte an Profis und Fans: „Bitte mit beiden Füßen auf dem Boden stehen bleiben.“ Bei Mittelfeldspieler Ron Schallenberg sind Geraerts‘ Warnungen angekommen: „Wir müssen aufhören, uns über andere Zweitligisten zu stellen. Dieses Denken darf es nicht geben, nicht einmal im Ansatz. Elversberg steht über uns in der Tabelle, das ist eine Mannschaft mit einem klaren Plan, die sehr schwer zu verteidigen ist.“

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    Geraerts und Schallenberg wissen aber wie alle Schalker, wie bedeutend der dritte Auswärtssieg der Saison im 15. Spiel wäre. „Unser Ziel ist es, am Freitagabend vorzulegen und damit auch Druck auf die Konkurrenz auszuüben. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es nicht das einfachste ist, wenn man die Ergebnisse der Konkurrenten im Hinterkopf hat“, sagte Schallenberg. Schalke könnte auf 38 Punkte kommen, das genügte in den vergangenen 15 Jahren nur einmal nicht.

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      Viele Personalentscheidungen müssten nur noch verkündet werden - Schalke buhlt um drei Spieler: Anton Donkor (Braunschweig), William Balikwisha (Standard Lüttich) und Thibaud Verlinden (Beerschot). Der neue Kaderplaner Ben Manga will mit seiner Unterschrift bis zum vollbrachten Klassenerhalt warten. Und die Verträge etlicher Spieler der Königsblauen enden. Auch die Zukunft von Trainer Geraerts ist offen. Er wird nach wie vor vom belgischen Spitzenklub FC Brügge umworben, der aber auch nicht mehr ewig warten möchte.

      Vom Elversberg-Spiel könnten viele Signale ausgehen - wenn Schalke dieses Spiel ernsthafter, geschlossener angeht als so viele vergeigte Auswärtsspiele dieser verkorksten Saison. Doch klappt das wirklich? Pal Dardai, Trainer von Hertha BSC, war besonders ehrlich vor dem Berliner Spiel gegen den No-Name-Klub: „Es ist sehr viel unterbewusst, wenn du den Namen Elversberg hörst. So sind Fußballer. Ich war selbst auch Fußballer. Elversberg ist eben nicht Bayern München.“

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