Gelsenkirchen. Hertha BSC beschäftigt sich aktuell mit der Frage, ob die Zweitliga-Saison ein Erfolg ist oder nicht. Am Sonntag kommt Schalke nach Berlin.
Hertha BSC beschäftigt sich in diesen Tagen hauptsächlich mit Hertha BSC - nicht mit dem, was sonst im Fußball passiert, auch nicht mit dem, was beim kommenden Gegner FC Schalke 04 passiert (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky). Es sind viele Fragen, die sich der Hauptstadt-Klub neun Spieltage vor Saisonende stellt. Die größten: Was ist noch drin in dieser Saison - Auf- oder Abstiegskampf? Ist diese Saison ein Erfolg oder nicht? Geht es mit Trainer Pal Dardai weiter oder nicht?
+++ 20.000 Schalke-Fans in Berlin erwartet: „Einmalig“ in Europa +++
Der 47 Jahre alte Dardai, einer, für den das Wort „Vereinslegende“ erfunden wurde, steht wegen dürftiger Leistungen in der Rückrunde und dem Sturz auf den elften Tabellenplatz mal wieder in der Kritik - und ist im Grantelmodus, den er beherrscht wie wenige andere Trainer in der Liga. „Dieses Jahr ist ein Übergangsjahr - und das läuft perfekt“, sagte Dardai am Freitag. „Wenn ich vor der Saison Ziele auf ein weißes Papier geschrieben hätte und würde jetzt darauf schauen, dann würde ich sagen: 80 Prozent erfüllt.“ Deshalb ruft er das Schalke-Spiel nicht zur letzten Chance Richtung Aufstiegsplätze aus - und überlässt Sportdirektor Benjamin Weber die diplomatische Antwort: „Es sind sieben Punkte nach oben, neun Punkte nach unten. Es ist vieles denkbar, aber wenn wir uns zu viel mit solchen Sachen beschäftigt haben in jüngerer Zeit, haben wir das nächste Spiel vergessen.“
Schalke-Gegner Hertha BSC: „Liga ist unangenehm“
Bei einem Verein wie Hertha klappt die Taktik „Von Spiel zu Spiel denken“ aber nur bedingt - und genau das ist es, was Dardai aktuell so stört. „Ja, wir haben zu wenig Punkte geholt - aber ich verstehe die Negativität nicht. Im Sommer habe ich nicht gesagt, dass wir die Ambition und den Willen haben, um aufzusteigen. Wir hatten Träume, ich auch, aber Träume sind Träume und Ziele sind Ziele. Wir hatten vor der Saison, inklusive Trainer, kaum Zweitliga-Erfahrung in der Mannschaft. Diese Liga ist unangenehm, das sieht man am DFB-Pokal, nur ein Bundesligist steht im Halbfinale. Du musst deinen Körper benutzen“, sagte Dardai in einem langen Monolog.
Doch geht es mit ihm weiter? Auch das ist so eine Frage, die ihm aktuell gar nicht in den Kram passt. „Ich sage hier immer für ein Jahr zu. Wenn die sagen: Pal, morgen brauchst du nicht mehr zu kommen, dann komme ich nicht. Wenn ich keine Lust mehr habe, gehe ich nach Hause. Ich werde nie eine Last sein. Zum dritten Mal habe ich diese Aufgabe als Cheftrainer übernommen, zum dritten Mal in einer Minusminusminus-Situation. Wieder haben wir sie gerettet.“ In der kommenden Saison könne das Ziel die Bundesliga-Rückkehr sein, wenn große Teile des Teams eingespielt sind und die Liga kennengelernt haben. Mit ihm? Das ließen sowohl er selbst als auch Weber offen.
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Das Schalke-Spiel hat für Herthas restliche Saison eine Schlüsselrolle. 65.000 Zuschauer kommen ins Berliner Olympiastadion, laut Dardai ein „Beweis, dass Hertha in der Stadt geliebt wird.“ Gegner Schalke kommt mit bis zu 20.000 Anhängern - es wird ein Duell der Bundesliga-Absteiger, der Traditionsmannschaften. Bei aller Beschäftigung mit Kritik und dem im Sommer anstehenden Wechsel seines Sohnes Bence zum Bundesligisten VfL Wolfsburg bereitete Dardai sein Team im Training detailliert auf den Gegner vor. „Wir haben die ganze Woche sehr viel geübt, nach vorne zu verteidigen, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv zu sein. Vor einer Woche haben wir das auch - da hat es im Spiel null funktioniert. Es war eine gute Woche, launisch, spielerisch, auch von der Qualität - aber am Spieltag will ich das sehen“, sagte er. Und wie analysierte er die Schalker? „Sie sind wieder zurück bei ihrem Beginn, sie spielen körperbetont Mann gegen Mann über den ganzen Platz, voll auf Attacke. Damit haben sie die Saison mit dem alten Trainer begonnen - dann gab es einen neuen Trainer, mal diese Taktik, mal jene Taktik. Auf uns werden viele zweite Bälle warten.“
Herthas Hoffnungen ruhen auf Ex-Schalker Fabian Reese
Ein Ex-Schalker fehlt bei der Hertha: Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny ist gesperrt (fünfte Gelbe Karte). Ein anderer spielt dagegen mit - und er ist für Hertha besonders wichtig: Fabian Reese (sechs Tore, neun Vorlagen) soll die Hertha-Fans auch gegen Schalke glücklich machen. Und wenigstens für ruhige Ostertage sorgen.