Gelsenkirchen. Zwischen 15.000 und 20.000 Schalke-Fans unterstützen ihr Team am Sonntag in Berlin - obwohl ihr Team auswärts oft enttäuschte.
Es gab einen Satz, den wollte Karel Geraerts noch unbedingt loswerden. Der Trainer des FC Schalke 04 setzte ein Lächeln auf, ein ganz besonderes Strahlen und sagte: „Um ganz ehrlich zu sein: Auf dieses Spiel freue ich mich ganz besonders.“ Es gäbe viele Gründe, als S04-Trainer sorgenvoll zum Auswärtsspiel bei Hertha BSC zu fahren (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) - vor allem die miserable Auswärtsbilanz und den Ausfall eines Schlüsselspielers - Geraerts aber blickt so positiv auf das Partie der strauchelnden Bundesliga-Absteiger, dass es fast schon unheimlich ist.
Das hat vor allem mit der Zahl der mitreisenden Fans zu tun. 65.000 Zuschauer erwarten die Berliner, was laut Hertha-Trainer Pal Dardai beweisen würde, wie sehr Hertha in Berlin geliebt würde. Doch die Wahrheit ist eine andere: Zwischen 15.000 und 20.000 Schalker werden ihr Team unterstützen, schon am Freitagabend waren in den Sozialen Netzwerken unzählige Bilder von Schalke-Fans in Zügen, auf der Autobahn oder im Trikot in der Hauptstadt zu sehen. Es gibt zahlreiche Treffpunkte in Fankneipen - ein richtig großes königsblaues Hauptstadt-Happening von Freitag bis Sonntag. „Ich habe meinen Spielern die Botschaft mitgegeben, dass es nicht normal ist, dass so viele Fans so viele Kilometer auf sich nehmen, um uns zu unterstützen. Und das in der Zweiten Liga. So etwas gibt es in Europa nur einmal“, sagte Geraerts und ergänzte: „Es gibt nicht eine Ausrede, warum wir nicht voll fokussiert sein sollten.“
Schalke 04 mit erschreckender Auswärtsbilanz
Eine mögliche Ausrede wäre der Auswärtsfluch. Saisonübergreifend hat Schalke nur vier der vergangenen 29 Auswärtsspiele für sich entschieden (26:65 Tore). In dieser Saison gelangen in zwölf Partien lediglich zwei Siege - einer davon beim 1. FC Nürnberg (2:1) sehr glücklich in der letzten Minute. Sieben Punkte und eine furchtbare Torbilanz von 14:30 bedeuten den drittletzten Platz in der Auswärtstabelle der Liga. Nicht nur die Ergebnisse waren dabei erschreckend, sondern auch die grauenhaften Leistungen. Dafür gibt es sechs Beispiele: das 1:3 in Paderborn, das 0:3 in Karlsruhe, die erste Halbzeit beim 3:5 in Düsseldorf, das 1:4 in Kaiserslautern, das 0:1 in Kiel und vor drei Wochen das 0:3 in Magdeburg. Ein Tiefpunkt folgte auf den nächsten.
Doch woran liegt das? Das ist eine Frage, die sich Geraerts und die Spieler auch immer wieder stellen. Beispielsweise Sturm-Talent Keke Topp (19), der schulterzuckend erklärte: „Ich weiß es nicht. Schwer zu beschreiben.“ Er sprach die lautstarken Fans an: „Zu Hause sind wir gefühlt mit einem oder zwei Mann mehr auf dem Platz.“ Die Fans lässt Geraerts nicht als Ausrede gelten: „Die Fans sind großartig, aber nicht nur zu Hause, sondern auch auswärts.“ Er sagte ganz simpel: „Wir müssen einfach stärker spielen, eine bessere Einstellung haben, keine einfachen Gegentore bekommen.“ Seine Spielvorbereitung ist immer gleich intensiv - ob vor Heim- oder Auswärtsspielen.
Schalke-Trainer Karel Geraerts muss Startelf ändern
Seine zweimal in Folge bewährte Startelf, die in den Heimspielen gegen die Aufstiegskandidaten FC St. Pauli (3:1) und SC Paderborn (3:3) vier von sechs möglichen Punkte holte und sechs Tore erzielte, muss er aber ändern: Mittelfeld-Dirigent Paul Seguin (28), den Geraerts als „Schlüsselspieler“ bezeichnete, fehlt wegen einer Gelb-Sperre. Auch Rechtsverteidiger Brandon Soppy kann nicht mitwirken - er hat ebenso Muskelprobleme wie Top-Scorer Kenan Karaman (neun Tore, sieben Vorlagen), dessen Einsatz fraglich ist. Karaman ist für Schalke aktuell unverzichtbar.
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„Wir haben einen großen Kader“, sagte Geraerts lässig. Zuletzt hätte er immer einige Profis aus dem Kader streichen müssen. Eine Chance in der Startelf dürfte Ex-Kapitän Danny Latza bekommen. Der 34-Jährige spielte in dieser Saison erst ein Mal von Beginn an, kam im Jahr 2024 bei drei Einwechslungen zu lediglich 34 Einsatzminuten. Das ist ein Risiko! Ebenso, wer Brandon Soppy vertritt: Cedric Brunner und Henning Matriciani kommen infrage, Geraerts sagt, er habe die Entscheidung noch nicht bekommen. Beide haben bisher nicht überzeugt in dieser Saison - und auf Herthas linker Seite wirbelt Fabian Reese, einer der besten Spieler der Zweiten Liga.
Schalke: Karel Geraerts freut sich auf Olympiastadion
„Der Gegner ist gut, spielt zu Hause“, sagte Geraerts über die Berliner - bevor er wieder auf seine Vorfreude zu sprechen kam: „In Berlin im Olympiastadion zu spielen, das wird ganz speziell für mich. Solche Momente im Fußball genieße ich immer ganz besonders.“ Vor allem mit so vielen S04-Fans auf den Rängen.