Gelsenkirchen. Nur sieben Monate war André Hechelmann bei Schalke 04 für Transfers hauptverantwortlich. Hier ist seine Transferbilanz.
André Hechelmanns Zeit als Sportdirektor des FC Schalke 04 war nur kurz - sie dauerte vom 1. Juni bis zum 6. Januar, danach war er zwei Monate Technische Direktor, bevor sich die Wege trennten. Dass die Saison so verkorkst ist, lag auch an Hechelmanns Kaderplanung im Sommer 2023. Wir bewerten die Zugänge, die Hechelmann in seiner Zeit holte auf einer Skala von 1 Ball (Fehleinkauf) bis 5 Bällen (Volltreffer).
5 Bälle (Volltreffer)
Marius Müller (FC Luzern): Als Hechelmann den Transfer von Müller verkündete, war die Verwunderung groß, denn Ralf Fährmann galt als die klare Nummer eins, Justin Heekeren als der Kronprinz. Doch dann entpuppte sich der Transfer als Volltreffer. Müller vertrat den verletzten Fährmann in der Hinrunde blendend, entwickelte sich zum Fanliebling und Führungsspieler. In der Rückrunde verdrängte er Fährmann schnell wieder und ist Schalkes großer Rückhalt.
4 Bälle (Guter Griff)
Derry Murkin (FC Volendam): Der Linksfuß kostete Schalke rund eine Million Euro - Boni schon eingerechnet, und ist der Spieler, der die Strategie der „Kaderwertentwicklung“ am ehesten erfüllen und irgendwann für eine höhere Summe verkauft werden könnte. Auf der linken Seite kann er viele Rollen übernehmen, er ist zweikampfstark und auch in der Offensive gefährlich. Er betonte in dieser Woche, sein mittelfristiges Ziel sei es, mit Schalke in die Bundesliga aufzusteigen. Er soll schon in der kommenden Saison eine führende Rolle übernehmen.
Tomas Kalas (Bristol City): Ablösefrei kam der Innenverteidiger kurz vor dem Ende der Transferperiode - vor allem, weil sich Leo Greiml einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Zunächst war Kalas ein Mitläufer, fast sogar eine Enttäuschung. Doch nach dem Trainerwechsel spielte er sich in die Stammformation, ist dort als kopfballstarker, kompromissloser Zweikämpfer nicht mehr wegzudenken.
3 Bälle (Mitläufer)
Ron Schallenberg (SC Paderborn): Er war Schalkes Königstransfer, kostete zwei Millionen Euro, er sollte die Führungsspieler-Lücke im defensiven Mittelfeld beheben. Doch zu Beginn stimmte seine Leistung nicht, er kam mit dem Druck des Traditionsvereins nicht klar, seine schwachen Vorstellungen machten ihn angreifbar. Nachdem er seinen Stammplatz verloren hatte, griff er aber neu an, im Jahr 2023 ist er einer der besseren Schalker, gegen St. Pauli (3:1) vor einer Woche war er der überragende Spieler auf dem Platz. Dennoch ist er insgesamt nicht mehr als ein Mitläufer.
Yusuf Kabadayi (FC Bayern München): Mit vier Saisontoren steht die Bayern-Leihgabe auf dem zweiten Platz der internen Torschützenliste, sogar vor Kapitän Simon Terodde. Das allein macht ihn aber nicht zu einem Volltreffer. Stets pendete er zwischen Stammelf, Ersatzbank, Tribüne und U23-Einsätzen, war zwischenzeitlich sogar komplett aus dem Blickfeld der Fans verschwunden. Dennoch: Fehlgeschlagen ist dieser Wechsel nicht. Aber auch nicht komplett aufgegangen.
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2 Bälle (Enttäuschung)
Paul Seguin (1. FC Union Berlin): Auch wenn Paul Seguin unter Trainer Geraerts gute Spiele zeigte und einer der Schlüsselspieler des Belgiers im Spielaufbau sein soll, ist er eine Enttäuschung. Hechelmann hatte ihn als Dirigenten eingeplant, dachte im Sommer 2023, ihm sei ein Knallertransfer gelungen. Ein Führungsspieler ist Seguin aber nicht, eher ein stiller, introvertierter Typ in der Kabine. In der Sommer-Vorbereitung verpasste er viele Einheiten wegen kleinerer Wehwehchen, zu Beginn der Saison sorgten anklagende Worte seines Vaters Wolfgang in der Bild-Zeitung für Aufsehen.
Lino Tempelmann (1. FC Nürnberg): Ins Trainingslager nach Mittersill im Sommer reiste Tempelmann nach, lange hatte sich Hechelmann um den Mittelfeldspieler bemüht. Ex-Trainer Thomas Reis setzte ihn regelmäßig ein, Karel Geraerts ist aber kein Fan des 25-Jährigen, der mit dem Druck auf Schalke überfordert zu sein scheint. In den vergangenen elf Spielen stand er nur einmal in der Startelf - beim 1:4 in Kaiserslautern musste er zur Pause raus. In den vergangenen fünf Spielen saß er sogar zweimal auf der Tribüne und saß zweimal 90 Minuten auf der Bank. Von diesem Transfer hatte sich Schalke viel, viel mehr erhofft.
Bryan Lasme (Arminia Bielefeld): Ja, er ist der schnellste Spieler der Schalker, fünf Scorerpunkte nach 24 Spieltagen (drei Tore, zwei Vorlagen) sind aber viel zu wenig. Die Fans sind stets skeptisch, wenn Lasme spielt - weil ihm häufig der Ball verspringt, seine Ballannahme unsauber ist. Ex-Trainer Reis sprach nach einem Testspiel in der Vorbereitung von einer „Lederallergie“ - das war keine große Hilfe für Lasme.
1 Ball (Fehleinkauf)
Timo Baumgartl (PSV Eindhoven): Gemeinsam mit Seguin und Schallenberg sollte von den zahlreichen Neuen zum Gesicht der neuen Mannschaft werden. Er kam mit großer Erfahrung aus seiner Zeit in Stuttgart und bei Union Berlin, ist sicherlich ein Typ, keiner, der leise bleiben kann. Doch Schalke und Baumgartl - das scheint einfach nicht zu passen. So etwas passiert zuweilen im Profifußball. Seinen Stammplatz ist er schon lange los, von der 24 Zweitligaspielen bestritt er nur elf von Beginn an, sieben davon gingen verloren, S04 kassierte 22 Gegentore. Sowohl Baumgartl als auch Schalke hatten sich die gemeinsame Zeit ganz anders vorgestellt.
Fazit
Die Bilanz von Hechelmanns Zugängen ist nicht einmal schlecht, sondern „nur“ unterdurchschnittlich. Dass er an den Senioren im Kader festhielt (Ralf Fährmann, Marcin Kaminski, Dominick Drexler, Cedric Brunner, Simon Terodde), erwies sich im Nachhinein auch als falsch. Wobei das in allen fünf Fällen im Sommer noch nachvollziehbare Entscheidungen waren, da vier davon vor zwei Jahren zur Aufstiegsmannschaft gehörten und schon nachgewiesen haben, dass sie mit Druck umgehen können. Dass alle so nachlassen würden, kam nicht nur für Hechelmann, sondern auch für Fans unerwartet.
Anmerkung: Die Wintertransfers Darko Churlinov (Burnley) und Brandon Soppy (Bergamo) sind nicht berücksichtigt, da sie unter der Leitung von Marc Wilmots verpflichtet wurden.
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