Gelsenkirchen. Die Sorgen vieler Schalke-Fans sind groß. Wir haben uns am Trainingsplatz zu Trainer Karel Geraerts und dem Stimmungsboykott umgehört.
Bei zugigem Wind und winterlichen Temperaturen warteten am Montagnachmittag etwas mehr als 100 Fans auf die Mannschaft von Schalke 04. Wie zu jeder öffentlichen Trainingseinheit waren Fans aus der Umgebung angereist, um den Profis mal ganz nah zu sein und im Anschluss noch Autogramme und gemeinsame Fotos zu ergattern.
Doch zu Wochenbeginn mussten die Anhänger viel Geduld mitbringen. Statt um 14.30 Uhr kam die Mannschaft erst um 16.20 Uhr aus der Kabine. Bevor es auf den Platz ging, stand noch eine Krisensitzung an. Nach dem desolaten 0:3 in Magdeburg vom Wochenende sprachen zunächst Trainer Karel Geraerts und Sportdirektor Marc Wilmots zur Mannschaft – im Anschluss ging die Aussprache dann mannschaftsintern noch eine ganze Zeit weiter.
Die lange Wartezeit sorgte bei vielen Fans für Unmut. Einige waren längst wieder zu Hause als die Mannschaft mit 110-minütiger Verspätung endlich aus der Kabine kam. Doch zuvor sprachen einige von ihnen noch mit der WAZ über die aktuelle Situation. Diskussionsthemen waren neben der Krisensitzung am Montag vor allem der Stimmungsboykott zuletzt in Magdeburg und Trainer Karel Geraerts.
Was sagen die Schalke-Fans zum Stimmungsboykott vom Samstag?
Simon Berger, Heiden: „Ich war am Samstag Gott sei dank nicht in Magdeburg, aber ich kann den Frust verstehen. Die Leute fahren mehrere hundert Kilometer und sehen dann so eine desaströse Leistung – mal wieder. Ich bin in Berlin wieder dabei, aber so langsam haben ich und auch viele meiner Kollegen die Schnauze voll. Generell sollte die Mannschaft unterstützt werden, aber es muss auch etwas zurückkommen. Irgendwann ist der Ofen aus. Man kann schlecht spielen, aber was da aktuell auf dem Platz passiert, ist eine Katastrophe, da gibt es keine Worte mehr für.“
Marvin List, Gelsenkirchen: „Es ist doch völlig normal, dass die Stimmung im Keller ist. Die Leistungen auf dem Platz stimmen einfach nicht. Das ist gar nichts. Ich kann jeden Fan verstehen, der sauer ist.“
„So eine schlechte Schalker Halbzeit habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen“
Daniel Braun, Espelkamp: „Ich kann die Reaktion komplett nachvollziehen. Die Mannschaft muss auch in den Auswärtsspielen mal wieder etwas zurückgeben, Leistung bringen. Wir alle sind enttäuscht.“
Arno Pfaff, Recklinghausen: „Viele Fans opfern ihr ganzes Wochenende und viel Geld für Schalke. Wenn man sich dann so eine Leistung anschauen muss, ist es völlig nachvollziehbar, dass die Unterstützung ausbleibt. Eine so schlechte Schalker Halbzeit habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.“
Franz-Josef Petereit, Gelsenkirchen: „Die Fußballer haben auf dem Platz ihre Leistung nicht abgerufen – da ist es doch nur folgerichtig, dass die Fans sie nicht unterstützen. 1954 war ich in der Glückauf-Kampfbahn das erste Mal bei einem Schalke-Spiel, aber inzwischen vermisse ich das Eingefleischte im Verein immer mehr.“
Ist Karel Geraerts noch der richtige Trainer für Schalke 04?
Simon Berger, Heiden: „Ganz ehrlich: Die ganze Drexler-Nummer macht mich wahnsinnig. Ich vermisse ihn als Typen auf den Platz. Auch er macht mal ein schlechtes Spiel, aber er war in der Bundesliga ein Leistungsträger. Stattdessen spielt wieder jemand wie Idrizi, der seit Wochen keine Leistung bringt. Magdeburg hat am Samstag genau so gespielt, wie es in den Medien vorhergesagt wurde und trotzdem war der Trainer davon scheinbar überrascht. Überzeugt bin ich von Geraerts nicht mehr, aber wen sollten wir jetzt holen? Ganz schwierig.“
Marvin List, Gelsenkirchen: „Immer mehr Leute sagen: ‚Der Trainer muss weg.‘ Aber das ist Schwachsinn. Die Spieler sind verantwortlich für die Krise. Es bringt nichts, alle sechs Monate den Trainer zu tauschen. Wir sollten Karel Geraerts noch eine Chance geben. Schon, weil es keine Alternativen gibt.“
Daniel Braun, Espelkamp: „Ich denke, man sollte es noch weiter mit Geraerts probieren. Der Trainer ist nicht der Alleinschuldige.“
Schalke-Fan: „Das ist erbärmlich“
Arno Pfaff, Recklinghausen: „Wir haben um die Mannschaft herum so viele Fachkräfte – Leute wie Büskens, Asamoah, Wilmots, sie waren alle tolle Fußballer auf Schalke. Sie müssten doch Lösungen für unser Problem haben. So können wir nicht mehr weiter Fußball spielen, das ist erbärmlich. Insgesamt kommt mir Karel Geraerts ein bisschen leblos vor. Ich würde mir wünschen, dass er im Training und auch in den Spielen mehr tobt, mehr schreit und versucht, von der Seitenlinie einzugreifen. Generell ist mir ein Trainerwechsel zu einfach. Aber wenn die Verantwortlichen es wirklich durchziehen sollten, würde ich mir Mike Büskens wünschen. Mit ihm wäre wieder mehr Feuer drin.“
Franz-Josef Petereit, Gelsenkirchen: „Geraerts kommt scheinbar bei der Mannschaft nicht an. Das Grundlagentraining hat er verbessert, die Mannschaft ist endlich fit – das ist okay. Die spielerische Finesse fehlt mir aber komplett. Ich wünsche mir für den Saisonendspurt einen Trainer, der hier aus dem Stall kommt wie Mike Büskens. Es muss jemand sein, der Schalke kennt und versteht. Ein externer Trainer bräuchte wieder Eingewöhnungszeit.“
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