Gelsenkirchen. Henning Matriciani erlebt eine Auf-und-Ab-Saison. Dennoch wird er heute für Schalke in Kiel zu seinem 18. Einsatz kommen - am 21. Spieltag.
Wie es Henning Matriciani gerade geht, ist ihm schwierig anzusehen. Ob er nun spielt oder nicht, seine Mimik ist stets ähnlich – wenn er auf dem Platz steht, ist er nicht übertrieben euphorisch, wenn nicht, wirkt er nicht allzu enttäuscht. Interviews gibt er ohnehin ungern, er ist kein Mann für die Schlagzeilen.
Dennoch erlebt der Verteidiger des FC Schalke 04 gerade eine Auf-und-Ab-Saison. Und die geht nun in die nächste Runde. Als gefeierter Spieler, von den Fans „Fußball-Gott“ genannt, ging er nach dem Bundesliga-Abstieg im Mai 2023 in die Sommerpause, hatte gerade einen bis Juni 2026 gültigen Vertrag unterschrieben. Bei der U21-Europameisterschaft absolvierte er alle Spiele für Deutschland – wie im Märchen. Er bekam verlängerten Urlaub.
Schalke-Trainer Karel Geraerts hat viele Optionen
Er kehrte zurück, als Schalkes Profis nach zwei Wochen Vorbereitung gerade ins Trainingslager nach Mittersill aufgebrochen waren und schon nach wenigen Tagen stellte sich die Frage: Wo soll Matriciani überhaupt spielen? Seine Flexibilität war in der Abstiegssaison sein Glück, aber Ex-Trainer Thomas Reis hatte die Plätze in der Abwehrkette für die Zweitliga-Saison schon früh vergeben. Nicht an Matriciani. Auf der rechten Seite setzte Reis auf Cedric Brunner, für die linke Seite suchte Schalke – offen kommuniziert – einen Neuen (später kam Derry John Murkin), in der Innenverteidigung hatten Leo Greiml und Marcin Kaminski die Nase vorn, auch der junge Ibrahima Cissé drängte ins Team. Auf der linken Seite hatte der 23 Jahre alte Matriciani in der Bundesliga überzeugt, nun verkündete Reis, ihn eher auf der rechten Seite zu sehen.
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Und tatsächlich lief die Saison für ihn direkt mies. Von den ersten acht Spielen bestritt er nur eins über 90 Minuten, saß zweimal während der kompletten Spielzeit auf der Ersatzbank. Erst eine Verletzung von Cedric Brunner brachte ihn zurück in die Startelf, und dort blieb er auch nach dem Trainerwechsel von Reis über Matthias Kreutzer zu Karel Geraerts. Auch in verschiedenen Systemen, ob im 4-3-3 oder 3-5-2. Dabei fiel schnell auf, dass Matriciani zwar Grätschen beherrscht und seine Vorzüge in der Defensive hat – aber ein Aufstiegskandidat in der 2. Bundesliga muss auch in der Offensive funktionieren. Flanken, Standards, Risikopässe, Spielverständnis – Matriciani kann das nicht. Als sich auch in der Defensive individuelle Fehler häuften und er durch einfachste Tricks auszuspielen war, geriet der Fußball-Gott auch bei den treuesten Fans in die Kritik. Und die Schalker formulierten am Ende der verkorksten Hinrunde: Ein neuer Rechtsverteidiger steht auf der Scoutingliste für den Winter auf Platz eins.
Schalke holte Rechtsverteidiger Brandon Soppy
Nachdem Brunner zurückgekehrt war, musste Matriciani seinen Platz räumen, saß viermal auf der Bank. Noch bitterer für ihn: Die Schalker holten tatsächlich einen Mann für seine Position: Brandon Soppy ist für sechs Monate von Atalanta Bergamo ausgeliehen. Doch vor einer Woche, als Schalke kurz nach Soppys Verpflichtung Eintracht Braunschweig mit 1:0 niederrang, fehlte Brunner wegen einer Gelb-Sperre. Es spielte: Matriciani, sein 17. Saison-Einsatz im 20. Spiel. Und schlecht machte er seine Sache nicht.
Trainer Karel Geraerts hatte für das Spiel bei Holstein Kiel (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) die Qual der Wahl. Er entschied sich aber wieder für Matriciani. Neuzugang Soppy schafft es nicht mal in den Kader. Brunner hatte während der Woche wegen einer Krankheit einige Einheiten verpasst. Und Soppy zeigte beim 4:1-Test gegen Drittligist Verl, dass er noch Matchpraxis benötigt und nicht sofort eine Unterstützung ist.
Schalke-Trainer Karel Geraerts lobt Matriciani
Und Geraerts lobte Matriciani, wie so oft in dieser Saison. Diese Zeitung sprach den Trainer darauf an, wer in Kiel auf der rechten Seite verteidigen würde. Geraerts sagte: „Cedric war fünf Tage krank, wir müssen schauen, wie fit er sich fühlt. Das werde ich in meine Gedanken einfließen lassen. Ich weiß, dass Henning viel kritisiert wird, aber ich war glücklich, was er gegen Braunschweig gezeigt hat. Einmal mehr war zu sehen: Wenn ich ihn in die Startaufstellung schicke, wird er sein Maximum geben. Das ist vorbildlich für weitere Spieler. Mindset, das Henning hat, ist ein Paradebeispiel für viele Spieler, nicht nur auf Schalke, sondern überall.“
Nun kommt Matriciani im kühlen Norden zu seinem 18. Saisoneinsatz. Und wie er das findet, wird ihm wieder kaum anzumerken sein.
So spielen Holstein Kiel und Schalke 04
Kiel: Weiner – Schulz, Erras, Kleine-Bekel – Mees – Becker, Porath, Remberg, Rothe – Skrzybski, Machino. Trainer: Rapp
Schalke: Müller – Matriciani, Kalas, Kaminski, Murkin – Schallenberg – Seguin, Churlinov, Idrizi – Karaman, Terodde. Trainer: Geraerts
Schiedsrichter: Dr. Arne Aarnink
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