Gelsenkirchen. Clemens Tönnies hat Kritik an der Vereinspolitik von Schalke 04 geübt. Sein Nachfolger Axel Hefer lässt sich das nicht gefallen und kontert.
Oft äußert sich Axel Hefer (46) nicht in der Öffentlichkeit – der Aufsichtsrats-Vorsitzende des Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04 will ein Aufseher sein, der die Vereinsstrategie festlegt, sich aus dem Tagesgeschäft aber heraushält. Am Mittwoch aber schaltete sich Hefer in eine Diskussion ein, die der langjährige Aufsichtsrats-Vorsitzende Clemens Tönnies (67) im Gespräch mit dieser Redaktion ausgelöst hatte.
„Die katastrophale Entwicklung der vergangenen drei Jahre treibt doch jedem Schalker Tränen in die Augen“, hatte Tönnies gesagt. Und weiter: „Schalke steht sportlich und wirtschaftlich vor dem Abgrund.“ Tönnies bot aber „Rat und Tat“ an und dass er über sein „Netzwerk ein gutes Team finden“ könne.
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Schalke-Chef Hefer kontert: „an den Rand des Abgrunds gebracht“
Darauf reagierte Tönnies‘ Nach-Nachfolger Hefer am Mittwoch und äußerte ebenfalls Kritik: „In meinen Gesprächen mit Clemens Tönnies, zuletzt im Rahmen eines Sponsorentreffens im Dezember 2023, ging es von seiner Seite nicht um konkrete Vorschläge zur Zusammenarbeit oder mögliche Netzwerke zur Unterstützung. Sein zentrales Thema war stattdessen, „dass wir deutlich mehr Geld in den Sport investieren sollten. Dass das aufgrund der hohen Schulden, die in wesentlichen Teilen vor 2020 gemacht wurden, gar nicht möglich ist, wird dabei gerne unterschlagen. Allein die Zinslast betrug zuletzt rund acht Millionen Euro pro Jahr. Es war genau diese Strategie, den Sport auf Pump zu finanzieren, die den Verein vor drei Jahren an den Rand des Abgrunds gebracht hat.“
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Hefer und Tönnies kennen sich seit vielen Jahren. 2014 wurde er erstmals in den von Tönnies geführten Aufsichtsrat gewählt und machte sich schnell als Kritiker des langjährigen Vereinspatrons einen Namen. Im Jahr 2015 ließ Hefer ein externes Gutachten über die Geschäftsordnung des Klubs anfertigen – konkret ging es um den sogenannten Eilausschuss des Aufsichtsrats um Tönnies, der viele Entscheidungen auf dem kurzen Dienstweg getroffen hatte. Hefer wurde daraufhin vom Ehrenrat für drei Monate suspendiert – wegen des Verrats von Vereinsinterna. Dagegen klagte er und bekam Recht.
Tönnies sprach damals in einer Mitgliederversammlung von einem „Klima des ständigen Misstrauens im Aufsichtsrat“, nachdem Hefer zwei Mitstreiter gefunden hatte. „Der Aufsichtsrat ist tief gespalten“, sagte Tönnies. Hefer wurde 2017 aus dem Gremium gewählt, bemühte sich aber stets um eine Rückkehr. Im April 2021 rückte er für den ausgeschiedenen Ulrich Köllmann nach, drei Monate später wurde er zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt – anderthalb Jahre, nachdem Tönnies zurückgetreten war.
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Axel Hefer führt Schalke 04 ganz anders als Clemens Tönnies
Seitdem bemüht sich Hefer darum, den Verein in nahezu jedem Bereich anders zu führen als Tönnies. Im Gegensatz zu Tönnies ist der von Hefer geführte Aufsichtsrat sehr fannah, einige Mitglieder sind sogar Teil der aktiven Fanszene. Tönnies stand und steht den Ultras Gelsenkirchen sehr kritisch gegenüber. Auch was Auftritte in der Öffentlichkeit betrifft, sind die beiden sehr unterschiedlich. Das hob Hefer in seinem Statement hervor: „Wir sind davon überzeugt, dass wir die derzeitige Situation erfolgreich bewältigen werden, so herausfordernd sie insgesamt aktuell ist. Unser Verständnis für die Sorgen vieler Mitglieder und Fans, insbesondere aufgrund der sportlichen Situation, ist groß. Ein ständiges Kommunizieren über einzelne Medien ist allerdings nicht zielführend, sondern sorgt nur für Unruhe und schadet Schalke. Genau deshalb führt der Vorstand aktuell viele persönliche Gespräche, zum Beispiel mit unseren Sponsoren. Matthias Tillmann war zuletzt bei Veltins und am Montag bei Tönnies.“
Schalke: Sponsoren machen sich Sorgen
Auch einige Sponsoren äußerten ihre Sorge um die Zukunft des Vereins – von der Bild-Zeitung wurden außer der Tönnies-Firma Böklunder noch Veltins, HRS, Hagedorn und Stölting hinzugezählt. Und wenigstens in einem Punkt sind sich Hefer, Tönnies und die weiteren Sponsoren einig: Sie wollen, wie sie immer wieder ansprachen, das Beste für Schalke 04. Deswegen werden sie sich bei aller Verschiedenheit noch häufiger gegenüber sitzen.
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