Kaiserslautern. Ralf Fährmann droht gegen Braunschweig die Bank, Marius Müller könnte eine Chance bekommen. Die Zahlen sprechen klar für den Herausforderer.
Schon 45 Minuten vor dem Anpfiff gab es am Freitag im Fritz-Walter-Stadion die ersten Pfiffe für einen Profi von Schalke 04. Einige Fans des 1. FC Kaiserslautern nehmen Torwart Marius Müller seinen Wechsel von den Roten Teufeln zu RB Leipzig im Jahr 2016 noch immer übel und lassen den Torwart das auf dem Rasen spüren.
Diese Pfiffe waren allerdings nur harmloses Vogelgezwitscher im Vergleich zu dem Unmut, den die Schalker nach Spielende zu spüren bekamen. Als die 1:4-Pleite in Kaiserslautern besiegelt war, mussten sich die Profis vor dem Gästeblock laute Pfiffe und sogar Schmähgesänge gefallen lassen. Auch Torwart Marius Müller stand vor dem Block – wenngleich er als Ersatztorwart keinen Anteil an der peinlichen Niederlage hatte.
Schalke: Trainer Karel Geraerts vermeidet Bekenntnis zu Ralf Fährmann
Nach seiner langwierigen Sehnenverletzung im Adduktorenbereich ist der 30-Jährige zwar wieder fit, doch seinen Stammplatz im Tor der Schalker hat er während seiner Verletzungspause an S04-Urgestein Ralf Fährmann verloren. Noch im Trainingslager sprach Trainer Karel Geraerts dem 35 Jahre alten Routinier sein Vertrauen aus. Fährmann bleibe erst einmal die Nummer eins, hieß es.
Ob Fährmann auch im kommenden Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig an Samstag (13.30 Uhr/Sky) noch im Tor stehen wird, ist fraglich. Denn die 1:4-Pleite in Kaiserslautern geht auch auf seine Kappe. Beim 0:1 wehrte Fährmann einen Freistoß von Marlon Ritter genau vor die Füße von Ragnar Ache ab und servierte dem FCK-Stürmer das Tor so auf dem Silbertablett. Auch beim 1:4 sah Fährmann schlecht aus, als er einen unplatzierten Schuss von Aaron Opoku von seinen Handschuhen ins Netz flutschen ließ.
Die Rufe nach einem Torwartwechsel werden immer lauter, doch setzt Geraerts Fährmann tatsächlich schon jetzt auf die Bank – nur zwei Pflichtspiele, nachdem er ihn als Nummer eins bestätigte? Ein klares Bekenntnis zu Ralf Fährmann vermied der S04-Trainer auf der Pressekonferenz am Freitag in jedem Fall. „Es bringt nicht mit dem Finger auf Ralle zu zeigen, den Torwart verantwortlich zu machen“, sagte der 42 Jahre alte Belgier auf WAZ-Nachfrage und kündigte an, die Niederlage zu analysieren und anschließend Einzelgespräche mit einigen Spielern zu führen. „Ich werde tun, was das Beste für das Team ist“, so Geraerts.
Schalke: Marius Müller mit Top-Werten in der 2. Bundesliga
Fakt ist, dass Ralf Fährmann in seinen bislang neun Saisonspielen nicht der erhoffte Rückhalt war. An seine starken Leistungen der Bundesliga-Rückrunde 2022/23 konnte er nicht anknüpfen. Das zeigen schon die Zahlen. Fährmann wehrte nur 51 Prozent der Schüsse ab, die auf sein Tor kamen und wackelte auch mit dem Ball am Fuß. Nur 69 Prozent seiner Pässe kommen in der laufenden Saison beim Mitspieler an, seine Passquote bei langen Bällen liegt sogar nur bei 40 Prozent.
Bevor sich Müller im September an den Adduktoren verletzte, war er in all diesen Kategorien besser als sein Konkurrent Fährmann: 69 Prozent abgewehrte Schüsse, 74 Prozent Passquote, 49 Prozent angekommene lange Bälle. Deutlich stärker ist Marius Müller auch mit Blick auf zu erwartende Gegentore (xGA) in der laufenden Saison. Unter Berücksichtigung aller Schüsse des Gegners, die auf Müllers Tor abgegeben wurden, hat er 4,3 Tore weniger kassiert, als es statistisch zu erwarten wäre (zweitbester Wert aller Zweitliga-Torhüter). Ralf Fährmann hingegen hat fünf Tore mehr kassiert als es mit Blick auf die xGoals statistisch zu erwarten wäre (viertschlechtester Wert aller Zweitliga-Torhüter).
Schalke: Die Mentalität spricht für Marius Müller
Was noch für Marius Müller spricht, ist seine Mentalität: Der 30 Jahre alte Ex-Lauterer ist ein Lautsprecher auf dem Platz, agiert sehr emotional und reist seine Teamkollegen auch von der Torwartposition aus mit – das ist Ralf Fährmann zuletzt nicht gelungen.
Und der blamable Auftritt in Kaiserslautern hat gezeigt: Einen charakterstarken Anführer wie Müller könnten die Schalker in den kommenden Wochen gut brauchen – vor allem im kommenden Schicksalsspiel im Abstiegskampf gegen den Tabellennachbarn aus Braunschweig am Samstag. „Um da unten rauszukommen, müssen wir kämpfen, kämpfen und nochmal kämpfen“, gab Trainer Geraerts bereits die Marschroute vor. Marius Müller ist prädestiniert dafür.
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